Die Anbauflächen von Roggen und Triticale sind 2021/22 um je 2000 ha gestiegen. Mit welchen Sorten können Sie heuer auf Ihrem Standort am besten ins Rennen gehen?
Zunächst ein Blick auf das abgelaufene Anbaujahr: Wegen längerer Schneebedeckung traten in den höheren Lagen des Mühl- und Waldviertels sowie in Teilen Kärntens Schäden auf. Im Pannonikum waren Jänner bis Mai viel zu trocken. Daher wurden dort auch oft nur dünnere Bestände etabliert.
In den übrigen Regionen reichten die Regenmengen aus, sodass meist gute Erntemengen eingebracht wurden. Bei Roggen traten im Marchfeld Braun- und Schwarzrost relativ spät auf. Im Mühl- und Waldviertel zeigten sich Ryhnchosporium-Blattflecken in mittlerem Ausmaß.
Bei Triticale waren Mehltau und Gelbrost in vielen Lagen anzutreffen. Bei Gelbrost breitete sich heuer eine neue Rasse aus, welche die Anfälligkeit einiger Sorten veränderte. Kommen wir damit zu den Sortenempfehlungen für die beiden Getreidearten.
Hybridroggen: hoheR Ertrag
Hybridroggensorten können ertraglich um 15 bis 25 % über den Populationssorten liegen. Dieser Mehrertrag wird meist durch dichtere Bestände sowie eine höhere Kornzahl pro Ähre erzielt. So erreichen die Hybridroggen im Mittel 520 bis 600 Ähren pro m² mit 45 bis 60 Körnern pro Ähre. Im Vergleich dazu liegen Populationssorten mit 450 bis 530 Ähren pro m² und 40 bis 55 Körnern pro Ähre.
Die ertragsstarken KWS Berado und KWS Jethro neigen weniger zu Auswuchs und eignen sich für lageranfällige Standorte in allen Roggenanbaugebieten. Der spätreife KWS Detektor wurde im vergangenen Dezember zugelassen. Er ist mittel lageranfällig und wird von Braunrost leichter infiziert. Der kurzwüchsige KWS Florano besitzt eine gute Standfestigkeit. Der mittelspät reifende KWS Receptor kann leichter ins Lager gehen. Wechselhaftes Wetter zur Erntezeit kann bei ihm leichter zu Auswuchs führen. Heuer hatten aber die Roggen in den meisten Regionen eine höhere Keimruhe, wodurch nur selten Auswuchs auftrat.
Von Mutterkorn wird KWS Receptor am wenigsten infiziert. Der mittelspät reifende KWS Tayo führt derzeit ertraglich das Sortiment an. Er wird am wenigsten von Braunrost befallen und liefert oft hohe Fallzahl- und Amylogrammwerte. SU Performer wird heuer letztmalig vermarktet. Er ist mittelgut standfest und kann von Braun- und Schwarzrost mehr geschädigt werden. Von Mutterkorn kann er stärker infiziert werden.
Biosaatgut wird bei Hybridroggen heuer von den Sorten KWS Florano, KWS Gatano und KWS Tayo angeboten.
Stabiler Populationsroggen
Populationssorten punkten besonders im Mühl- und Waldviertel durch eine hohe Ertragsstabilität. Der früh reifende Amilo kann leichter ins Lager gehen und von Braun- und Schwarzrost vermehrt befallen werden. Er zeichnet sich durch hohe Werte in Hektolitergewicht, Fallzahl und Amylogramm aus.
Dankowskie Turkus besitzt eine bessere Standfestigkeit und liegt bei den Krankheitsresistenzen auf einem mittleren Niveau. Von Mutterkorn wird er nur wenig befallen. Dukato reagiert stärker auf Rostkrankheiten, erzielt aber trotzdem in allen Regionen mehrjährig stabile Erträge. Der langwüchsige Elias ist weniger halmstabil. Eine längere Schneedecke verursacht bei ihm häufiger Schneeschimmel.
Die beiden SLK-Sorten Oberkärntner und Schlägler erzielen durch ihren langen Halm hohe Stroherträge, können aber sehr leicht ins Lager gehen und werden von Braunrost stärker befallen. Im Kornertrag sind sie den neueren Populationssorten deutlich unterlegen.
Für Biobetriebe wird Saatgut von Amilo, Dankowskie Turkus, Dukato, Elias, Oberkärntner und Schlägler angeboten. Die aktuelle Verfügbarkeit ist in der Biosaatgutdatenbank abrufbar: https://www.ages.at/service/service-landwirtschaft/agrar-online-tools/bio-saatgutdatenbank.
Grünschnittroggen: Anbau Bis zu zehn Tage früher
Grünschnittroggen wird um fünf bis zehn Tage vor den Körnerroggen mit 300 bis 420 keimfähigen Körnern pro m² (das entspricht bei den diploiden Sorten 90 bis 150 kg/ha) angebaut, um eine gute Pflanzenentwicklung zu erreichen. Die speziell gezüchteten Sorten sind massenwüchsig, aber wenig standfest und sollten maßvoll mit Stickstoff versorgt werden.
