Ob eine Beregnung wirtschaftlich Sinn macht, hängt im Wesentlichen von drei Faktoren ab:
- Der Bewässerungsbedürftigkeit, sprich wie viel Millimeter Wasser braucht meine Kultur?
- Der Bewässerungswürdigkeit, sprich €/mm versus €/kg Mehrertrag.
- Der Bewässerungsmöglichkeit, sprich Wassermenge, -qualität und -recht.
Erst wenn alle drei Punkte positiv sind, macht eine Beregnung Sinn! Welche Hauptelemente eine Beregnungsanlage umfasst, zeigt die Übersicht 1. Wasserbereitstellung, Wasserzuleitung und Wasseraufbringung hängen sehr stark von den örtlichen Bedingungen ab.
Ist man in der glücklichen Lage, dass mehrere Varianten möglich sind, sollte man diese an den Betrieb anpassen. Neben den Anforderungen der derzeitigen Kulturen sollte zukünftigen Entwicklungen ebenso Beachtung geschenkt werden wie wirtschaftlichen Aspekten.
Kosten nicht unterschätzen
Um überhaupt die Möglichkeit einer Feldberegnung zu haben, bedarf es anfangs durchaus beachtlicher Finanzmittel. Je nach Lage des Feldstückes bzw. generell des Standortes des Betriebes, sind große Differenzen möglich. Im Optimalfall kommt das Grundwasser nach wenigen Metern unter der Erdoberfläche bereits in ausreichender Menge vor.
Das Ausheben einer Grube mittels herkömmlichem Hydraulikbagger und anschließendem Versetzen einiger Brunnenringe reicht im Optimalfall völlig aus. Weitere Varianten sind die Entnahme aus Fließgewässern, aus Speicherteichen, sich einer Wassergenossenschaft anzuschließen oder das benötigte Wasser zuzukaufen.
Sollte all dies nicht möglich sein, kann noch immer ein Bohrbrunnen errichtet werden. Dieser ist tendenziell meist tiefer und teurer. Und er hat den Nachteil üblicherweise geringerer Wassermengen. Daher ist er auch nicht mehr mit jedem Wasserverteilsystem kompatibel. Im Bereich der Wasserbereitstellung tritt bei den erforderlichen Investitionen die größte Streuung auf.
Große Schwankungen
Von leichter zu errichtenden Brunnen bis zu tiefen Bohrbrunnen reichen die Kosten von 2.000 bis 30.000 €. Da es hier sehr schnell ins Geld gehen kann, sind diese Investitionen besonders genau und langfristig zu kalkulieren. Eine rechtliche Absicherung der eigenen Wasserentnahme gegenüber fremden Personen oder Firmen ist hier zu empfehlen. Die Veräußerung ist im Gegensatz zu anderen Teilen der Beregnung wie z. B. zu Beregnungsmaschinen wesentlich schwieriger oder teilweise auch gar nicht möglich.
Geräte oder technische Anlagen für die Wasserentnahme und anschließende Wasserverteilung sind besser zu kalkulieren. Traktorgetriebepumpen (ohne Kosten für den Traktor) beginnen bei einigen Tausend Euro und sind somit im günstigeren Bereich anzusiedeln. Die Bedeutung sinkt aber aus mehreren Gründen. Bei Dieselaggregaten kann man je nach Ausstattung und Stärke des Gerätes mit rund 18.000 € rechnen.
Sollte die Möglichkeit einer Stromversorgung gegeben sein, so kann für eine elektrische Pumpe mit erforderlichem Feldbewässerungskasten mit rund 10.000 € kalkuliert werden. Allfällige Kosten für die Stromzuleitung, Netzanschlussgebühr und Netzzutrittskosten des jeweiligen Stromanbieters sind hier nicht berücksichtigt.
15 bis 25 €/m2 für Zuleitung
Die mehr oder weniger lange Wasserzuleitung zum gewünschten Feldstück ist bei entsprechender Eigenleistung bei Erdleitungen mit rund € 15 bis 25.- je Laufmeter zu bewerkstelligen. Dies ist abhängig von der Rohrdimension, dem ausgesetzten Betriebsdruck und der Anzahl der Hydranten. Bei langfristigen Vorhaben sollte der Erdleitung so weit als möglich der Vorzug gegeben werden. Alternativ kann die Zuleitung über oberirdische Rohre oder Schläuche erfolgen.
