Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, den Pflanzenschutz auszulagern? Wie das funktioniert, zeigt das Beispiel von Helmut Edlinger aus Aschbach-Markt (NÖ).
Vom kleinen 8 ha-Nebenerwerbsbetrieb bis zum 200 ha-Betrieb ist bei den Kunden von Lohnunternehmer Helmut Edlinger alles dabei. „Ich erledige für insgesamt 110 Landwirte den Pflanzenschutz“, so der 36-Jährige aus Aschbach-Markt in NÖ. Mit seinen zwei selbstfahrenden Spritzen bringt er jährlich Pflanzenschutzmittel auf etwa 4000 ha aus.
Nicht ohne Grund beauftragen Bauern einen Lohnunternehmer wie Helmut Edlinger für den Pflanzenschutz. „Meine Spritzen sind am neuesten Stand der Technik.
Wie Kunden profitieren
Gerade für kleine Betriebe lohnt es sich nicht, in moderne Maschinen und einen eigenen Pflegetraktor samt Bereifung zu investieren“, so Edlinger. Der Lohnunternehmer übernimmt auch die gesetzlich festgelegten Überprüfungen und das Service der Spritzen.
Um weitere Vorteile wissen die Kunden des Niederösterreichers Bescheid. „Wenn ich den Pflanzenschutz auslagere, brauche ich weder die richtigen Wirkstoffe auswählen, noch die Produkte lagern“, argumentiert Paul Latschenberger, dessen Vater bereits Kunde von Edlinger war.
Zusammen mit seinem Schwager Julian Prantner bewirtschaftet der 25-Jährige einen Ackerbaubetrieb mit 220 ha. Auch das Kunstdüngerstreuen übernimmt für Latschenberger Agrar ein Lohnunternehmen. Im Gegenzug haben sich die beiden auf Maisanbau im Lohn spezialisiert.
Lagerlogistik inklusive
Edlinger hat zusätzlich einen gewerblichen Agrarhandel. Dort vertreibt er auch Spritzmittel. Ein genehmigtes Lager ist also sowieso vorhanden. Obendrein ist Edlinger ausgebildeter Schädlingsbekämpfungsmeister. Neben dem Gewerbe bewirtschaftet er auch einen eigenen Ackerbaubetrieb mit 85 ha.
Dass es auch weniger Bürokratie für Landwirte bedeutet, den Pflanzenschutz abzugeben, erklärt Johannes Fehringer, ebenfalls Kunde bei Edlinger: „Helmut macht mir das Leben einfacher. Was er ausbringt, zeichnet er auf. Bei Kontrollen habe ich alles detailliert bei der Hand.“ Der 47-Jährige führt einen Rindermastbetrieb mit 250 Maststieren. Dabei bewirtschaftet er 8 ha Grünland und 50 ha Ackerland mit überwiegend Mais. „So kann ich mich vor allem in Saison-spitzen völlig auf meinen Rindermastbetrieb konzentrieren“, resümiert Fehringer.
Die langjährige Geschäftsbeziehung der beiden macht sich auch in der Praxis bemerkbar. „Mittlerweile kennt er meine Flächen und weiß was ich will. Da läuft der Pflanzenschutz wie von selbst“, bemerkt der Rindermäster.
Bis zu 29 € pro Hektar
Am Anfang der Saison verschafft sich Edlinger zunächst einen Überblick über die Früchte, Feldstücke und deren Entfernung. „Danach legen wir gemeinsam die Strategie fest: Gibt es Spezialunkräuter? Ist das Ziel eine hohe Qualität? Wie viel soll investiert werden“, zählt der Landwirtschaftsmeister auf. Je nachdem bezahlen die Kunden dann einen Preis von 19 bis 29€ pro ha. „Restmengen von Pflanzenschutzmitteln bleiben durch die großen ha-Zahlen fast keine“, schildert der Lohnunternehmer.
