Ein Betrieb ohne Schnickschnack, ohne exotische Nischenprodukte und ohne extravagante Vermarktungsideen – der Familienbetrieb Moitzi aus Obdach in der Steiermark ist ein klassischer, konventioneller Produktionsbetrieb und macht mit seinem tadellosen Betriebsmanagement und guten Produktionskennzahlen auf sich aufmerksam. Dafür wurde er unlängst mit dem „Preis der Tiergesundheit“ eines Pharmaunternehmens ausgezeichnet. Wir haben die Moitzis und ihre Kühe besucht.
Stall sukzessive verbessert
Bei Familie Moitzi erwartet einen kein neuer, topmoderner Laufstall, sondern ein solide in sich gewachsener Betrieb. Vor rund 20 Jahren legte das Betriebsleiterehepaar Johann und Elisabeth Moitzi den Grundstock für den heutigen Betrieb. Der Laufstall aus dem Jahr 1997 dient auch heute noch als Milchviehstall. An den Dreireiher legten die Moitzis allerdings gehörig Hand an, um den Kuhkomfort zu verbessern: Die Seitenwände wurden geöffnet, Ventilatoren eingebaut, Betonspalten mit Gummi belegt und sämtliche Liegeboxen neu aufgebaut. An der nördlichen Längsachse wurde ein Strohstall für Trockensteher und Strohkühe mit integriertem Laufhof angeflanscht. Im Sommer 2021 wurde schließlich ein Melkroboter eingebaut.
Die Maßnahmen machten sich bezahlt, heute melken die 65 Kühe durchschnittlich 36 l am Tag, was einer Milchleistung von 11.600 kg im Jahr entspricht. Damit spielt der Betrieb leistungsmäßig in der oberen Liga der Fleckviehbetriebe Österreichs. Dass die Kühe solch eine Milchleistung abrufen können, zeigt, dass es ihnen gut geht, sie fit und gesund sind. Und man sieht es ihnen an: Die Tiere sind aufmerksam, aktiv, ihr Fell glänzt, sie fressen oder kauen im Liegen kräftig wieder. Insgesamt hat der Betrieb schon 13 Kühe mit über 100.000 l hervorgebracht. Zwei der Erfolgsfaktoren dafür sind die Fütterung und das Fruchtbarkeitsmanagement.
Stark aufgewertete TMR
Am Trog füttern die Milchbauern eine sehr hoch aufgewertete Teil-TMR, ausgelegt auf 32 l. Am Melkroboter dient das Kraftfutter nur als Lockmittel und ist auf 2,5 kg pro Kuh und Tag begrenzt. Die TMR besteht zu 70 % aus Grassilage. Denn der Betrieb liegt auf 880 m in einer reinen Grünlandregion. Auf Maissilage will Moitzi in der Grundration jedoch nicht verzichten und kauft Mais aus den Tallagen bei Wolfsberg zu. „Dieses Jahr haben wir 3.000 Euro pro Hektar, stehend ab Feld gezahlt“, berichtet Johann.
Die Grundration wird mit 8 kg Kraftfutter je Kuh aufgewertet. Ein großer Anteil davon, rund 4 kg, ist sogenannter Musmais. „Dafür mahlen wir ca. 100 t Körnermais und silieren ihn in einen kleineren Fahrsilo ein“, so der Landwirt. Zwar haben Moitzis die Außenwirtschaft fast gänzlich ausgelagert, sie achten aber penibel auf ein top Grundfuttermanagement, regelmäßige Neueinsaaten und wenig Verschmutzung bei der Futterernte.
Die Silagequalität macht sich bezahlt: Die Grundration ist nährstoffreich und schmackhaft. „Unsere Kühe haben eine Futteraufnahme von 23 bis 24 kg Trockenmasse“, freut sich Junior Bernhard Moitzi. Er arbeitet Vollzeit als Fütterungsberater und ist auch vom Einsatz eines Mykotoxinbinders in der TMR überzeugt. „Mit dem Produkt werden sämtliche Pilzgifte im Futter gebunden und ausgeschieden, ohne die Kuh zu belasten. Seitdem wir das Pulver in die Ration einmischen, hat sich die Eutergesundheit stabilisiert. Die Zellzahl liegt konstant bei 120.000 bis 130.000 Zellen.“
Persistenz ist entscheidend
„Damit die Kühe zum Laktationsende mit unserer TMR nicht fett werden, brauchen sie eine gute Persistenz und müssen schnell wieder tragend werden“, erzählt der Junglandwirt weiter. Die Persistenz sei daher neben Euter und Fundamenten eines der wichtigsten Kriterien bei der Stierauswahl.
