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Rübenanbau: Vieles spricht für ein Erfolgsjahr 2022

2021 hat der Druck durch den Derbrüssler in Zuckerrüben deutlich nachgelassen. Für 2022 ist hier mit zunehmender Entspannung zu rechnen. Außerdem machen weitere Neuerungen den Anbau von Zuckerrüben einfacher und sicherer.

Lesezeit: 7 Minuten

Unsere Autoren: Herbert Eigner und Stefan Geyer, Agrana Research & Innovation Center GmbH, Manfred Weinhappel, Landwirtschafts­kammer Niederösterreich

Das heurige Jahr hat den Zuckerrübenanbau in Österreich wieder zum Positiven verändert! Der Druck durch den Derbrüssler hat deutlich nachgelassen und auch für 2022 ist mit einer weiteren Entspannung der Befallslage zu rechnen.

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Weiters ist aktuell davon auszugehen, dass Neonicotinoide in der Pille hier weiter zur Absicherung beitragen. So können auch Erdfloh und Blattlaus in Schach gehalten werden. Bei regional erzwungenem Verzicht (Burgenland) mindert ein dichtes Monitoring zwar nicht den Schaddruck durch Floh und Laus. Doch es macht allfällig ein schnelleres Reagieren möglich.

Unkraut besser im Griff

Neu in den Markt kommende Rübensorten mit Resistenzen gegen bestimmte Herbizide haben zu einem Umbruch in der Beikrautregulierung geführt: Sie wird einfacher und sicherer! Ebenso ­geben gegenüber Cercospora beticola hochtolerante Sorten einem stressreduzierten Rübenanbau weitere Perspektive. Das sind die wichtigsten Eckpunkte der Ausgangslage für die kommende Rübenbausaison.

Hier kommen die Details: Mit unter 200 ha Umbruchsfläche und letztlich nur etwa 50 ha definitivem Flächenverlust infolge Fraß erwies sich der Derbrüssler 2021 – im Vergleich zu den Jahren davor – als weitgehend unproblematisch. Diese Entwicklung hatte sich schon aus den Ergebnissen der Untersuchungen auf den Besatz an Larven und Jungkäfern aus Sommer und Herbst 2020 abgezeichnet: Der Einsatz der neonicotinoiden Saatgutbeize, der Pheromonfallen und nicht zuletzt die Sommerniederschläge 2020 bewirkten eine deutliche Abnahme der Anzahl Käfer vor Winter.

Die kühlen Temperaturen 2021 minderten folgend die Mobilität der verbleibenden Käfer. Diese konnten zu einem nicht unbeträchtlichen Anteil durch die in den Rübenflächen 2020 eingesetzten Pheromonfallen abgefangen werden. Speziell die durch die Fräse gezogenen Fallrillen verstärkten deren Effekt. Der Einsatz der Neonicotinoide sowie bei Bedarf konsequente Spritzapplikationen von Insektiziden sicherten den Erfolg ab.

top Voraussetzungen für 2022

Die kühlen Bedingungen und die gegebene Niederschlagssituation in den Monaten März bis Mai 2021 verminderten nicht nur die Mobilität der Käfer, sondern schränkten deren Aktivität im Zeitraum des Reifungsfraßes bis zur Eiablage deutlich ein. Wurden tatsächlich Eier abgelegt, stand nasser Boden der Entwicklung von Ei zu Larve entgegen. Die anhaltenden Niederschläge während Frühsommer und Sommer sicherten folgend konstant feuchte Bodenbedingungen ab, welcher das Überleben vieler Larven limitierte.

Herbizidtolerante Sorten

Zusätzlich steht 2022 den Rübenbauern die Möglichkeit offen, mittels „Conviso one“ die Beikrautregulierung durchzuführen und damit Flexibilität zu gewinnen. Durch die breite Wirkung kann eine Überfahrt und damit Zeit eingespart werden. Ein vorsorgliches Resistenzmanagement ist jedoch unbedingt notwendig, um den erfolgreichen Einsatz von Acetolactat-Synthase-Hemmern (ALS-Hemmern) in Zuckerrübe auch in Zukunft sicherzustellen.

