Die stark gestiegenen Rapspreise dürften trotz gleichzeitig hoher Betriebsmittelpreise den Anbau auch für die kommende Saison attraktiv machen. Doch welche Sorte wählen? Hier unsere Empfehlungen.
Neue Rapssorten gestatten ein breiteres Aussaatfenster. Der Anbautermin sollte sich daher eher nach der Vorhersage der nächsten Niederschläge als dem Kalender ausrichten. Ist der Raps aufgelaufen, ist unbedingt das Auftreten mit Rapserdfloh regelmäßig zu kontrollieren.
Die Larven des Rapserdflohs dringen über die bodennahen Blattstiele in die junge Pflanze und können bis zum Vegetationskegel durchfressen. Befallene Pflanzen reagieren mit dem Austrieb der seitlichen Adventivknospen, ein verspäteter, ungleichmäßiger Blühverlauf und Ertragseinbußen sind vorprogrammiert.
Schwefelversorgung Beachten
Trotz der hohen Düngerpreise ist auf eine ausreichende Schwefelversorgung zu achten. Diese verbessert auch die Wirkung der N-Versorgung. Im Frühjahr, zu Vegetationsbeginn, ist nach den Richtlinien für die sachgerechte Düngung eine Schwefeldüngung von rund 30 bis eher 50 kg Schwefel je Hektar zu empfehlen. Übersieht man diesen Bedarf, sind bei Mangelerscheinungen Erträge unter 1000 kg je Hektar keine Seltenheit.
Das Wasserrübenvergilbungsvirus (Turnip yellow virus, TuYV) hat sich mittlerweile über alle Anbaugebiete verbreitet und wird durch Blattläuse, vor allem Grüne Pfirsichblattlaus, übertragen. Die Züchtung hat darauf reagiert und TuYV-resistente Sorten werden bereits angeboten. Alle neuen Sortenkandidaten verfügen nunmehr über diese Resistenz.
Kommen wir damit zu den Details der Sorten. Eine Übersicht mit den Merkmalsausprägungen der in Österreich aktuell gelisteten Winterrapssorten finden Sie auf unserer Homepage: Scannen Sie dafür einfach den nebenstehenden CR-Code ein.
Bei den Hybridsorten herkömmlichen Wuchstyps gab es 2021 sechs Neuzulassungen:
DK Exlevel zeigt eine langsame bis mittlere Frühjahrsentwicklung, blüht und reift spät. Bei mittlerem Ölgehalt liegt DK Exlevel im Trockengebiet im Korn- und Ölertrag gleichauf mit Ambassador oder Architect, im Feuchtgebiet bleibt sie unter Absolut, Ambassador oder Artemis. Die Sorte ist langwüchsig bei guter Standfestigkeit. Positiv zu vermerken ist die gute Widerstandskraft gegenüber Sclerotinia und Phoma (APS 3).
DK Excited, mittelspät reifend, bestach durch sein sehr hohes Ertragspotenzial. Zusammen mit dem hohen Ölgehalt übertrifft DK Excited alle früher gelisteten Hybriden in beiden Anbaugebieten sowohl im Korn- als auch im Ölertrag deutlich. Die langwüchsige Sorte mit mittlerer Standfestigkeit wird von Sclerotinia nur sehr gering bis gering befallen (APS 2).
LG Antigua zeigte bei einer mittleren Frühjahrsentwicklung und mittelfrühen Blüte- und Reifezeit mittlere Kornerträge. Mit dem hohen Ölgehalt erreicht LG Antigua überdurchschnittliche Ölerträge. Die Sorte ist langwüchsig aber gut standfest, weniger günstig die mittlere Anfälligkeit für Sclerotinia.
LG Apollonia, mittelrasch in der Frühjahrsentwicklung und mittelspät in der Abreife, überzeugte durch hohe Mehrleistungen im Korn- und Ölertrag, die vor allem im Trockengebiet sehr deutlich ausgeprägt waren. Im Feuchtgebiet ist LG Apollonia ertraglich der Sorte Absolut vergleichbar, zu Artemis blieb sie knapp unterlegen. Die Sorte ist trotz des hohen Wuchses gut standfest und mit der sehr geringen bis geringen Anfälligkeit für Sclerotinia (APS 2) und der geringen Anfälligkeit für Phoma (APS 3) eine gesunde Sorte.