Die Möglichkeiten der Wasseraufbringung sind so vielfältig wie die dazugehörigen Investitionskosten. Für eine Beregnungsmaschine im Premiumsegment ist mit Anschaffungskosten von mittlerweile über 50 000 € zu rechnen. Für einen dazu passenden Ausleger müssen nochmals bis zu 20.000 € reserviert werden.
Eventuell geringere Anschaffungskosten, jedoch mehr Arbeitszeit verursacht der Einsatz von Beregnungsrohren. Je nach Anbieter und Rohrdimension ist mit Ausstattungskosten von rund 7.000 €/ha beregneter Fläche zu rechnen. Eine weitere Möglichkeit wäre die Tropfbewässerung, die sich in manchen Kulturen stark steigender Beliebtheit erfreut. Diese kosten etwa 1.100 bis 1.300 €/ha und Bewässerungsjahr.
Musterbetrieb berechnet
Ab wann sich die Beregnung rechnet, ist für jeden Fall einzeln zu prüfen. Die Betrachtung verschiedener Systeme sowie Voraussetzungen zeigt, wie stark Beregnungskosten in der Praxis variieren. Die für einen Musterbetrieb berechneten Systeme (Siehe Übersicht 2) weisen eine Spannweite der variablen Kosten von 1,04 € netto pro mm (E-Aggregat + Rainstar mit 80 m³/h) bis 3,53 € netto pro mm (Traktor + Pumpe 60 m³/h) auf.
Für die Berechnung der Energiekosten wurden die Preise für Treibstoff (Diesel) und Strom angepasst. So wurde mit 0,15 €/kWh und 1,25 €/l Diesel netto kalkuliert. Diese Werte variieren natürlich je nach Betrieb. Vor allem Betriebe, die in der Vergangenheit Verträge zu fixierten Stromtarifen abgeschlossen haben, sind derzeit noch in der Lage, mit sehr günstigen Strompreisen zu beregnen. Hier nicht zu vernachlässigen ist die Inanspruchnahme spezieller Angebote der Stromversorger.
Die Preiserhöhungen für Energie zu den angenommenen Werten führten dazu, dass die variablen Kosten bei vielen Verfahren bis zu 30 % angestiegen sind. Neben den Energiekosten beeinflusst noch der Reparaturaufwand die variablen Kosten. Dieser macht den Unterschied zwischen Verfahren 1 und 2 aus, da beim Einsatz des gebrauchten Traktors (Verfahren 2) mit höheren Reparaturkosten kalkuliert wurde.
Fixkosten im Vergleich
Aufgrund des hohen Anschaffungsaufwandes sind die Fixkosten nicht zu unterschätzen. So starten bei unserem Musterbetrieb die Anschaffungskosten bei einer Erschließung von 30 ha (Rohrberegnung) bei ca. 210 000 € netto. Die Hauptkosten trägt die Anschaffung der Rohre. Für die Wasserbereitstellung wurde mit zwei Brunnen zu je 4.000 € netto kalkuliert und für den erforderlichen Traktor, für das Verfahren „Traktor plus Getriebepumpe“ wurden nur prozentuale Investitionskosten berücksichtigt.
Unterstellt man den Fixkosten eine durchschnittliche Nutzungsdauer von 30 Jahren, belaufen sich die Kosten auf ca. 330 € netto pro ha, bei 20 Jahren wären es ca. 450 € pro ha. Eine günstigere Variante der Bewässerung stellt das Verfahren mit einer Beregnungsmaschine dar. Hier belaufen sich die Anschaffungskosten für 30 ha auf ca. 90.000 € netto. Das würde mit einer Verzinsung von 2,5 % Fixkosten in Höhe von ca. 180 €/ha bedeuten. Summiert man die variablen und fixen Kosten (bei 20 ha und ca. 100 mm pro Saison), klettern die Maschinenkosten von 3,74 €/mm (E-Aggregat + Beregnungsmaschine) auf fast 8,5 €/mm (Traktor inkl. Getriebepumpe + Rohrberegnung).
