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Hagelversicherung

"Grundwasser, Seen und Agrarflächen in Gefahr"

Erderwärmung, massive Bodenversiegelung und die Regulierung von Flüssen: Das sind die Hauptursachen für ausbleibende Niederschläge, sinkende Grundwasserspiegel und dürregeschädigte Agrarflächen. Mit welchen Dürreschäden müssen Landwirte heuer rechnen? Wie entwickelt sich der Grundwasserspiegel? Welche Auswirkungen sind für die Seen zu befürchten? Darüber informierten heute Hagelversicherungs-Vorstandsvorsitzender Kurt Weinberger und Prof. Helmut Habersack von der BOKU bei einer Pressekonferenz.

Lesezeit: 5 Minuten

„Der Klimawandel ist mittlerweile in Österreich längst spürbar. Eine ständige Zunahme von Hitzetagen, also Tage mit über 30 Grad, und ausbleibender Regen haben massive Auswirkungen“, erklärte Kurt Weinberger, GF der österreichischen Hagelversicherung. „Diese extreme Wettersituation führt zu einem sinkenden Grundwasserspiegel und gefährdet damit Österreichs Seen und Flüsse, aber insbesondere die Ernten der Landwirtschaft mit ihrer Werkstatt unter freiem Himmel.“

So erreiche etwa der Neusiedler See seinen niedrigsten Wasserstand seit fast 60 Jahren. Der benachbarte Zicksee ist laut Weinberger fast vollständig ausgetrocknet und die Landwirtschaft insbesondere im Osten und Süden Österreichs ist auch heuer wieder von massiven Dürreschäden betroffen. „Die Ursachen dafür liegen auf der Hand: Die Erderwärmung verbunden mit ausbleibenden Niederschlägen, aber auch die Verbauung unserer Äcker und Wiesen, die als Wasserspeicher zunehmend verloren gehen“, so der Vorstandsvorsitzende der Hagelversicherung,.

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„Der Wasserstand des Bodensees ist nur mehr elf Zentimeter von seinem historischen Minimalwert entfernt. Aber auch der Neusiedler See erreicht heuer seinen tiefsten Wasserstand seit 1965. Mit ein Grund dafür ist der niedrige Grundwasserstand. Aber auch die Abflüsse der Flüsse, also das durchfließende Wasservolumen, leiden durch den Klimawandel“, erklärte Prof. Habersack. „Um dieser Entwicklung entgegenzuwirken, ist ein Rückbau von Flüssen und Feuchtgebieten sowie die Reduktion des Bodenverbrauchs notwendig. Wasser könnte so länger in der Landschaft gehalten werden, was wiederum auch der Reduktion des Hochwasserrisikos dient, da Überflutungsflächen erhalten bleiben beziehungsweise zurückgewonnen werden.“

Mindestens 100 Mio. € Dürreschäden

„Wie ist die Situation konkret im heurigen Jahr in der österreichischen Landwirtschaft? Wir hatten grundsätzlich eine gute Getreideernte, da es dafür ausreichend Niederschläge gab. Anders ist die Situation bei den Herbstkulturen wie Mais, Sojabohnen, Kürbis, Kartoffeln, Sonnenblumen und dem Grünland. Insbesondere im Osten und Süden Österreichs rechnen wir mit erheblichen Ernteausfällen“, berichtete Weinberger. Der Grund dafür liege in den extremen Niederschlagsdefiziten der vergangenen zwei Monate. Die Konsequenz laut dem Chef der Hagelversicherung: „Wir erwarten aus heutiger Sicht einen Dürreschaden in der Landwirtschaft von mindestes 100 Millionen Euro.“

Das Phänomen von Dürreschäden nehme in der Landwirtschaft stark zu. Während in den 80iger Jahren alle zehn Jahre eine Dürre aufgetreten ist, treten große Dürreereignisse in Österreich nun durchschnittlich jedes zweite Jahr auf. „So entstand in den vergangenen zehn Jahren aufgrund der Dürre ein Gesamtschaden von mehr als einer Milliarde Euro“, so Weinberger, in einer ersten Zwischenbilanz zu den Dürreschäden in der Landwirtschaft.