Vom kürzlich zugelassenen SU Vector steht bereits eine größere Menge von Saatgut zur Verfügung. Er erzielt eine mittlere Bestandeshöhe beim Schnitt und die höchsten Trockenmasseerträge. Protector erreicht das Ährenschieben früh und räumt dadurch früh das Feld. So kann die Folgefrucht Silomais, Körnersorghum oder Sonnenblume zeitgerecht angebaut werden.
Vom tetraploiden Roggen Beskyd ist die Standfestigkeit geringfügig besser als bei den anderen Sorten. Neben diesen in Österreich gelisteten Sorten werden auch die EU-Sorten Borfuro und Powergreen für den Anbau angeboten. Beskyd und Powergreen, Protector und SU Vector sind auch in Bioqualität verfügbar.
Triticale als Ertragsbringer
Triticale erzielte 2022 mittlere bis hohe Erträge. Die Sorten unterscheiden sich gravierend in den Ertragsleistungen und den Krankheitsresistenzen:
Die Neuzulassung SU Laurentius zeigte im Alpenvorland die höchsten Ertragsleistungen. Er kombiniert mittelfrühe Reife mit mittelkurzem Wuchs und guter Standfestigkeit. Rostkrankheiten schädigen nur wenig. Ebenfalls im Dezember 2021 zugelassen wurde Trimondo. Er glänzt durch eine hohe Auswuchsfestigkeit, geringe Anfälligkeit für Mehltau und Braunrost sowie eine gute Kornqualität. Gelbrost schädigte ihn heuer aber mancherorts mehr, wodurch er ertraglich abfiel.
Mittlere Halmlänge
Der mittelfrüh reifende Rivolt besitzt eine mittlere Halmlänge und ist eine blatt- und ährengesunde Sorte mit hohem Ertragspotenzial. Von Gelbrost kann er in mittlerem Ausmaß infiziert werden. Hektolitergewicht und Protein sind geringer ausgeprägt. Der kurzwüchsige RGT Flickflac geht nur wenig ins Lager. Die Auswuchsneigung ist etwas erhöht. Rostkrankheiten schädigen weniger, Mehltau und Blattseptoria können aber stärker auftreten.
Brehat hat durch das frühe Ährenschieben und die mittlere Reife eine längere Kornfüllungsphase. Er ist mittellangwüchsig und kann leichter ins Lager gehen. In Mehltaulagen benötigt er einen fungiziden Schutz, ansonsten besitzt er eine sehr gute Blattgesundheit und erzielt besonders im Mühl- und Waldviertel gute Erträge. Sowohl RGT Flickflac als auch Brehat sind Wechseltriticale und können sowohl im Herbst als auch im Frühjahr angebaut werden.
Der mittelgut standfeste Kaulos ist für die meisten Blattkrankheiten etwas anfälliger. Er erzielt vergleichsweise nur ein niedriges Hektolitergewicht. Fidego schiebt früh die Ähren, dies kann in einem trockenen Frühjahr vorteilhaft sein. Der niedrige Proteingehalt gibt Hinweise auf einen hohen Stärkegehalt, was auf eine gute Ethanolausbeute schließen lässt.
Effizienter N-verwerter
Belcanto reift spät, ist standfest und ein effizienter Verwertet des Stickstoffs. Auch die gute Rostresistenz und das hohe Hektolitergewicht sind wertvoll. Claudius ist weniger halm- und auswuchsstabil. Lange Schneebedeckung übersteht er vergleichsweise gut, ist jedoch mittel bzw. stark anfällig für Mehltau und Braunrost. Von Gelbrost wurde er heuer weniger infiziert. Er erzielt seine Erträge mit einer geringeren Bestandesdichte von 350 bis 550 Ähren/m2 und dafür mit einer höheren Kornzahl pro Ähre (40 bis 50 Korn pro Ähre.
Tribonus ist halmstabil bei mittelfrüher Reife. Er bringt ein hohes Hektolitergewicht. Triamant reagiert auf Mehltau und Braunrost sensibel. Besonders im Alpenvorland bringt er langjährig stabile Erträge. Beim kurzwüchsigen Agostino können Braunrost und Rhynchosporium-Blattflecken stärker auftreten. Für gute Erträge sind dichtere Bestände mit 500 bis über 650 Ähren/m2 erforderlich.
Der langhalmige Tricanto ist wenig standfest und wird von Braunrost verstärkt befallen. Cappricia verbindet Kurzhalmigkeit mit guter Standfestigkeit und geringer Anfälligkeit für Schneeschimmel, Rostkrankheiten und Rhynchosporium-Blattflecken. Sein Hektolitergewicht ist niedrig.
Für Biobetriebe werden die Sorten Belcanto, Borowik, Brehat, Cappricia, Claudius, Mungis, Presto, Riparo, Triamant, Tricanto, Trimaxus, Trimondo und Tulus angeboten.
Alle Sorten und Eigenschaften finden Sie in der Österreichischen Beschreibenden Sortenliste 2022, unter www.bsl.baes.gv.at.
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