So ergibt sich bei unserem Beispielbetrieb eine durchschnittliche Arbeitszeit pro Anwendung von 5 Stunden bei der Verwendung einer Rohrberegnung im Vergleich zu 0,75 Stunden pro Durchgang bei der Verwendung eines rainstars. Die Zahlen hier beziehen sich nur auf die Annahmen für unseren Musterbetrieb, der in einer Gunstlage liegt.
Um die Frage der Bewässerungswürdigkeit (€/kg Mehrertrag zu €/mm Bewässerung) beantworten zu können, braucht es eine genaue Abschätzung des erzielbaren Mehrertrags. Die Erfahrung zeigt, dass in der Vergangenheit die Bewässerungswürdigkeit bei „Standardkulturen“ wie Kartoffeln und Saatmais zumeist gegeben ist, da es hier zu einem wesentlichen Mehrertrag kommt.
Winterweizen beregnen?
Wir wollen am Beispiel Winterweizen das Für und Wider der Bewässerung durchleuchten: Die Vergangenheit zeigt, dass, je nach Jahr, das „notwendige Zusatzwasser“ für eine optimale Wasserversorgung (z. B. ab 50 % nFK) stark variiert. Bei gewissen Trockenperioden wäre eine deutlich höhere maximale Wassermenge, die je nach Region oft begrenzt ist (z. B. 60 mm pro Jahr) erforderlich, um das Ertragspotenzial des Weizens auszuschöpfen. Je nach Einsetzen der Trockenphase in der Vegetation bewirkt das Zusatzwasser einen unterschiedlichen Effekt auf die Qualität des Weizens sowie den dadurch erzielbaren Mehrertrag.
Bei durchschnittlichen Gesamtkosten bei dieselbetriebenen Bewässerungsanlagen von 6,71 € netto pro mm wird schnell ersichtlich, dass die Bewässerung von Winterweizen nur sehr bedingt wirtschaftlich ist. Wird aber nur mit variablen Kosten kalkuliert (Annahme: Bewässerung ist bereits am Betrieb und wird hauptsächlich für andere Kulturen eingesetzt), sinken die Kosten. Aber auch hier wird deutlich, dass es einen gewissen Erzeugerpreis in Kombination mit einem Mehrertrag braucht, um ein wirtschaftlich positives Ergebnis zu erzielen.
Ein klar positives Szenario wäre, dass durch das Zusatzwasser eine eher kurzfristige Trockenperiode überbrückt und danach der Weizen durch natürlichen Niederschlag versorgt wird – eine Art Versicherung, um kurze Trockenphasen zu überwinden. Für welches Szenario die Bewässerung aber schlussendlich gebraucht wird, ist vorab nicht möglich zu eruieren.
Kosten individuell kalkulieren?
Um hier betriebsindividuell Aussagen treffen zu können, sollten im ersten Schritt die Möglichkeiten der Verfahren geprüft werden. Für das ausgewählte Verfahren sollten die Fixkosten (Abschreibung, Zinsanspruch,..) und variable Kosten (Energiekosten für Strom bzw. Treibstoff und Reparaturkosten) ermittelt werden, gegebenenfalls auch Kosten für Fremdarbeitskräfte. Danach braucht es ein Kulturen-Konzept. Hier wird festgelegt, welche Kulturen hauptsächlich bewässert werden sollten, in welchem Umfang (ha) bzw. in welcher Intensität (mm/ha).
Für viele Betriebsleiter wird das Aufzeigen der eigenen Bewässerungskosten einen gewissen Aha-Effekt hervorrufen und durch die Berechnung verschiedener Szenarien wird erkennbar, welche Rahmenfaktoren (Kulturen, Nutzungsdauer) notwendig sind, um schwarze Zahlen zu liefern. Diese Schlüsselfaktoren werden somit ins Bewusstsein gerückt.