LG Auckland mit später Abreife brachte deutlich überdurchschnittliche Korn- und Ölerträge in beiden Anbaugebieten. Gepaart mit dem hohen Ölgehalt liegt LG Auckland im Ölertrag im Spitzenfeld der Neuregistrierungen. Der Hybrid ist langwüchsig und mittel standfest. Die Anfälligkeit für Sclerotinia und Phoma ist gering bis mittel (APS 4) ausgeprägt.
Der mittelspät reifende Hybrid LG Aviron wies Vorteile im Korn- und Ölertrag im Trocken- als auch im Feuchtgebiet auf und ist hier Artemis nahezu ebenbürtig. Die Sorte ist langwüchsig und mittel standfest, zu beachten ist die mittlere Anfälligkeit für Sclerotinia (APS 5).
Aktuelle Hybriden für 2022
Folgend eine kurze Beschreibung aktueller Hybridsorten für den Anbau 2022: Ludger zeichnet sich mit einem hohen Ölgehalt und einem niedrigen Glucosinolatgehalt durch ihre Qualitätseigenschaften aus. Die Kornerträge liegen im Bereich des Standardmittels. Die langwüchsige Sorte zeigt ansonsten mittlere agronomische Eigenschaften.
Die am Markt bereits gut eingeführten Hybriden Absolut und Ambassador bringen in beiden Anbaugebieten mittlere bis leicht überdurchschnittliche Kornerträge. Absolut ist sehr hochwüchsig, die Standfestigkeit ist bei beiden mittelgut. Absolut ist für Sclerotinia gering anfällig. Anniston kombiniert eine rasche Frühjahrsentwicklung und eine frühe Reifezeit mit leicht unterdurchschnittlichen Korn- und Ölerträgen. Die mittelstarke Anfälligkeit für Phoma ist zu beachten.
Architect entspricht im Korn- und Ölertrag in beiden Anbauregionen, ist hochwüchsig bei guter Standfestigkeit und bei mittlerer Frühjahrsentwicklung mittelspät reifend. Artemis überzeugt in beiden Anbaugebieten mit hohen Kornerträgen und bei dem hohen Ölgehalt auch mit hohen Ölerträgen. Die hochwüchsige Sorte kombiniert eine gute Standfestigkeit mit einer geringen Krankheitsanfälligkeit.
Den Halbzwerghybriden ist eine langsamere Frühjahrsentwicklung eigen. Ihre Bezeichnung weist auf ihren kompakteren, kürzeren Wuchs hin. Dieser ist verbunden mit einer ausgezeichneten Standfestigkeit, einem niedrigeren Bestand, einer in der Regel auch gleichmäßigeren Abreife und bedingt damit auch die gute Mähdruscheignung dieses Wuchstyps.
Nicht füs Trockengebiet
Nach den Ergebnissen der AGES-Versuche ist bei diesem Wuchstyp die Ertragsminderung im Trockengebiet gegenüber dem Feuchtgebiet größer als bei den herkömmlichen Hybriden oder den Liniensorten. Die verzögerte Frühjahrsentwicklung kürzt die Zeitspanne für den Ertragsaufbau ein. Das führt bei anhaltendem Trockenstress während der Kornfüllung zu einem geringeren Ertragsniveau. Deshalb empfehlen sich Halbzwerghybride für Regionen mit besserer Wasserversorgung.
PX133 erzielt den höchsten Kornertrag in Feuchtlagen, der Glucosinolatgehalt ist sehr niedrig, die Sorte ist allerdings für Sclerotinia und Phoma mittelstark anfällig. PX128 und PX131, beide mittelspät reifend, weisen mittlere Korn- und Ölerträge bei einer besseren Standfestigkeit und geringerer Krankheitsanfälligkeit auf.
Im Liniensegment gab es keine Neueintragung! Von den bestehenden Sorten erzielt die Sorte Jeremy (Listung 2018) in diesem Segment einen hohen Ertrag bei einem mittleren Ölgehalt. Jeremy blüht früh bei einer mittleren Reife. Positiv ist auch der niedrige Glukosinolatgehalt. Randy, ebenfalls frohwüchsig mit zudem noch früherer Blüte und kürzerem Wuchs, liegt mit seinen Korn- und Ölerträgen knapp unter dem Standardmittel.
Ihr Kontakt zur Redaktion:torsten.altmann@topagrar.at