„Ziel sind 45 bis 50 l Einsatzleistung. Dann sollten die Kühe in den ersten 100 Tagen in der Leistung möglichst nicht abfallen“, berichtet Vater Johann. „Und wenn sie mit 30 Litern zum Trockenstellen kommen, ist das auch kein Problem. Je flacher die Laktationskurve, desto gesünder sind die Kühe!“
Nach einer Rastzeit von 40 Tagen wird erneut besamt. Routinemäßig kommt montags Tierarzt Dr. Walter Peinhopf-Petz zur Bestandsbetreuung vorbei.
Der Tierarzt kontrolliert alle Kühe ab 14 Tage nach der Kalbung auf Sterilität, führt die Trächtigkeitsuntersuchung um den 25. Tag und eine Nachkontrolle der Trächtigkeit um den 55. Laktationstag durch, inklusive einer Bestimmung des Geschlechts sowie möglichen Zwillingsträchtigkeiten. So erreicht der Betrieb eine Zwischenkalbezeit von 365 Tagen. „Entscheidend für eine gute Tiergesundheit und Fruchtbarkeit sind aber die Trockensteher! Hier legen wir das Fundament dafür“, sind sich Vater und Sohn einig. Um den Kuhkomfort der Trockensteher zu erhöhen, hat Bernhard von einigen Jahren kurz entschlossen das Strohlager hinter der Liegeboxenreihe entfernt und zum Tiefstreubereich umgebaut.
„Außerdem füttern wir den Trockenstehern eine vitamin- und spurenelementreiche Ration. Die Kühe können ihre Reserven auffüllen und starten wieder mit 100 % in die Laktation“, ist Johann überzeugt.
Fängt eine Kuh im Tiefstreubereich zu Kalben an, kann sie mit einem Gatter schnell von der Herde abgetrennt und anschließend in den großen Strohbereich für Frischlaktierer weitergetrieben werden. Dort haben die Kühe über ein Pendeltor jederzeit Zugang zum Melkroboter. Dieser ist mit 65 Laktierenden und 3 Melkungen pro Kuh und Tag (gesamt 194 Melkungen pro Tag) voll ausgelastet und verfügt nur noch über 5 % freie Zeit.
Aufzucht ausgelagert
Mit nur 13 ha Eigenfläche ist Grundfutter knapp. Daher haben Moitzis schon seit über 20 Jahren die Jungviehaufzucht ausgelagert. Die Kälber verlassen mit drei bis vier Monaten den Betrieb und werden von einem Partner, wenige Kilometer entfernt, aufgezogen.
Alle Tiere bleiben im Besitz von Johann Moitzi. Abgerechnet wird nach dem System „Tagegeld“, das sich aus dem Durchschnittspreis für Nutzkälber, einer Erfolgs- und Leistungsprämie zusammensetzt. Aktuell beträgt dieses 1,88 € pro Tier und Tag. Nicht enthalten sind darin z. B. Tierarzt- und Besamungskosten. Zwei Monate vor dem Abkalben kommen die hochträchtigen Kalbinnen zurück zum Betrieb Moitzi und werden dort im Trockensteherbereich integriert. Die meisten Tiere kalben mit 25 Monaten Erstkalbealter.
Zucht als zweites Standbein
„Nach der ersten Abkalbung brauchen die Jungkühe noch Zeit, sich zu entwickeln“, berichtet Bernhard. „Unser Zuchtvieh verkaufen wir vorzugsweise in der zweiten Laktation ab Hof, meist mit rund 100 Laktationstagen und garantiert tragend. Pro Jahr können wir 20 bis 25 Kühe anbieten.“ Im Durchschnitt der letzten fünf Jahre erzielte der erfolgreiche Fleckviehzüchter rund 2.600 € brutto je Kuh.
In Zukunft will Johann Moitzi seine letzten rot- und schwarzbunten Kreuzungskühe verdrängen. „Vor knapp 20 Jahren haben wir ein paar Holsteins zugekauft. Seit 10 Jahren besamen wir ausschließlich mit Fleckvieh – aber Typ und Farbe bleiben länger als gedacht“, schmunzelt er. Damals sah die Familie ihren Weg noch darin, den Kuhbestand kräftig aufzustocken. Sie musste aber feststellen, dass ihre Ressourcen nicht für eine Kuhherde von über 100 Laktierenden ausgelegt sind. Daher fällten Jung und Alt gemeinsam den Entschluss, sich auf die Betriebsgröße für einen Melkroboter zu reduzieren.
Damit sind Johann und Bernhard Moitzi heute sehr zufrieden. „Wir haben genau die richtige Betriebsgröße für uns gefunden. Meine Frau und ich können uns voll auf die Kühe und das Herdenmanagement fokussieren“, meint Johann. Die Auslagerung der Jungviehaufzucht und die Vergabe der Außenwirtschaft an Dienstleister bringt zusätzlich den Freiraum, dass Junior Bernhard über seinen Beruf noch Erfahrungen und Wissen sammeln kann, bevor er eines Tages den Betrieb komplett übernehmen wird.