Blattkrankheiten beeinträchtigen bei der Zuckerrübe die Assimilationsleistung, lassen die Blätter absterben und verursachen den Neuaustrieb. Die Ertragsfähigkeit wird so deutlich verringert. Wie können Sie am besten gegensteuern?
Unter den Klimabedingungen der österreichischen Rübenanbaugebiete sind Cercospora-Blattflecken die Hauptursache für Ertragseinbußen durch Blattkrankheiten. Das Vorkommen von Echtem Mehltau ist deutlich weniger häufig. Vor allem im Trockengebiet tritt dieser jedoch auch immer wieder in bekämpfungswürdigem Ausmaß auf. Häufig wird er jedoch durch die bereits früher notwendigen Fungizidanwendungen gegen Cercospora miterfasst.
Hitze begünstigt Cercospora
Der langjährige Trend zu frühem Blattschluss begünstigt die frühe Infektion der Zuckerrübenblätter durch Cercospora beticola. Erst das Kleinklima im geschlossenen Bestand bietet die Verhältnisse, die der Pilz benötigt. Hohe Temperaturen im Sommer beschleunigen die Vermehrung des Pathogens im Bestand.
Darüber hinaus ist der Erreger bereits gegen viele Wirkstoffe resistent geworden. Von Strobilurinen ist bereits seit mehreren Jahren keine Wirkung gegen Cercospora beticola zu erwarten. Auch Triazole sind nur mehr eingeschränkt wirksam. Einzig einige Multisite-Wirkstoffe zeigen verlässliche Wirkung, wobei in Österreich aktuell nur Kupfer zugelassen ist.
Unterm Strich machen diese Faktoren eine frühere und häufigere Fungizidanwendung notwendig, als es bis vor etwa zehn Jahren gebräuchlich war. Das Risiko von Ertragseinbußen ist deutlich gewachsen und der Ruf nach toleranteren Rübensorten ist laut geworden.
Um die Wirksamkeit von Fungizidbehandlungen zu prüfen, haben wir auf drei Standorten mit unterschiedlich starkem Infektionsdruck durch Cercospora Feldversuche angelegt. Diese wurden vom Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus gefördert. Und zwar handelte es sich um:
- den Beregnungsstandort Franzensdorf im Marchfeld mit höchstem Infektionsdruck,
- den nicht beregneten Standort Trübensee bei Tulln mit hohem Infektionsdruck,
- den vorwiegend trockenen Standort Mailberg mit geringem bis mittlerem Infektionsdruck. Es wurden zwei gegenüber Cercospora unterschiedlich empfindliche Sorten ausgesät: Inge (Züchter Kuhn) als anfälligere Sorte (AGES Cercospora Einstufung: 6) und Principessa KWS (Züchter KWS) als tolerantere Sorte: (AGES Cercospora Einstufung: 4).
Auf allen Standorten haben wir die in Übersicht 1 beschriebenen Fungizidbehandlungen durchgeführt. Es erfolgten auf allen Standorten fünf Fungizidbehandlungen, die Varianten Praxisvar. IV und Praxisvar. BIO erhielten noch eine zusätzliche vorgezogene Behandlung mit Cuprofor flow vor dem Auftreten der ersten Symtome.
Die Spritztermine lagen zwischen dem 18. Juni (Erstbehandlung) und dem 8. September (5. Behandlung). Die vorgezogene Behandlung erfolgten zwischen dem 9. und 12. Juni.
Die erzielten Zuckererträge in Übersicht 2 zeigen, dass Mischungen mit Kupfer der alleinigen Anwendung von Difenoconazol deutlich überlegen sind. Die Anwendung von viermal 2,5 l Cuprofor flow ohne zusätzlichen Mischpartner erzielt auf den beiden nicht beregneten Standorten beste Ergebnisse. Die reduzierte Aufwandmenge reicht im niederschlagsreichem Jahr 2020 nicht für Spitzenerträge. Die Vorlage von 1,25 l Cuprofor flow in der Praxisvariante IV konnte nur am Beregnungsstandort Franzensdorf eine signifikante Mehrleistung erzielen.
Vor allem auf den Standorten mit hohem Befallsdruck (Franzensdorf und Trübensee) war im Spätsommer und Herbst auch auf den „guten“ Parzellen massiver Befall durch Cercospora-Blattflecken zu verzeichnen. Dies zeigt sich auch im um ca. 10 % besseren Ertrag der toleranteren Sorte Principessa KWS gegenüber der Sorte Inge. Der geringere Infektionsdruck in Mailberg konnte mit den meisten Fungizidvarianten gut im Griff behalten werden, und das Ertragsniveau der beiden Sorten lag gleichauf.
Empfehlungen für die Praxis
Aus den vorliegenden Versuchsergebnissen lassen sich folgende Empfehlungen für die heurige Praxis ableiten:
- Um Resistenzen zu begegnen, ist Wirkstoffwechsel ein Muss! Sonst vermehren sich die resistenten Pilze.
- Alle Fungizidanwendungen sollten ein Kontaktfungizid (Kupfer) enthalten.
- Zur letzten Spritzung wird ein Kontaktfungizid solo empfohlen.
- Rechtzeitige Applikationen sind Voraussetzung für die Wirkung, auch bei hochtoleranten Sorten!
- Die Bestandesentwicklung hat großen Einfluss auf die Infektionsbedingungen: Früher Blattschluss bedeutet hohes Risiko von früher Infektion!
- Bringen Sie die Fungizide bereits vor der Beregnung aus!
- Der Zeitpunkt der letzten Anwendung ist vom geplanten Erntetermin abhängig – innerhalb von sechs Wochen vor der Ernte ist kein Fungizideinsatz sinnvoll.
torsten.altmann@topagrar.at
Unser Autor
Friedrich Kempl, Agrana Zucker, Tulln