Die EU will bekanntlich den Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel reduzieren. Gesunde Sorten tolerieren verminderte Aufwendungen bei Fungiziden oder Wachstumsreglern. Sie verzeihen auch eher die nicht termingerechte Erledigung dieser Maßnahmen. Empfehlungen zum Weizenanbau 2022.
Seit Juli 2021 notiert der Qualitätsweizen (mind. 14 % Protein) im Mittel 29 €/t über dem Mahlweizen (Börse für landwirtschaftliche Produkte in Wien). Die Aufschläge sind durchwegs attraktiver als nach den Ernten 2017 bis 2020.
Es ist wahrscheinlich, dass gute Qua- litäten auch 2023 honoriert werden. Denn die Preise für Stickstoffdünger dürften auf absehbare Zeit hoch bleiben und der Anteil proteinreicher Weizenpartien tendenziell zurückgehen. Sorten mit höherem Proteingehalt brauchen weniger Stickstoff als Spätgabe und haben bei einem derartigen Szenario Vorteile.
Qualitätsweizen für den Osten
Die Züchter haben eine Reihe von Qualitätsweizen auf frühes Ährenschieben selektiert. Durch den zeitigen Beginn der Kornfüllung sind sie einem ab Mitte Juni einwirkenden Dürre- und Hitzestress nicht in dem Maße ausgesetzt. Allerdings nutzen solche Sorten produktive Umwelten mitunter ungenügend. Die im Pannonikum erzielten Ergebnisse belegen, dass sehr früh bis früh reifende Weizensorten gegenüber jenen mit mittelfrüher oder mittlerer Reife kein durchgängiges Ertragsplus aufweisen.
Activus hat in Ostösterreich mehrjährig überzeugt und ist ertragstreu, kann aber von der 2022 aufgetretenen Gelbrostrasse leichter infiziert werden. Auch der mittelfrüh reifende Axaro setzt ein geringeres Wasserangebot erfolgreich in Ertrag um, etwas knapp ausgeprägt ist der Proteingehalt. Artimus vereint einen kurzen Wuchs mit Frühreife und passt ebenfalls für trockene Bedingungen, die Müller schätzen die gute Mahlfähigkeit.
Der standfeste Ekonom eignet sich sowohl für die pannonische Region als auch das Alpenvorland, das Hektolitergewicht ist mittel.
Von Arameus gibt es erste Saatgutmengen, er nutzt den Stickstoff effektiv und zählt zu den eiweißreichen Qualitätsweizen. Monaco hat im Pannonikum und in feuchteren Anbaulagen gut entsprochen, das Hektolitergewicht ist beachtlich hoch. Für Rostkrankheiten ist Monaco mittel bis stärker anfällig.
Midas schöpft sein Ertragspotenzial bereits mit 380 bis 550 Ähren/m2 aus, die Schwäche bei Gelbrost hat ihm in den letzten Jahren kaum geschadet.
Aurelius kann mit Standfestigkeit, Schlechtwettertoleranz zur Reifezeit, einem hohen Hektolitergewicht und mittlerem Proteingehalt punkten. Im Feuchtgebiet ist auf die Anfälligkeit für Septoria tritici-Blattdürre und Ährenfusarium zu achten.
Der kurzwüchsige Christoph ist für dichtere Bestände dankbar und auswuchsfest, auf Infektionen durch Fusariumpilze reagiert er empfindlicher. Energo ist ein verlässlicher Weizen für Ostösterreich und klimatische Übergangslagen. Trotz des längeren Wuchses ist Bernstein standfest, die ursprüngliche Widerstandskraft gegen Braunrost besteht nicht mehr. Wegen seiner späten Reife empfiehlt er sich für gut wasserhaltende Böden, heuer blieb er öfter unter seinem Potenzial.
Mahlweizen fürs Feuchtgebiet
In feuchteren Anbaulagen dominieren die Mahlweizen im Anbau, hauptsächlich handelt es sich um Sorten der Backqualitätsgruppen 4 und 5.
Der im vergangenen Dezember regis-trierte SU Habanero weist ein solides Gesundheitsprofil auf, hat eine mittlere Halmlänge, reift mittelspät und markiert die Ertragsspitze. Er ist anpassungsfähig und eignet sich als Ethanolweizen ebenso für die pannonische Region.
Geringe Lagerneigung
Der kurzstrohige Thalamus geht auch bei hohem Stickstoffangebot kaum ins Lager. Tiberius reift einige Tage früher und ist – abgesehen vom Mühl- und Waldviertel – ertragsstark, der Braunrost muss mit einem Fungizid kontrolliert werden. Wertvoll sind das hohe Hektolitergewicht und eine ebensolche Mehlausbeute.
Apostel ist trotz des kürzeren Wuchses nur mittel standfest, eine Stabilisierung durch Wachstumsregler wird öfter nötig sein. Der kurzhalmige und spätreife WPB Calgary passt in alle Gebiete. Für Ährenfusarium ist er sensibler, die Maisstrohreste sollen sauber untergepflügt werden. Wegen des niedrigeren Hektolitergewichts wird er häufig innerbetrieblich genutzt. Gerald zählt zu den qualitätsbetonten Mahlweizen und wird letztmalig angeboten. Exakt ist blattgesund, auswuchstolerant und liefert ein höheres Hektolitergewicht. In diesem Jahr lagerte er stärker und enttäuschte ertraglich mehrmals.
Wer einen standfesten, vergleichsweise krankheitstoleranten und proteinreicheren Mahlweizen sucht, wird bei Spontan fündig. Der kurzhalmige, standfeste und spätreife RGT Reform ist ein Bestandesdichtetyp und sollte rechtzeitig gesät werden. Siegfried erzielt seine Erträge mit mitteldichten Beständen und einer hohen Kornzahl je Ähre. Gelbrost wehrt er sicher ab, gegen Braunrost ist eine fungizide Unterstützung nötig.
Mehr als zwanzig Bioweizen
Insbesondere auf viehlosen Betrieben stellt die Erzeugung von Backweizen mit 12 oder 13% Eiweiß oft eine Herausforderung dar. Als proteinreichere Sorten sind Adamus, Alessio, Alicantus, Arminius, Arnold, Ehogold, Tobias und Tilliko zu nennen. Fehlen Wirtschaftsdünger, sollten Aurelius, Axaro, Capo, Bernstein, Edelmann, Energo und Tillsano möglichst nach Leguminosen platziert werden.
Biosaatgut gibt es überdies von den Qualitätsweizen Christoph, Element und Mandarin, den Mahlweizen Exakt, Gerald, Spontan und Laufener Landweizen sowie mehreren EU-Sorten. Aristaro, Axaro, Tilliko und Tillsano besitzen ein Resistenzgen gegen den Weizensteinbrand und helfen bei der Lösung dieses Problems.
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