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2021 ist das Entscheidungsjahr bei Zuckerrüben

Der Rübenanbau steht unter Druck. Was sind die Gründe? Und gelingt mit dem „Pakt zur Rettung des heimischen Zuckers“ eine Trendumkehr? Wir fragten bei Landwirten und Interessenvertretern nach.

Lesezeit: 5 Minuten

In unserer Region ist der Zuckerrübenanbau bis 2020 um mehr als 50 % zurückgegangen“, beschreibt Manfred Zörnpfenning die Situation im Bezirk Gänserndorf. „In den besten Anbaujahren lag die Anbaufläche über 8.000 ha, im letzten Jahr gerade noch bei 3.000 ha“, erklärt der Obmann der BBK. Ganz ähnlich die Entwicklung im Bezirk Hollabrunn: „Bei uns ist der Anbau von etwa 4.000 auf nur mehr 1.800 ha im Jahr 2020 eingebrochen“, berichtet BBK-Obmann Friedrich Schechtner.

Rübenbauern-Präsident Ernst Karpfinger: „Wir könnten mit Weltmarktpreisen zurechtkommen, wenn wir in der EU marktangepasste Mengen produzieren ­würden.“

„Die Rübe zahlt alles“ ist vorbei

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Österreichweit sank die Anbaufläche von deutlich über 45.000 ha im Jahr 2015 auf nur mehr 34.000 ha im vergangenen Jahr. Ein Hauptgrund dafür ist der Preiseinbruch bei uns seit Auslaufen der Zuckerrüben-Marktordnung im Jahr 2017. „Andere EU-Länder nutzten das Ende der Rübenquote dazu, um den Anbau massiv auszuweiten, wie z. B. Frankreich, Deutschland oder Polen“, erinnert sich Ernst Karpfinger, Präsident der Interessenvertretung „Die Rübenbauern“.

Unterm Strich wurden im Jahr 2017 EU-weit rund 260.000 ha mehr Rüben angebaut. Dieser rapide Anstieg ließ die Zuckervorräte in der EU überquillen. „Die Folge war, dass der Preis ins Bodenlose fiel“, ist Karpfinger heute noch sauer auf die Verursacher der Misere.

Georg Maier, Rübenbauer aus Angern: „Die Vorgabe mit 17,5 % Zucker im Dreijahresvertrag ist nur schwer zu erfüllen. Besser wären 16,5 %.“

In nur etwas mehr als einem Jahr sackte der EU-Zuckermarktpreis ab Mitte 2017 von etwa 500 auf rund 300 € ab (siehe Übersicht). Zwar erholt er sich seither, da auch die Länder, die zuvor die Produktion kräftig ausgeweitet hatten, diese preisbedingt wieder etwas gedrosselt haben. „Aber so wie es früher war, als noch die Regel ‚die Rübe zahlt alles‘ galt, das dürfte wohl Geschichte sein, vermutet zumindest Karl Neubauer, der in Pernersdorf bei Hollabrunn auf 40 ha Zuckerrüben anbaut. In den Hauptanbaugebieten im Osten Österreichs gesellte sich fast zeitgleich mit den rückläufigen Preisen ein zu­nehmender Schädlingsdruck hinzu.

2018, 2019 und 2020 richtete der Rübenderbrüssler dramatische Schäden an. Jährlich bis zu 8.000 ha fielen dem gefräßigen Käfer seither zum Opfer. Zuletzt trat in vielen Anbaugebieten zudem der Erdfloh verstärkt in Rüben auf.

Erschwerend kommt hinzu, dass „man selbst mit Pflanzenschutzmitteln gegen den Derbrüsselkäfer wenig Erfolg hat, wenn er derart massiv auftritt wie in den vergangenen drei Jahren. Meist sind die Dosierungen viel zu schwach“, moniert Georg Maier, der in Angern an der March jährlich zwischen 23 und 27 ha Rüben anbaut. „Zudem werden immer mehr Wirkstoffe überhaupt von der EU verboten. So wie die Neonics, die für heuer lediglich wieder eine Notfallzulassung erhalten haben. Damit ist doch keine Planungssicherheit für den Rübenanbau gegeben.“

Friedrich Schechtner, BBK Hollabrunn: „Die künftige Bedeutung der Zuckerrübe wird von Preisen, Anbaubedingungen und Klima abhängen.“

Doch nicht nur Schädlinge, sondern auch Blattkrankheiten wie Cercospora werden in vielen Gebieten zunehmend zum Problem. Das gilt gerade auch den Beregnungs­gebieten im Bezirk Gänserndorf. Unterm Strich hat diese ungute Mixtur aus rückläufigen Preisen, Schädlingen sowie Krankheiten in Zusammenhang mit dem fortschreitenden Klimawandel und einem Rückgang der notwendigen Pflanzenschutzmittel zu der aktuellen Situation im österreichischen Rübenanbau geführt.

Preise müssten steigen

Deshalb stand sogar der Fortbestand des Verarbeitungsstandortes Leopoldsdorf im Marchfelde auf der Kippe. Mit dem vom Ministerium initiierten „Pakt zur Rettung des heimischen Zuckers“ soll die Trendwende geschafft werden.

Er beinhaltet u. a. eine Wiederanbauprämie von 250 €/ha, wenn Schädlinge die Rüben zerstören, die erneute Notfallzulassung der Neonics und die Kostenübernahme für das Saatgut beim Wiederanbau durch die Agrana. Zudem soll deren Dreijahresliefervertrag mit einem garantierten Mindestpreis weitere Anreize für den Anbau bieten. Pro Tonne Lieferrechtsrübe sieht der Vertrag für die Jahre 2021/22 von 34 € (jeweils ohne Umsatzsteuer) vor.

Karl Neubauer, Rübenbauer in Pernersdorf: „Heuer ist das Entscheidungsjahr. Falls wir den Käfer in den Griff bekommen, dürfte es mit dem Anbau wieder bergauf gehen.“

Dies alles zusammen hat dazu geführt, dass für das Anbaujahr 2021 knapp über 38.000 ha Rübenfläche kontrahiert wurden. Damit wurde die für die Aufrechterhaltung von Leopoldsdorf notwendige Anbaufläche zumindest einmal erreicht. Und Rübenbauern-Chef Karpfinger ist optimistisch, dass dies nicht das Ende der Fahnenstange ist. Zum einen erwarte er, dass der EU-Zuckerpreis über kurz oder lang dem aktuell stark steigenden Weltmarktpreis folgen dürfte. Karpfinger: „An und für sich müsste er jetzt schon bereits deutlich höher sein.“

Zum anderen deutet „das aktuelle ­Rüsselkäfer-Monitoring der Agrana darauf hin, dass die Käferpopulation heuer deutlich geringer ausfallen dürfte“, so der Präsident. Nicht nur Karpfinger, sondern auch Karl Neubauer betonen gegenüber top agrar: „Heuer ist das Entscheidungsjahr für den Rübenanbau. Alles hängt jetzt vom Käfer ab. Wenn wir ihn in den Griff bekommen, bauen künftig sicher wieder mehr Bauern Rüben an. Wenn nicht, werden sich viele endgültig aus dem Anbau verabschieden.“

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