Zunehmende Resistenzen, neue Problemunkräuter: Der Herbizideinsatz in Soja ist mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Welche Strategie sollten Sie heuer wählen?
Die Unkrautbekämpfung im Sojaanbau stellt die Landwirte vor einige Herausforderungen. In einigen Anbaugebieten sind es vor allem die invasiven Neophyten wie Ambrosie und Spitzklette, welche schwierig zu bekämpfen sind.
Dazu kommt, dass beim Einsatz von ALS-Hemmern wie Harmony SX und Pulsar 40 bereits Resistenzen auftreten. Gänsefußarten und der Amarant werden dann mit reinen Nachauflaufvarianten nicht mehr bekämpft. Somit sollten Landwirte der Vorauflaufbehandlung mehr Bedeutung zukommen lassen.
Vorauflauf: Darauf achten
Vorauflaufpräparate müssen 3 bis 5 Tage nach der Saat auf feuchtem, feinkrümeligem Boden ausgebracht werden. Günstig wäre es, wenn in den nachfolgenden Tagen ausreichend Niederschlag fallen würde. Bei der Anwendung von Bodenherbiziden ist auch auf eine ausreichende Ablagetiefe der Samen von 4 cm zu achten.
Artist (2 kg/ha) ist sehr breit wirksam und hat im Vorauflauf die beste Wirksamkeit beim Schwarzen Nachtschatten. Auch Gänsefußarten und Amarant werden gut erfasst, soweit diese Unkräuter nicht triazinresistent sind. Artist darf nicht bei den Sojasorten Avesta, Atacama, ES Mentor, RGT Siroca, ES Senator und Daccor eingesetzt werden.
Spectrum Plus sollte in der Sojabohne aus Verträglichkeitsgründen nur mit 2,5 l/ha verwendet werden. Das gleiche gilt für die Kombination aus 1,5 l/ha Stomp Aqua + 2 l/ha Successor 600 bzw. 1,25 l/ha Dual Gold + 1,5 l/ha Stomp Aqua. Auf Dual Gold sollte in der Sojabohne, in Gebieten wo der Wirkstoff S-Metolachlor bzw. sein Metabolit S-Metholachlor-Sulfonsäure bereits im Grundwasser gefunden wird, verzichtet werden.
2019 wurde in der Sojabohne das Herbizid Proman als Notfallzulassung eingeführt. Das Mittel hat neben Artist im Vorauflauf eine gute Wirksamkeit bei der Ambrosie. Beim Auftreten von Ambrosie und Schwarzem Nachtschatten ist nach Vorlage von Proman eine Nachauflaufbehandlung mit Pulsar 40 notwendig. Eine Zulassung nach Artikel 53 wurde für Proman auch für 2020 wieder beantragt.
Wurzelunkräuter und der Zweizahn (Proman hat Teilwirkung) können im Vorauflauf nicht erfasst werden. Mit der Herbizidmischung Dual Gold und Stomp Aqua wird auch das Franzosenkraut nicht erfasst.
Die erste Nachauflaufbehandlung wird im 2 bis 4 Blattstadium der Unkräuter unabhängig vom Entwicklungsstadium der Sojabohne durchgeführt. Die zweite erfolgt 10 bis 14 Tage später nach Neuauflauf der Unkräuter. Eine gut ausgebildete Wachsschicht erhöht die Verträglichkeit. Herbizide gegen Ungräser erfassen diese ab ca. drei bis fünf Blättern bei warmer wüchsiger Witterung. Auch größere Pflanzen sind, sofern sie noch genügend benetzt werden können, gut bekämpfbar. Bei spätem Einsatz sind die Wartefristen der Gräserherbizide zu beachten.
Für Pulsar 40 gibt es eine reguläre Zulassung für die einmalige Anwendung von max. 1,25 l/ha. Damit kann neben Amarant, Weißer Gänsefuß und Borstenhirse vor allem der Schwarze Nachtschatten, aber auch Ambrosie (0,75-1 l/ha Pulsar 40 + 0,1 l/ha Silwet Top) im Nachauflauf bekämpft werden.