Der Niederösterreicher berechnet auch die kürzeste Wegstrecke zwischen den jeweiligen Flächen. Bei der Wasserversorgung geht es ebenso um Effizienz. „Zusätzlich zu einem Tankanhänger mit 3000 l haben wir drei stationäre Wassertanks mit jeweils 5000 l an stark frequentierten Flächen“, erläutert der Lohnunternehmer.
Beim Ausbringen vertraut er auf zwei ganzjährig angestellte Fahrer. Außerhalb der Saison sind sie im Agrarhandel tätig. Wenn jemand krank werden sollte, gibt es Ersatzfahrer oder Edlinger selbst springt ein. „Die beiden Fahrer haben Ahnung von Pflanzenschutz. Wenn sie vor Ort sehen, dass beispielsweise Disteln in der Kultur sind, reagieren sie darauf“, erläutert Edlinger. „Durch Warndienste und die Kunden im Agrarhandel wissen wir über den Krankheitsdruck in der Region meist vorab Bescheid.“
Aber auch dem besten Fahrer können Fehler unterlaufen. Dafür hat Edlinger eine Versicherung. Hat also ein benachbarter Bio-Bauer einen Spritzschaden, übernimmt Edlingers Versicherung die Haftung. Zusätzlich setzt Edlinger auf Handschlagqualität. Angenommen, es regnet kurz nach einer Überfahrt und die Wirkung bleibt aus: Dann übernimmt Edlinger die Kosten für eine weitere Ausbringung. „Diese Verlässlichkeit schätzen wir an Helmut“, erzählt Julian Prantner.
Die Wahl der Spritze
Selbst ein kompetenter Lohnunternehmer ist letztlich angewiesen auf seine Spritztechnik. Bei Edlinger sind das zwei Selbstfahrer der Marke Househam. Sie besitzen Doppelflachstrahldüsen und GPS-Teilbreitenschaltung. Mit einer Arbeitsbreite von 24 m, klappbar auf 12 m, will Edlinger auf kleinen und großen Flächen effektiv arbeiten. Das Fassungsvermögen beträgt jeweils 3000 l.
„Für unsere Entscheidung war das relativ geringe und gleichmäßig verteilte Gewicht ausschlaggebend. Bei einem Durchschnittsniederschlag von 800 l/Jahr müssen feuchte Böden schnell wieder befahrbar sein“, präzisiert Edlinger. „Außerdem sind bei Househam viele gängige Komponenten verbaut.“ Die Lieferzeit für Ersatzteile beträgt laut Edlinger maximal zwei Tage. Auf Sicht kontrolliert man die Spritzen täglich. Im Winter werden sie dann generalüberholt.
Mit seiner 1000 l-Anbauspritze und einer Arbeitsbreite von 12 m stieß er 2006 mit 1500 ha Flächenleistung an seine Grenzen. Daraufhin investierte der Lohnunternehmer. 2007 folgte der erste Selbstfahrer. Das gleiche Modell erwarb er 2011 gebraucht noch einmal.
Aktuell ist Edlinger wieder an der Kapazitäts-Grenze. Grund ist der hohe Maisanteil in der Region. Nachfrage gäbe es genug. „Bevor jedoch die Qualität leidet, weise ich lieber Landwirte ab“, argumentiert der 36-Jährige. Der Maiswurzelbohrer ist in der Region bislang kein Thema.
Froh über Spezialisten
Dennoch hat der Landwirt dazu jedoch Tests durchgeführt. In 1,8 m hohe Kulturen ist er mit seinen Spritzen schon gefahren. Für die kommende Saison will Edlinger alle Flächen und Früchte digitalisieren. Mithilfe des Programmes Farmdok sollen die Kunden tagesaktuell Einsicht in die Ausbringungsdaten haben. Aber auch bislang sind Latschenberger und Prantner zufrieden mit Edlingers Arbeit. Ebenso sieht es Johannes Fehringer: „Ich bin froh, dass ich mich nicht selbst um den Pflanzenschutz kümmern muss. Dafür habe ich in Helmut einen Spezialisten gefunden.“
torsten.altmann@topagrar.at