Vorsicht ist jedoch geboten: Das derzeit verfügbare Sorten-Sortiment vermag nicht alle Resistenz- bzw. Toleranzerfordernisse abzudecken. Bei guter Widerstandsfähigkeit gegen Cercospora weisen die aktuell verfügbaren Sorten noch Lücken in ihrer Resistenz gegen Rizomania bzw. in ihrer Toleranz gegenüber Nematoden und Rhizoctonia auf. Entsprechende Genetik steht in Sortenversuchen an österreichischen Standorten jedoch bereits in Prüfung.

Der Einsatz herbizidresistenter Sorten ist jedoch nicht zwingend! Unter den feuchten und kühlen Bedingungen des Frühjahrs 2021 zeigten empfohlene Tankmischungen bestehend aus Phenmedipham, Ethofumesat und Metamitron – bei strikter Einhaltung enger Zeitfenster für die Applikation – gute Ergebnisse: Teilweise konnte bei der dritten Behandlung im Nachauflauf (NAK) auf blattaktive Wirkstoffe verzichtet werden.

Neu in den Markt kommende Rüben­sorten mit Resistenzen gegen bestimmte Herbizide erlauben eine einfachere und sicherere Beikrautregulierung.

Eine Bodenversiegelung mit Metamitron und Dimethenamid-P war ausreichend. Weiters erbrachte der Einsatz von Lenacil, vor allem in Kombination mit Triflusulfuron, sehr gute Wirkungen auch gegen bereits weit entwickelte Beikräuter – eine generelle Beimischung ist jedoch aus phytotoxischen und ökonomischen Gründen nicht zielführend.

Der Wechsel auf Sortenmaterial mit höherer Resistenz gegen Cercospora führte zu schon seit vielen Jahren nicht mehr gesehenen, blattgesunden Rübenbeständen – dies in Kombination mit spätem Blattschluss, mit zeitlich richtig gesetzten Fungizidapplikationen und einer entgegenkommenden milden Witterung 2021.

Hochtolerante Sorten

Neben konsequentem Fungizideinsatz spielt die Sortenwahl eine entscheidende Rolle. Positiv bemerkbar machen sich der nahezu durchgängige Einsatz von gegenüber Cercospora toleranteren Sorten. Diese bedecken auch alle weiteren Toleranz- bzw. Resistenzbedürfnisse.

Neu in den Markt kommt dazu eine hoch tolerante Genetik. Diese besticht durch ihre Widerstandsfähigkeit, ist jedoch noch nicht in Kombination mit allen weiteren erforderlichen Resistenz- und Toleranzeigenschaften verfügbar. Vor allem auf den Standorten mit hohem Befallsdruck zeigt die hochtolerante Genetik in den Versuchen 2020 einen um ca. 10 % höheren Ertrag als anfälligeres Material. Übersicht 1 stellt die in den Jahren 2020 und 2021 erhobene Befallsintensität gegenüber. Der spätere Befall im Jahr 2021 im Vergleich zu 2020 ist deutlich erkennbar. Dabei wurde in den behandelten Varianten eine vergleichbare Befallsintensität erst vier bzw. fünf Wochen später festgestellt. Deutlich hebt sich die hoch tolerante Genetik vom aktuellen Standard ab.

Kupfer sichert den Erfolg ab

2020 als auch 2021 wurden Feldversuche auf je drei Standorten angelegt, um die Wirksamkeit von Fungizidbehandlungen zu prüfen. Die Standorte unterscheiden sich im Infektionsdruck durch Cercospora. Die Ergebnisse zeigen, dass die Wirksamkeit von Mischungen mit Kupfer jener einer alleinigen Anwendung von Difenoconazol deutlich überlegen ist.

Die Bedeutung der Kombination mit Kupfer für die Effizienz der Maßnahme wurde in vorangegangenen Versuchen bereits für die Triazolwirkstoffe Tetraconazol und Epoxiconazol nachgewiesen. Strobilurinen kann bereits seit mehreren Jahren keine Wirkung gegen Cercospora beticola zugeschrieben werden!

