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Weltbodentag 2022

"Bodenverbrauch viermal höher als angepeilt"

Zum "Tag des Bodens" am 5. Dezember erklärt Landwirtschaftsminister Totschnig, dass es 2021 zu einem leichten Rückgang der täglichen Flächeninanspruchnahme auf 10 ha pro Tag gekommen ist. Derzeit werde intensiv an der Fertigstellung der Bodenstrategie gearbeitet. Laut Kurt Weinberger, Chef der Hagelversicherung, ist der Bodenverbrauch noch viermal höher als angepeilt.

Lesezeit: 5 Minuten

Im Jahr 2021 wurden in Österreich laut Umweltbundesamt pro Tag 10 Hektar Boden verbraucht. Im Durchschnitt der letzten drei Jahre sind es 11,3 Hektar täglich, die vor allem für Bautätigkeiten, Verkehr und Betriebsflächen benötigt wurden. Im Vergleich dazu waren es in der Vorperiode 11,5 Hektar pro Tag. Von den beanspruchten 10 Hektar sind an jedem Tag 5,8 Hektar an Boden durch Versiegelung dauerhaft verloren gegangen. Der Versiegelungsgrad von 58% ist ungewöhnlich hoch, verglichen mit den Vorjahren, in denen er knapp über 40% lag, schreibt das Bundesumweltamt weiter.

Im Jahr 2021 ist zu einem leichten Rückgang der täglichen Flächeninanspruchnahme gekommen, erklärt Minister Norbert Totschnig anlässslich des Weltbodentages am 5. Dezember. "Im Regierungsprogramm ist das Ziel verankert, den Bodenverbrauch auf 2,5 ha bis 2030 zu reduzieren. Um dieses zu erreichen, wird derzeit in einem umfangreichen Prozess zwischen Bund, Ländern und Gemeinden intensiv an der Fertigstellung der Bodenstrategie gearbeitet. Raumordnung ist grundsätzlich in Länderkompetenz. Bei der Erstellung einer Bodenstrategie müssen also die unterschiedlichen Rahmenbedingungen in den Regionen berücksichtigt werden. Qualität vor Tempo ist hier die Devise", führt Totschnig weiter aus. Die Beschlussfassung der Bodenstrategie ist 2023 im Rahmen einer politischen Österreichischen Raumordnungskonferenz (ÖROK)-Sitzung geplant.

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Weinberger: "Faktor 4 über angepeiltem Ziel"

"Wir liegen noch immer um den Faktor Vier über angepeilten Ziel von 2,5 ha Bodenverbrauch pro Tag", mahnt der Vorstandsvorsitzende der Österreichischen Hagelversicherung, Dr. Kurt Weinberger, in einer Aussendung anlässlich des Weltbodentags. " Alleine in den vergangenen 25 Jahren wurden 150.000 Hektar Äcker und Wiesen durch Verbauung aus der landwirtschaftlichen Produktion genommen. Das entspricht der Agrarfläche des Bundeslandes Burgenland“, so Weinberger.

„82 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher sehen eine zunehmende Verbauung von Boden für Shoppingcenter, Straßen, Industrie, Immobilien usw. als eines der größten nationalen Umweltprobleme. Damit liegt das Besorgnislevel auf ähnlich hohem Niveau wie jenes über den Klimawandel“, zieht der MARKET-Chef Prof. Dr. Werner Beutelmeyer einen beunruhigenden Vergleich und verweist auf eine aktuelle MARKET-Umfrage, die im Auftrag der Österreichischen Hagelversicherung Mitte November durchgeführt wurde.

Bodenfraß ist ein Problem für die Selbstversorgung

Weinberger sieht die Verbauung auch für die Selbstversorgung im Land als ein massives Problem: „Bei Weizen liegt der Selbstversorgungsgrad aktuell bei 88 Prozent, bei Obst und Gemüse jeweils bei 50 Prozent und bei Soja nur bei 34 Prozent. Boden ist eine krisenrelevante Infrastruktur und gehört demnach geschützt. Denn eines ist klar: Von Beton können wir nicht abbeißen. Und ein Land mit immer weniger Böden ist wie ein Mensch mit immer weniger Haut, nicht überlebensfähig."

