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LKÖ-Webinar

Hohe Düngerpreise: Das können Sie jetzt tun

Durch die Kostenexplosion bei Dünger sind viele Landwirte verunsichert. Bei einem Webinar der LKÖ gaben Experten Tipps, wie Sie jetzt reagieren können.

Lesezeit: 5 Minuten

Die Preise für Düngemittel in der Landwirtschaft gehen seit einigen Monaten durch die Decke. Kostete in der Vergangenheit 1 kg Stickstoff durchschnittlich 1 Euro, so sind es gegenwärtig rund 2,50 Euro pro kg Stickstoff. Auch wenn sich derzeit eine Seitwärtsbewegung der Notierungen abzeichnet, wird in nächster Zeit keine schnelle Entspannung erwartet. Die Gründe für die Kostenexplosion und wie landwirtschaftliche Betriebe darauf reagieren können, erörterten die Fachexperten Manfred Weinhappel, Pflanzenbaudirektor der Landwirtschaftskammer (LK) Niederösterreich, sowie Harald Lindner, Analyst in der Marktforschung, und Wolfgang Höfler, Verkaufsleiter für Zentraleuropa, beide von der Borealis Group, in einem Webinar der LK Österreich, an dem über 800 Personen teilgenommen haben.

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Laut Weinhappel ist jetzt der Zeitpunkt für die Bäuerinnen und Bauern gekommen, sich über eine teilweise Eindeckung des ersten Bedarfs an Stickstoffdünger für die Saison 2021/22 Gedanken zu machen. "Bei anhaltend hohen Preisen ist ein maßgeschneidertes Düngermanagement unerlässlich, denn ganz ohne Stickstoffdünger wird es nicht gehen", empfahl Weinhappel folgende Optimierungsprozesse zur Erreichung eines zufriedenstellenden Deckungsbeitrages sowie zur Risikostreuung: So gilt es beispielsweise, die Entwicklung des aktuell sehr volatilen Düngemittelmarktes intensiv zu beobachten und Händlerportfolios regelmäßig zu durchforsten. Auch ein gemeinschaftlicher Düngerankauf in größeren Chargen kann angedacht werden, um etwa massenhafte Bestellungen und Lieferengpässe zu Vegetationsbeginn zu vermeiden.

Ein weiteres Instrument, das zur Verfügung steht, sind Preisabsicherungsmodelle für 2022, wie etwa für Weizen oder Raps. Derzeit wird Weizen bei einer Vermarktung im September 2022 an der Warenterminbörse Euronext in Paris mit 271 Euro/t gehandelt. Zudem bietet der Vertragsanbau, wie für Zuckerrübe, Kürbis und Erdäpfel, die Möglichkeit, mit vereinbarten Preismodellen die Erlöse richtig einschätzen zu können.

Auf weniger nährstoffbedürftige Kulturen setzen

Auch das Nährstoffreservoir aus dem Vorjahr sollte je nach Vorfrucht nicht unterschätzt werden und kann anhand einer Nmin-Untersuchung ermittelt werden. Darüber hinaus geben die Nitratinformationsdienste Auskünfte zur Versorgungssituation der Böden im Frühjahr. Außerdem können weniger nährstoffbedürftige Kulturen, wie beispielsweise Sojabohne oder Braugerste, in Betracht gezogen sowie düngeintensivere Kulturen je nach Entwicklungsstand versorgt werden, das reduzierte, aber dennoch bedarfsgerechte Gaben bedeuten kann.

Fällt die Entscheidung auf eine radikale Extensivierung, sollte der Landwirt genau überlegen und kalkulieren, ob sich diese tatsächlich lohnt, so Weinhappel. Nicht zuletzt haben auch weitere Produktionsfaktoren, wie Saatgut, Pflanzenschutz und Treibstoff, preislich deutlich zugelegt. Viele heimische Landwirte sind noch unschlüssig, was den nächsten Düngereinkauf betrifft, wie auch eine Umfrage während des Webinars ergeben hat. Mehr als ein Drittel der Teilnehmer gab an, noch so gut wie keinen Dünger eingekauft zu haben.

