Empfehlungen für die Steiermark von Karl Mayer, LK Steiermark
Frühe Sorten oft besser
Die vergangenen trockenen Jahre zeigen uns, dass bei der Maissortenwahl nicht unbedingt die spätreifen Maissorten mit später Blüte erste Wahl sein müssen. Frühe Sorten mit nicht zu niedriger Saatstärke von 70.000 Körnern je Hektar zeigen in Versuchen, dass sie in Jahren wie 2022 besser abschneiden können. Bei zuverlässiger Wasserversorgung sind allerdings nach wie vor die spätreifen Sorten in der Spitzenriege.
Bei der empfohlenen Auswahl wurde auch auf Kolben- und Stängelgesundheit geachtet:
Frühe Sorten
Für den Silomaisanbau in den Grenzregionen sollten primär Sorten angebaut werden, welche auch sicher die Silierfähigkeit errreichen. Dazu zählen Atlantico Rz 270, KWS Robertinio Rz 270, LG 31.272 Rz 270, SY Collosseum Rz 290, Agro Gant Rz ca 290 und RGT Karlaxx Rz ca 290 und die für gute Lagen geeigneten Sorten ES Hattrick Rz 310 und P9127 Rz 330.
Mittelfrühreifende Sorten
Finegan Rz 300 (KM/SM) gehörte zu den mehrjährig ertragsstärksten Körnermaissorten in dieser frühen Reifeklasse. Die Sorte weist einen sehr gesunden Kolben und einen Stängel mit mittlerer Stängelfusariumanfälligkeit von 27 % für das Jahr 2022 aus.
ES Hattrick Rz 310 (KM/SM) ist eine ertragsstarke und gesunde Sorte mit sehr geringem Stängelfusariumbefall von 5 % im zweijährigen Durchschnitt.
P8834 Rz 330 (KM/SM) ist mehrjährig die ertragsstärkste Sorte im mittleren Reifesegment. Sie weist eine geringe optische und laboranalytische Kolbenverpilzung auf. Bei Stängelfusarium erlangt diese Sorte mehrjährig 9 % Befall. Bei Trockenstress zeigt sie leider eine hohe Beulenbrandanfälligkeit.
P8902 Rz 340 (KM) ist eine optisch als auch laboranalytisch sehr gesunde Sorte, die allerdings bei Stängelfusarium einjährig einen Befall von 32 % zeigt. Im Ertrag ist die Sorte im Spitzenfeld positioniert.
Späte Sorten
DKC4162 DieSimone Rz 360 (KM/SM) ist eine leistungsstarke Sorte in ihrer Reifeklasse auf guten Standorten mit sehr gesundem Kolben, aber erhöhter Anfälligkeit gegenüber Stängelfusarium mit 27 % im zweijährigen Durchschnitt.
P9610 Rz 370 (KM/SM) liegt mit dieser Reifezahl mehrjährig an der Ertragsspitze der Reifegruppe. Die Kolbenverpilzung ist als gering anfällig einzustufen. Bei Stängelfusarium liegt sie bei niedrigen 4 % im mehrjährigen Durschnitt. Negativ fällt die hohe Blattfleckenkrankheitsanfälligkeit auf.
Antaro Rz 370 (KM) ist eine gering kolbenfusariumanfällige Sorte und zwar sowohl optisch als auch laboranalytisch mit sehr gutem Ertragsniveau. Das Stängelfusarium betrug im Jahr 2022 mittlere 21 %.
Sehr späte Sorten
P9639 Rz 400 (KM) gehört zu den derzeit ertragsstärksten Sorten. Bei Kolbenfusarium ist sie optisch mittel anfällig. Im Labor sind die Mykotoxinwerte überdurchschnittlich hoch. Positiv ist der mit 0 % bei Stängelfusarium ausgewiesene Wert. RGT Alexx Rz 420 (KM, SM) ist eine optisch mittel und im Labor höher anfällige Sorte bei Kolbenfusarium. Bei Stängelfusarium wurde ein mehrjähriger Befall von 5 % erhoben. Im Ertrag liegt sie im Spitzenfeld.
P9944 Rz 430 (KM, SM) gehört ebenfalls ins ertragliche Spitzenfeld, allerdings mit mittlerer optischer und höherer laboranalytischer Kolbenverpilzung. Die Stängelfusariumanfälligkeit ist mit 2 % als gering einzustufen.