Fungizide auch 2022 wichtig

Die Bestandesentwicklung nimmt gravierend Einfluss auf die Infektionsbedingungen: Früher Blattschluss bedeutet hohes Risiko einer frühen Infektion! Rechtzeitige Applikationen sind Vo-raussetzung für erfolgreichen Schutz. Um Resistenzen zu begegnen, bleibt Wirkstoffwechsel auch 2022 ein Muss! Mit Mefentrifluconazole (Handelsname Revysol) ist ein neuer Azolwirkstoff in der Zuckerrübe zugelassen und sichert die Möglichkeit eines gezielten Wirkstoffwechsels.

Mit der Förderung des Projektes „Blattkrankheiten-Fungizide-Zuckerrübe“ und des EIP-Projekts „Schaderreger im Rübenanbau“ unterstützt das Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus die Erarbeitung neuer Möglichkeiten in der Regulierung von Schaderregern.

Wettbewerbskraft nimmt zu

Neben den Aussagen zum Krankheits- und Schädlingsdruck entscheidet natürlich die Frage „Wie schlägt sich die Rübe im Vergleich zu anderen Kulturen“ über den Anbau im Jahr 2022? Ein guter Überblick über die Wettbewerbsfähigkeit der Zuckerrübe ergibt sich aus den Auswertungen der Arbeitskreis-Betriebe.

In den von den Landwirtschaftskammern betreuten Arbeitskreisen werden unter anderem jährlich exakte Aufzeichnungen und betriebswirtschaftliche Berechnungen durchgeführt. Die zusammenfassende Auswertung der Deckungsbeiträge dieser Betriebe bietet daher einen sehr guten Überblick, wie die betriebswirtschaftliche Situation der jeweiligen Kulturen auf diesen Betrieben aussieht und hat daher einen hohen Praxisbezug.

Die Auswertung der Arbeitskreise für das Jahr 2020 stellt der Zuckerrübe im Vergleich zu den meisten Vergleichskulturen eine hohe Wettbewerbsfähigkeit aus. In Übersicht 2 sind die Deckungsbeiträge für Zuckerrübe in den Bundesländern Niederösterreich, Burgenland und Oberösterreich dargestellt. Diese werden immer in drei Gruppen eingeteilt: 25 % der „besten“ Schläge, 50 % der „mittel“ und 25 % der „schwächer“ abschneidenden Schläge.

Der durchschnittliche Ertrag in der mittleren 50 %-Gruppe lag 2020 bei Zuckerrübe in NÖ und Burgenland bei 78,7 t/ha, in Oberösterreich bei 95,6 t pro ha. Der mittlere Deckungsbeitrag betrug 800 € (NÖ/B) bzw. 1.385 € (OÖ), obwohl aufgrund der ungewöhnlich niedrigen Zuckergehalte 2020 das ­Basispreisniveau nicht ausgeschöpft wurde und nur ein Rübenpreis von 28,1 €/t (exkl. Ust.) hinterlegt werden konnte.

Bis zu 1.800 € Deckungsbeitrag

Bei Erreichen der Basispolarisation von 15,5 % BZG und einem dadurch ableitbaren Mindestpreis von 32 € (exkl. Ust.) liegt das DB-Ergebnis noch deutlich höher, und zwar bei 1.147 € in NÖ/B bzw. 1.806 in OÖ. In der Gruppe der 25 % besten Ackerschläge betrug der Deckungsbeitrag 1.607 € in NÖ/B bzw. 2.055 € in OÖ.

Derartige Deckungsbeiträge sind bei den meisten zur Rübe alternativen Kulturen wie Körnermais, Sonnenblume, Sojabohne, nicht erreicht worden (Übersicht 3).

Im Ausblick für 2021 und 2022 ist eine weitere Verbesserung der Wett­bewerbsfähigkeit absehbar. Einerseits sollte dies durch striktes Augenmerk auf gesteigerte Zuckergehalte (Cer­cospora-Strategie, gezielte Sortenwahl etc.) möglich sein. Andererseits steht für all jene, die im zweiten und dritten Jahr der 3-Jahreskontrakte stehen, ein Mindestpreis von 34 € (exkl. Ust.) auf Basis 15,5 % BZG zur Abrechnung.

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