Das Gespräch mit Frau Immitzer führte Anja Rautnig
Bis 2030 sollen in Österreich 11 TWh Photovoltaik dazugebaut werden. Wie viel davon entfällt auf den Bereich Landwirtschaft (Freiflächen, Agri-PV und PV auf landw. Gebäuden inkludiert)?
Immitzer: Dazu gibt es zwei Studien. Beide kommen zu dem Ergebnis, dass aufgrund verschiedenster Kriterien Dächer alleine nicht ausreichen werden, um in den nächsten Jahren den benötigte PV-Strom zu erzeugen. Rund die Hälfte des PVStroms wird abseits von Gebäuden erzeugt werden müssen. Hierzu gilt es, gut geeignete Flächen auszuweisen
mit den entsprechenden Stromnetzkapazitäten.
Wie begegnen Sie den Ängsten der Menschen, dass die Lebensmittelversorgungssicherheit unter dem massiven Ausbau von Freiflächen-PV bedroht wird?
Immitzer: Bei den benötigten Freiflächen reden wir von einem Bedarf von weniger als 0,3 % der landwirtschaftlich genutzten Fläche in Österreich. Hier von bedrohter Lebensmittelversorgung zu reden, grenzt an Panikmache! Wir verlieren viel mehr Fläche durch die tägliche Bodenversiegelung, den Klimawandel oder einfach durchs brachliegen lassen. Hinzu kommt, dass die Fläche für die Lebensmittelproduktion nicht verloren geht. Mittlerweile gibt es einige Projekte, in der auf die Doppelnutzung (Agri-PV) der Fläche fokussiert wird. Hier steht die Landwirtschaft gegenüber der Stromerzeugung immer im Vordergrund!
Wie schnell kann sich eine PV-Anlage bei den momentanen technischen und wirtschaftlichen Bedingungen amortisieren. Was sind die wesentlichen Größen, welche die Wirtschaftlichkeit einer Anlage bestimmen?
Immitzer: Zurzeit haben wir einen enorm hohen Strompreis. Dieser ist vier mal so hoch wie noch vor einem Jahr. Bei diesem Strompreis amortisiert sich die Investition innerhalb von wenigen Jahren. Meist sind aber die eigenen Kosten,
die für den Stromeinkauf inklusive Abgaben und Steuern anfallen, höher als der Verkaufserlös des PV-Stroms. Deswegen ist der direkte Eigenverbrauch des Sonnenstroms an Ort und Stelle am wirtschaftlichsten.
Was ist Ihrer Meinung nach die größte Bremse, die den raschen Ausbau verzögert?
Immitzer: Es sind vor allem zwei große Bremsen: Die fehlenden Stromnetzkapazitäten und die umständlichen
Anzeige- bzw. Genehmigungsverfahren. Das Gute: Beide kann man mit dem entsprechenden Willen lösen. Wir verstehen
nicht, warum in einem Bundesland jede Anlage anzeigepflichtig ist, während dies im Nachbarland nur für Projekte in Schutzgebieten gilt. Das Gleiche gilt für die elektrizitätsrechtliche Genehmigung. Hier müssen wir einfach noch mehr Zusammenarbeit und das Ziel im Fokus verfolgen.