KWS Hypolito Rz 440 (KM,SM) gehört zu den, sowohl optisch als auch laboranalytisch, sehr gesunden spätreifen Sorten mit gutem Kornertrag. Auch der Stängel ist mit 1 % Stängelfusarium sehr gesund.
DKC5068 DieSissi Rz 420 (KM,SM) ist eine mehrjährig optisch als auch im Labor gesunde Sorte mit mehrjährig sehr gutem Ertrag. Mit 1 % bei zweijährigem Stängelfusarium ist sie diesbezüglich eine sehr gesunde Sorte. DKC5065 Absoluto Rz 420 (KM,SM) erreicht mehrjährig sehr hohe Erträge unter verschiedenen Bodenverhältnissen. Sie zeigt einen mehrjährig optisch und laboranalytisch gesundem Kolben.
DKC5001 Ambitio Rz 440 (KM) ist eine optisch gesunde und laboranalytisch mittelanfällige Sorte gegenüber Kolbenfusarium. Mit 1 % Befall bei Stängelfusarium hat sie einen gesunden Stängel. Wermutstropfen ist die Note 5 bei Beulenbrand. Ertraglich liegt diese Sorte im Bereich der etablierten Sorten im oberen Drittel. DKC5141 DieStefanie Rz 450 (KM,SM) ist sowohl optisch als auch laboranalystisch eine der gesündesten Sorten. Der Ertrag zeigt mehrjährig sehr gute Werte, mit Ausnahme des Vorjahres, wo spätreife Sorten durch ihre spätere Blüte das Ertragspotenzial nicht voll nutzen konnten. Die Stängelfusariuminfektion liegt zweijährig bei 1 %.
DKC5206 Asspro Rz 460 (KM) gehört zu den ertragsstarken Sorten, die durch die späte Blüte des Jahres 2022 mit Hitzeschäden zu kämpfen hatte. Die gute optische Kolbengesundheit konnte im Labor im Vorjahr nicht bestätigt werden. Der Stängel zeigt mit 1 % Stängelfusarium einen ausgezeichneten Wert. Körner- und Silomaissorten mit Reifezahlen über 450 sind LG31558 (Rz ca. 490, 109 %) und RGT Mexxplede (Rz ca. 450, 120 %).
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Empfehlungen für Niederösterreich von Harald Schally, Landwirtschaftskammer NÖ
25 neue Sorten
In den östlichen Anbauregionen Niederösterreichs führten Hitze und Trockenheit zu teils katastrophalen Erträgen. In den westlichen Maisregionen (z. B. Alpenvorland) konnte man sich über gute Erträge freuen. Das Schädlingsauftreten von Drahtwurm und Maiswurzelbohrer war 2022 deutlich geringer.
Positiv wirkte sich das wüchsige Wetter im Frühjahr aus. Die junge Maispflanze konnte dem Drahtwurm gewissermaßen „davonwachsen“. Die Mykotoxinwerte waren 2022 auf einem etwas höheren Niveau als im Jahr zuvor. Im trockenen Osten Niederösterreichs gab es keine Probleme. Im feuchteren und maisstarken Alpenvorland lagen die DON-Werte teils im vierstelligen Bereich.
Neue Sorten für 2023
Im Dezember 2022 wurden wieder über 25 neue Maissorten zugelassen. Von einigen stehen bereits entsprechende Saatgutmengen für den Frühjahrsanbau 2023 zur Verfügung:
P8436 (310, PIO): kurzer Zahnmais mit mittlere Gesundheit, sehr ertragsstark beim LK Versuch im Bezirk Amstetten, für Trocken- und Feuchtgebiet;
DKC3719 (320, SB): ertragsstarker, etwas längerer Zahnmais, mittlere Gesundheit, sehr ertragsstark bei den LK Versuchen in St. Pölten, für Trocken- und Feuchtgebiet;
DKC4320-Die Selma (360, RWA): etwas längerer Zahnmais, mittlere Gesundheit, sehr ertragsstark bei den LK Versuchen im Trockengebiet;
RGT Alexx (420, RAGT): sehr ertragsstarker Zahnmais, geringe Anfälligkeit gegenüber Turcicum aber etwas anfälliger gegenüber Kolbenfäule (AGES-Note 7), für Trockengebiet bzw. als Musmais;
KWS Hypolito (440, KWS): etwas längerer Zahnmais, mittlere Gesundheit, sehr ertragsstark bei den LK Versuchen, für Trocken- und Feuchtgebiet.