Für die Splitting-Anwendung wurde abermals eine Notfallzulassung beantragt. Harmony SX im Splitting mit jeweils 7,5 g/ha und Netzmittel zeigt eine einigermaßen gute Wirkung auf Distel und Winde. Aber auch Samenunkräuter wie Franzosenkraut, Amarant, Kamille, Zweizahn, Knöterich und Weißer Gänsefuß werden gut erfasst.
Oft wird die Mischung von 0,5 l/ha Pulsar + 7,5 g/ha Harmony SX mit Zellex CS auch zweimal ausgebracht. Damit sollte auch eine einigermaßen brauchbare Korrektur der Wurzelunkräuter möglich sein. Die Distel wird dabei im Rosettenstadium gut erfasst und die Winde muss eine Länge von mindestens 20 cm aufweisen. Die Bekämpfung der Gräser muss bei Mischungen von Pulsar 40 und Harmony SX in einem eigenen Arbeitsgang erfolgen.
Die LK Steiermark hat 2019 in Bad Radkersburg einen Herbizidversuch zur Bekämfpung der Ambrosie durchgeführt. Die Bedingungen für Vorauflaufmittel waren im Mai 2019 i sehr gut, da es unmittelbar nach der Vorauflaufbehandlung 40 mm Niederschlag gab. Die Verträglichkeit von Artist und Proman solo angewendet war sehr gut. Bei Kombinationen mit Spectrum und Spectrum Plus wurde die Verträglichkeit schlechter.
Ursache für die schlechte Verträglichkeit dieser Kombinationen könnte auch eine zu seichte Saatgutablage (2 bis 3 cm) gewesen sein. Die besten Wirkungen konnten mit 2 kg/ha Artist und Kombinationen von 2,5 l/ha Proman mit 0,75 bzw.1 l/ha Spectrum sowie mit der Kombination von 2,5 l/ha Spectrum Plus und 2,5 l/ha Proman erreicht werden.
richtigen Zeitpunkt wählen
Pulsar 40 wurde im Nachauflauf etwas zu spät eingesetzt, sodass vor allem bei schlechter Vorauflaufwirkung in Summe keine brauchbare Wirkung auf die Am-brosie erzielt werden konnte. Da Pulsar 40 mit höherer Aufwandmenge auch nur einmal eingesetzt werden kann, muss die Vorauflaufwirkung gut wirken, um einen entsprechenden Erfolg zu haben.
In der Nähe des Versuches der Landeskammer Steiermark hatte auch die Firma Belchim in Bad Radkersburg einen Standort mit Herbizidvarianten zur Bekämpfung der Ambrosie. Die nicht ausreichende Wirksamkeit von Spectrum Plus in Kombination mit Sencor Liquid auf die Ambrosie hat sich auch im Versuch der Belchim bestätigt.
Kombinationen von 0,75 l/ha Spectrum mit 2,5 l/ha Proman erreichen Wirksamkeiten von 70 bzw. 80% auf die Ambrosie. Bei rechtzeitiger Nachauflaufbehandlung mit 0,75 l/ha Pulsar 40 (2-Blattstadium der Ambrosie) konnte eine gute Wirkungssteigerung erreicht werden. Pulsar 40 sollte immer mit Netzmittel eingesetzt werden. Etwas überraschend war die sehr gute Wirksamkeit auf die Ambrosie von 7,5 g/ha Harmony SX + 0,5 l/ha Pulsar 40 und 0,1 % Zellex CS.
Die Wirkung von Harmony SX auf die Ambrosie ist gering. In Kombination mit Pulsar 40 scheint aber eine Wirkungsverstärkung möglich zu sein. In dieser Variante war aber auch die Vorauflaufwirkung gut. Die Variante mit 2,5 l/ha Proman und 1 l/ha Pulsar 40 in Folge zeigt, dass mit der Aufwandmenge von Pulsar 40 nicht gespart werden darf. 2 kg/ha Artist zeigten eine sehr gute Wirksamkeit auch ohne Nachlage von Pulsar 40.
torsten.altmann@topagrar.at