Um den Bodenfraß einzudämmen, müsse es monetäre Anreize geben, Altbestand wieder zu nützen. "Wir brauchen nur nach Bayern schauen, dort funktioniert die Raumordnung seit Jahrzehnten ohne Zersiedelung und Verbauung wie es hierzulande der Fall ist", hält Weinberger fest.

Moosbrugger: "Verbauung als größte Gefahr für den Boden"

Die unverzichtbaren Funktionen unserer Böden und was Bäuerinnen und Bauern alles unternehmen, um diese zu schützen, streicht Josef Moosbrugger, Präsident der Landwirtschaftskammer Österreich (LKÖ) anlässlich des Weltbodentages hervor. "Den Bäuerinnen und Bauern ist es in den vergangenen zwanzig Jahren gelungen, den Humusgehalt und somit die Fruchtbarkeit der Böden stetig zu erhöhen. Vielfältige Fruchtfolgen, Zwischenfrüchte, Begrünungen und Untersaaten spielen dabei eine zentrale Rolle."

Unsere bäuerlichen Familienbetriebe tun laut Moosbrugger bereits enorm viel für den Bodenschutz und -fruchtbarkeit. "Nachholbedarf gibt es hingegen bei der Frage, landwirtschaftlich ertragsfähige Böden vor der Verbauung zu schützen. Daher braucht es eine koordinierte Raumplanungspolitik und messbare Ziele für die Bodenversiegelung."

Der LKÖ-Präsident fordert, nach dem Vorbild der Schweiz landwirtschaftliche Vorrangflächen auszuweisen, die nicht für andere Zwecke gewidmet werden dürfen. Zudem sollen Gewerbe-, Einkaufs- und Parkflächen nicht mehr einfach auf der "grünen Wiese" errichtet werden. Bei Gewerbeflächen sollen mehrere Geschoße vorgeschrieben beziehungsweise forciert werden. Gleichzeitig braucht es eine Stärkung und Verdichtung der Orts- und Dorfkerne. Energieflächen für Photovoltaik-Anlagen sollten primär auf Dächern und bereits verbauten Flächen errichtet werden, um die wertvollen Agrarböden für die Lebensmittelproduktion und als Lebensraum zu erhalten. "Wir dürfen den kommenden Generationen nicht ihre Zukunft verbauen", warnt Moosbrugger.

NGOs fordern 2,5 ha-Ziel schon bis 2025

Deutlich ambitioniertere Ziele zum Bodenverbrauch als die Regierung fordern Greenpeace und WWF. "Die Zahlen zeigen, dass trotz der verheerenden Folgen noch immer viel zu wenig getan wird. Statt weiterer Lippenbekenntnisse müssen Bund und Länder endlich wirksame Maßnahmen setzen, um den Flächenfraß zu bekämpfen”, fordert Simon Pories, Bodenschutzsprecher beim WWF Österreich.

Die Bundesregierung verfehle ihr selbst gestecktes Ziel bis jetzt meilenweit, erklärt Greenpeace. Die Umweltorganisation fordert, dass der Bodenverbrauch bereits 2025 auf 2,5 und bis 2030 auf maximal einen Hektar pro Tag gesenkt wird. Dafür müsse die Bundesregierung die eigene Bodenstrategie entschieden nachschärfen, so Greenpeace weiter. Gemeinsam mit den Bundesländern, die für die Gesetzgebung in der Raumordnung verantwortlich sind, müssten endlich verbindliche Maßnahmen beschlossen und rasch umgesetzt werden.

“Wir brauchen keine weiteren Papiertiger, sondern einen klaren Fahrplan mit verbindlichen Regelungen und Maßnahmen. Ansonsten gibt es auch in Zukunft zu viele Schlupflöcher für die Verbauung des Landes”, meint WWF-Sprecher Pories.

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