Das treibt die Betriebsmittelpreise nach oben

Der Treiber für eine derartige Preisspirale nach oben ist laut den Experten Lindner und Höfler eine Kombination verschiedenster Faktoren, die unglücklicherweise zum selben Zeitpunkt zusammengetroffen sind. Zum einen ist es die globale wirtschaftliche Erholung aus den Tiefen der Corona-Krise, durch die Fabriken wieder hochgefahren und Energiepreise befeuert wurden. Zum anderen sind es Wetterextreme. "Ein 'normaler' Winter in den Anfangsmonaten 2021 in Europa hat die Gasmärkte auf dem falschen Fuß erwischt, denn die Gasspeicher waren nicht so vollgefüllt wie in den vergangenen Jahren, und so hatte Europa bereits eine schlechtere Ausgangsposition", erklärte Lindner. Ein Blackout durch eine außergewöhnliche Hitzewelle im September im Süden von China, der gleichzeitig mit einer Kältewelle im Norden von China einherging, habe einen regelrechten Energiehunger ausgelöst. Zudem musste eine durch ungünstiges Wetter weltweit reduzierte Produktion aus Wind, Sonne und Wasserkraft mit Energie aus Gas und Kohle kompensiert werden, und das Pipeline-Projekt "Nord Stream 2" ist zum Spielball politischer Interessen geworden. "Es kann jeden Tag neue Meldungen geben, die den Energiepreis nach oben ausschlagen lassen", so Lindner, der von keiner Entspannung bis zum Frühjahr 2022 ausgeht.

Borealis betreibt in Linz zwei effiziente Anlagen zur Herstellung von Ammoniak als Ausgangsstoff für die Stickstoffdüngerproduktion, wofür entsprechende Mengen Erdgas benötigt werden. Es wird hier die Basis für eine ausreichende Nährstoffversorgung landwirtschaftlicher Kulturen und damit auch für die Versorgungssicherheit mit Lebensmitteln gelegt, betonten die Experten.

Hohe Energiepreise bremsen Düngerproduktion

In jüngster Vergangenheit zwang jedoch ein massiver Anstieg der Energiepreise viele Düngerhersteller, ihre Produktion zu drosseln oder zweitweise und mitunter auch endgültig einzustellen. Aber auch Wetterextreme, wie eben der Blackout in China sowie der Hurrikan Ida in den USA, haben ein kontrolliertes Niederfahren der Produktion erforderlich gemacht und die Preise besonders für Harnstoff, dem wichtigsten globalen Einzelstickstoff, nach oben getrieben. In China, wo meist Kohle und nicht Erdgas für die Düngerproduktion verwendet wird, hatte die Regierung etwa ein temporäres Ausschalten der Anlagen angeordnet, um die schlechte Luftqualität in den Griff zu bekommen. Die ungebrochen weltweit hohe Nachfrage am Düngemittelmarkt führte außerdem zu Exportbeschränkungen in zahlreichen Ländern, um ihre Eigenversorgung nicht zu gefährden, erläuterten Lindner und Höfler weiter. "Dass zugekauftes, außerhalb von Europa produziertes Ammoniak wesentlich günstiger ist als selbst erzeugtes, so etwas hat es noch nie gegeben", stellte Höfler fest. Zudem wird Harnstoff nicht nur als Dünger, sondern auch als technischer Rohstoff, zum Beispiel für AdBlue, für industrielle Zwecke und auch als Futterzusatzstoff verwendet.

Während in Österreich die Landwirte mit deutlicher Kaufrückhaltung reagierten - die Düngereinlagerungsquote liegt derzeit zwischen 40 und 50% gegenüber 80% in einem durchschnittlichen Jahr -, sind die Lagerstände bei Borealis aufgrund einer starken Nachfrage außerhalb Österreichs historisch niedrig. Auch auf hohem Niveau ist NAC gegenüber Harnstoff preislich attraktiver. Die Steigerung beträgt hier seit Juni 2021 rund 140% im Vergleich zu dem Zuwachs von 180% für Harnstoff. Aber nicht nur Stickstoffdünger sind im Aufwind, auch Phosphor und Kali sind von einer ähnlichen Dynamik erfasst, so die Experten.

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