Kleine Biogasanlagen können für tierhaltende Betriebe eine sinnvolle Ergänzung bieten. Was gibt es dabei zu beachten? Welche Kosten müssen Landwirte einkalkulieren?
Biogas auf Basis nachwachsender Rohstoffe hat aufgrund der aktuellen Rahmenbedingungen in Österreich keine Zukunft. Doch durch die Novelle des Ökostromgesetzes im Juni 2017 werden kleine Biogasanlagen besonders für tierhaltende Betriebe immer interessanter.
Ein 100 Kuh-Betrieb könnte demnach eine Biogasanlage mit rund 15 kW elek-trischer Leistung betreiben. Landwirte müssen dabei beachten, dass die Energieausbeute bei z. B. Rindergülle eher gering ist. Das kommt vom geringen Trockenmasse-Gehalt der Gülle.
Daher müssen sie diese mit pflanzlichem Substrat ergänzen, um mehr Energie zu produzieren. Allerdings dürfen die Betreiber der Anlage nur 150 kW direkt am Betrieb verwenden. Zusätzliches Biogas müssen sie in das Erdgasnetz einspeisen. Dieses kann in weiterer Folge verstromt werden und soll vor allem zum Ausgleich der fluktuierenden erneuerbaren Energieträger dienen.
Mehr Leistung durch Stroh:
Als gute Ergänzer haben sich vor allem (Winter)-Zwischenfrüchte und (Mais)-Stroh erwiesen. Je 10 ha kann die Leistung der Biogasanlage um rund 3 kW (Zwischenfrüchte) bzw. 7 kW (Maisstroh) erhöht werden. Zu beachten ist, dass der Substratanteil von Getreide und Mais 30 % nicht überschreiten darf.
Grundsätzlich liegt der Fokus bei Gemeinschaftsanlagen von mehreren Tierhaltungsbetrieben. Damit fallen keine zusätzlichen Kosten für andere Sub-strat-Aufbereitungen oder bei der Mitvergärung von anfallenden Reststoffen der Landwirtschaft an.
Bei der Güllevergärung problematisch ist einerseits das verhältnismäßig hohe notwendige Fermentervolumen. Dazu kommt die notwendige technische Vorbehandlung der Reststoffe, um das volle Biogaspotenzial auszunutzen. Zu beiden Thematiken laufen mehrere Anstrengungen seitens der Wirtschaft und der Forschung.
Ab 600 000 € pro Anlage:
Die Biogasanlage ist als eigener Bau zu betrachten und muss aus hygienischen und sicherheitstechnischen Aspekten gewisse Mindestanforderungen erfüllen. Diese richten sich nach Gesetzen, Verordnungen und Normen und müssen einzelbetrieblich bewertet werden. Dementsprechend sind auch die Investitionskosten vorab schwer zu konkretisieren. Bei einer 100-kW-Biogasanlage ist aber mit einem Investitionsvolumen von mindestens 600 000 € zu rechnen.
Für Betriebsmittel, Wartungsarbeiten sowie sonstigen Aufwendungen müssen Landwirte bei einer 100-kW-Biogasanlage jährlich mit rund 60 000 € rechnen. Auf der Substratseite liegen die Logistikkosten Mist und Gülle bei bis zu 5 € je Tonne.
Die Ernte- und Logistikkosten von Zwischenfrüchten oder Maisstroh liegen in etwa zwischen 10 bis 25 € je Tonne. Womit sich die Substratkosten für eine 100-kW-Biogasanlagen auf rund 50 000 € belaufen.
Dennoch kann eine Biogasanlage eine sinnvolle Ergänzung für Tierhaltungsbetriebe sein. Entweder bei eigenen, kleineren Biogasanlagen oder bei Gemeinschaftsanlagen, bei denen mehrere Landwirte gemeinsam die in der Region anfallenden Gülle- und Mistmengen sowie Reststoffe aus der landwirtschaftlichen Produktion veredeln. Denn neben Ökostrom fällt auch Wärme an. Diese können die Betriebe zusätzlich nutzen.
Bessere Düngeeigenschaften:
Durch die Vergärung des Wirtschaftsdüngers verbessern sich dessen Düngeeigenschaften. Dieser enthält einen höheren Anteil an leicht pflanzenverfügbaren Ammonium-Stickstoff. Unkrautsamen und Pflanzenkrankheiten werden abgetötet, die Nährstoffgehalte durch Vergärung von Zwischenfrüchten und Stroh sind höher und Geruch wird minimiert. Außerdem können Hygieneeffekte genutzt werden, wenn in der Anlage Maisstroh eingesetzt wird. Der Schädlings- und Pilzbefall kann so reduziert werden.
Eine intensive Nutzung von Zwischenfrüchten regt zudem die Durchwurzelung an und verbessert neben dem Eintrag von organischer Masse durch die Biogasgülle den Humusgehalt im Boden. Die Biogasanlage kann auch, insbesondere bei Gemeinschaftsanlagen, als Düngemittelzwischenlager genutzt werden.
Die rechtlichen Rahmenbedingungen sprechen für Biogasanlagen bei größeren Tierhaltungsbetrieben. Diese können nicht nur ihren Wirtschaftsdünger aufwerten, sondern den erzeugten Ökostrom sowie die anfallende Wärme im Betrieb nutzen. Außerdem ist Biogas eine wichtige Stütze, wenn es darum geht, die Stromversorgung jederzeit zu sichern. Während bei Photovoltaik die die Sonne die Stromproduktion bestimmt, nutzt die Biogasanlage die in den organischen Materialien gespeicherte Sonnenenergie. So kann Strom bei jedem Wetter erzeugt werden.