„Auch wenn das endgültige Schadensausmaß erst Mitte September beziffert werden kann, wird uns vor Augen geführt, dass in Zukunft vermehrt mit extremer Trockenheit zu rechnen ist. Das zeigt uns auch die Zahl der Hitzetage, also Tage mit mindestens 30 Grad Celsius. Gab es in den 80/90er Jahren noch zwischen drei und zwölf Hitzetage, zählen wir mittlerweile das Dreifache solcher Tage. Werden die Klimaziele von Paris nicht eingehalten, müssen wir im Jahr 2100 mit 60 bis 80 Hitzetagen pro Jahr rechnen“, so Weinberger.

„Neben der Bedrohung der österreichischen Landwirtschaft durch zunehmende Dürreschäden, wird die landwirtschaftliche Produktion durch die rasante Zubetonierung der Agrarflächen massiv gefährdet. Alleine in den letzten 25 Jahren wurden in Österreich 150.000 ha Agrarflächen verbaut, das entspricht einer Größe der gesamten Agrarfläche des Burgenlands. Mit der Zubetonierung Österreichs führen wir diesem Land beträchtlichen Schaden zu. Die zunehmende Versiegelung führt aber nicht nur dazu, dass Agrarflächen für die Produktion von heimischen Lebensmitteln verloren gehen. Versiegelter Boden geht als Wasser- und Kohlenstoffspeicher verloren, wodurch Überschwemmungsschäden zunehmen, da der Regen nicht mehr ins Grundwasser absickern kann. Hinzu kommt der Aspekt, dass gleichzeitig versiegelte Flächen Hitze stärker aufnehmen, speichern und wieder abgeben.

Versiegelter Boden ist auch Mitverursacher eines sinkenden Grundwasserspiegels durch eine Verhinderung der Grundwasserneubildung. Ein Kurswechsel im Umgang mit der Verbauung unseres Naturraumes ist daher unerlässlich, um sowohl die Gefahr vor wiederkehrenden und immer stärker auftretenden Überschwemmungsereignissen als auch die Austrocknung von Seen, Flüssen und Agrarflächen einzuschränken. Wenn wir weiterhin in diesem Tempo unsere Böden verbauen, sind ein sinkender Grundwasserspiegel und Dürreschäden in der Landwirtschaft, wie wir es heute erleben, erst der Anfang vom Ende“, so Weinberger und Habersack abschließend.

Im Seewinkel Beregnungsverbot

Unterdessen dürfen in drei Seewinkel-Regionen wegen der extrem Trockenheit erstmals Sonnenblumen und Raps nicht mehr beregnet werden, berichtet „Der Standard“. Für den ganzen Seewinkel gelte, dass nur in der Nacht bewässert werden soll oder darf. Doch nicht alle Landwirte würden sich daran halten, was für Unmut im Land Burgenland sorge.

Vor wenigen Tagen habe Burgenlands Landeshauptmannstellvertreterin Astrid Eisenkopf (SPÖ) im ORF-Fernsehen erklärt, dass das Land rechtliche Möglichkeiten prüfe, um die Bewässerung zu stoppen. 21 Millionen Kubikmeter Grundwasser – damit könnte man den Wasserstand im Neusiedler See um sieben Zentimeter heben – dürfen die Landwirte aktuell für die Beregnung verwenden, so der Standard weiter. Eine Lösung für das Problem werde laut Landesregierung es so schnell nicht geben, weil dafür neue Bewilligungen notwendig wären und ein Eingriff in bestehende Wasserrechte. Frühestens im Herbst oder nächstes Jahr rechne man mit einer Lösung. Nun beobachte man die Lage, und die Einhaltung der vorgeschriebenen Maßnahmen werde kontrolliert.

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