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Empfehlungen für Tirol von Reinhard Egger, LK Tirol
Resiliente Sorten gegen den Klimawandel
Insbesondere im Alpenraum schreitet der Klimawandel mit all seinen Facetten besonders rasch voran. Während vor einem Jahrzehnt noch Frühfröste im Herbst mehr die Regel als die Ausnahme waren, ermöglicht uns ein oft goldener Herbst auch einen späteren Anbau bei vorheriger Nutzung von Grünschnittroggen. Diese intensive Bewirtschaftungsvariante ist besonders bei viehstarken Betrieben in Gunstlagen beliebt.
Kombi Feldfutter und Silomais
Es gibt jedoch auch schon Betriebe, welche den Silomais erst nach zweimaliger Nutzung von Feldfutterbeständen anbauen. Auch wenn diese Variante schon sehr riskant ist, hat sie in den letzten Jahren durchaus passable Erträge geliefert. Es ist sozusagen Risikosplitting durch kombinierte Feldfutternutzung mit Silomais .
Aus der Übersicht 2 ist ersichtlich, dass es Sorten gibt, welche in einzelnen Jahren zwar Höchsterträge bringen, in anderen Jahren aber enttäuschen. Die Sorte P9127 brachte allerdings in jedem Versuchsjahr im Landessortenversuch überdurchschnittliche Erträge, und das bereits seit dem erstmaligen Anbau im Jahr 2017.
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Empfehlungen für das Burgenland von Andreas Hombauer, LK Burgenland
Sechs neue empfohlen
Der Witterungsverlauf war im heurigen Jahr für viele Landwirte sehr schwierig. Aufgrund der geringen Niederschläge im Jahr 2022 ist die Maisernte insgesamt sehr schlecht ausgefallen.
Welche neuen Sorten haben sich bewährt?
KWS Kvoruso (RZ 360, KWS) ist eine zahnmaisbetonte Sorte, die am Versuchsstandort in Güssing geprüft wurde und sehr gute Erträge erzielte. Die Entwicklung im Jugendstadium verläuft langsamer als bei den Vergleichssorten. Es wurde eine geringe Neigung zu Stängelbruch und Lager beobachtet, die Helminthosporium turcicum-Toleranz ist gering bis mittel und jene für Kolbenfusarium mittel bis stark.
DKC4320 (RZ 360, DieSaat) konnte am Versuchsstandort in Güssing sehr gute Erträge erzielen. Die Blattabreife erfolgt langsamer als bei den Vergleichssorten. Der Einfachhybrid hat bei langem Wuchs eine sehr gute Standfestigkeit und eine mittlere Helminthosporium turcicum- Toleranz. Es wurde eine mittlere bis starke Anfälligkeit für Kolbenfusarium festgestellt.
DKC4416 DieSilke (RZ 390, DieSaat) ist ein zahnmeisbetonter Einfachhybrid. Die Sorte wurde in Nickelsdorf überprüft und konnte überdurchschnittliche Erträge erzielen. Die Jugendentwicklung verläuft rasch, die Standfestigkeit ist gut und die Helminthosporium turcicum- Toleranz ist mittel. Es wurde eine mittlere bis starke Anfälligkeit für Kolbenfusarium festgestellt. DKC 4416 zeigt eine mittlere bis späte Kolbenblüte und reift langsamer ab.
RGT Alexx (RZ 420, RAGT) konnte auf dem Versuchsstandorten in Nickelsdorf geprüft werden. In den drei Prüfjahren erzielte sie sehr gute Erträge. Die Ertragsrelationen waren im Trockengebiet höher. Es wurde eine sehr geringe Neigung zu Stängelbruch und Lager bei langem Wuchs beobachtet. Der Einfachhybrid weist ein geringe bis mittlere Helminthosporium turcicum- Toleranz auf, die Anfälligkeit für Kolbenfäule ist stark.
P9944 (RZ 430, PIO) konnte in beiden Prüfjahren überdurchschnittlich Erträge erzielen. Die Ertragsrelationen waren im Trockengebiet höher. P9944 zeigt eine sehr geringe Neigung zu Stängelbruch und Lager und eine mittlere Helminthosporium turcicum-Toleranz.
Die Anfälligkeit für Kolbenfusarium ist mittel. Der Einfachhybrid hat einen angen bis sehr langen Wuchs und die Trockenmasseerträge in der Silomaisprüfung waren leicht überdurchschnittlich.
KWS Hypolito (RZ 440, KWS) wurde auf beiden burgenländischen Versuchsstandorten in Nickelsdorf und in Zuberbach geprüft und konnte sehr gute Erträge erzielen. Die Standfestigkeit ist sehr gut, die Anfälligkeit für Helminthosporium turcicum ist mittel bis stark und die für Kolbenfusarium gering bis mittel.
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Empfehlungen für Kärnten von Erich Roscher, LK Kärnten
Spätreife Sorten ertraglich im Vorteil
Abgeleitet aus mehrjährigen Versuchen und guten Ergebnissen in der Wertprüfung der AGES können wir bei den frühreifen Körnermaissorten die Empfehlung zu Abaldo 230, Micheleen 250, und im mittelreifen Bereich für Finegan 300, abgegeben werden.
Im mittelspäten Bereich sind hoffnungsvolle Kandidaten DKC3719 320 und P8902 als hochwüchsige Sorten mit mittlerer Krankheitstoleranz neu zugelassen. Der spätreife Bereich wird mit der neuen Sorte P9944 430, ergänzt. Die arrivierten Sorten bestätigten auch in diesem Jahr ihr Ertragsvermögen und sind deshalb in der Übersicht 4 von der LK empfohlen.
Festgestellt wurde heuer ebenfalls, dass die spätreifen Sorten ertraglich Vorteile bei sicherer Abreife besitzen. In Oberkärnten haben Sorten im frühen bis in den mittelspäten Bereich enorme Trockengewichte erzielt. Im Bio-Sortiment sind die Sorten P9127 330, Die Sarah 340, Alenaro 350 und MAS 220.V durch gute Ergebnisse im LK Versuch zu empfohlen.
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Empfehlungen für Oberösterreich von Wolfgang Kastenhuber, LK OÖ
Frühere Sorten wählen
Oberösterreich war 2022 die Insel der Seligen bei den Maiserträgen. Der Mais in Oberösterreich konnte die warmen Temperaturen, dank trotzdem vorhandener Wasserversorgung, optimal in Ertrag umsetzen. Es gab leider auch Gebiete, wo es auch in Oberösterreich an Wasser mangelte. Darauf reagierte der Mais mit schlechten Erträgen. Insgesamt waren die Erträge aber sehr gut, was man auch in der Tabelle mit den Versuchsergebnissen sieht (für Details bitte den QR-Code einscannen).
Nicht zu späte Sorten
Interessant für die Praxis sind Sorten, die auf vielen Standorten mehrjährig gute Erträge bringen. 2022 waren Sorten mit einem hohen Zahnmaisanteil von Vorteil. Sie konnten die hohen Temperaturen in noch mehr Ertrag umsetzen. Es wird auch sicher wieder kühlere Jahre geben. Dann können gewisse Hartmaiseigenschaften, wie eine rasche Jugendentwicklung, entscheidend sein.
Interessant: Selbst in diesem warmen Jahr konnten die für OÖ sehr späten Sorten mit einer Reifezahl über 350 keine Mehrerträge generieren. Deswegen sollte immer eine Sorte mit einer standortangepassten Reife gewählt werden. Auch 2022 zeigten wieder einige Sorten mit niedriger Reife ihr hohes Potenzial auf den beiden kühleren Standorten im Bezirk Wels Land.
Gute Silomaiserträge
Silomais erzielte heuer wieder sehr gute Erträge. Am Standort Bad Wimsbach auf einer Fläche mit schlechtem Wasserhaltevermögen wurden heuer ein Trockenmasseertrag von 21 t erzielt. Am Standort in Sankt Georgen konnte heuer ein Rekordertrag von 24 t Trockenmasse erzielt werden.
Die höchsten Erträge in Bad Wimsbach hatten die Sorten LID 3620 C, gefolgt von KWS Adaptico und Atlantico. Drei frühreife Sorten (RZ<250) konnten mit Amarola, P8255 und Die Serena DKC 3012 mit Relativerträgen über 100 % auch gut abschneiden. Am Standort in Sankt Georgen erzielten die Sorten MAS 16.B gefolgt von Agro Gant und SY Colloseum die besten Erträge. Zusätzlich interessant, weil im Schnitt zweier Versuche über 100 %, sind noch die Sorten LG 31272, MAS 250.F, ES Hattrick und Pegoro.