Eine Wärmepumpe, die man auch mit Holz befeuern kann? Wir haben uns angesehen, ob das System von Guntamatic auch für Bauernhöfe geeignet ist.
Holz als Energieträger ist gefragt. Hackschnitzel, Pellets und Scheitholz sind praktisch, um Wohnbauten, aber auch Ställe warm zu halten. Die oberösterreichische Firma Guntamatic bietet eine Wärmepumpe an, die auch Stückholz als Energieträger verwendet.
Diese Innovation hat zahlreiche Preise gewonnen. Ist sie aber auch das ideale Heizsystem für die Landwirtschaft?
So funktionierts:
Wärmepumpen nutzen die Energie aus Luft, Boden oder Grundwasser, um Wärme zu erzeugen. Bei einem Kühlschrank wird die Wärme von innen nach außen geleitet. Eine Wärmepumpe funktioniert genau umgekehrt.
Sie entzieht z.B. der Umgebungsluft die Wärme und verdampft mit ihr ein Kältemittel (Propan oder Propylen). Das dabei entstehende Gas wird komprimiert und somit Wärme erzeugt.
Diese Wärme wird über einen Kondensator in das Heizsystem eingespeist. Gleichzeitig verflüssigt sich das Gas wieder. Im letzten Schritt entspannt sich das Kältemittel in einem Expansionsfilter und der Kreislauf der Wärmepumpe beginnt erneut.
Als potenzielle Wärmequellen dienten bisher die Außenluft, das Grundwasser und der Erdboden. Der Einsatz von Biomasse in Form von Stückholz ist daher innovativ. Bei Wärmepumpen, die Erdwärme oder Grundwasser als Medium nutzen, sind umfangreiche Installationsarbeiten notwendig.
Systeme, die Luft verwenden, benötigen diese nicht. Dafür ist ihr Wirkungsgrad in den kalten Wintermonaten geringer. Durch das Verheizen von Stückholz fallen diese Nachteile der anderen Systeme weg. Es sind keine umfangreichen Installationen notwendig, und das Holz ermöglicht einen hohen Wirkungsgrad.
Ein genereller Nachteil von Wärmepumpen ist jedoch der hohe Systemaufwand. Die Technik ist imVergleich zu anderen Heizungssystemen kompliziert und aufwendig. Deshalb sind auch die Kosten höher. Als Vorteil ist der deutlich geringere Wartungsaufwand zu nennen.
Holz statt Luft:
Der BMK-Hybrid von Guntamatic ist eine Kombination aus beiden. Er verwendet Luft sowie Stückholz als Wärmequelle.
Die Grundidee dabei: Bei milden Temperaturen wird die Außenluft genutzt. Bei Minusgraden wird in den Scheitholzbetrieb umgeschaltet. Wann das Scheitzholz verfeuert wird, kann der Anwender selbst entscheiden. Er wählt z.B. eine bestimmte Zeit bzw. Temperatur, bei der das Stückholz anstatt der Luft verwendet werden soll.
Der Edelstahlfüllraum des BMK-Hybriden kann Holzscheiter mit einer Länge von bis zu einem halben Meter verheizen. Das System bietet auch die Möglichkeit, den Überstrom aus einer Photovoltaikanlage zu nutzen. Guntamatic nennt diese Kombination „Heat Pump Battery Management“. So werden aus jedem kW Überstrom 4 km Wärme erzeugt.
Wird der Scheitholzkessel mit Hartholz befüllt, dann kann man laut Hersteller mit einer Brenndauer von fünf bis acht Stunden rechnen. Wann nachgelegt werden muss, erkennt der Betreiber anhand einer Ladezustandsanzeige am Kesselbedienfeld. Derzeit sind Modellvarianten mit einer Leistung von 9 kW und 16 kW erhältlich. Die Anschaffungskosten betragen bei 9 kW rund 14 700 €. Die Installationskosten sind von den Wünschen des Kunden abhängig.
Heizkessel oder Wärmepumpe?
Ein direkter Marktvergleich mit anderen Wärmepumpen ist nicht möglich, da es sich beim BMK-Hybrid um eine Marktneuheit handelt. Aus Sicht des Landwirtes ist daher am ehesten der Vergleich mit anderen Stückholzheizungen interessant – besonderes mit dem klassischen Holzvergaserkessel.
Eine Stückholzheizung erzeugt aufgrund des großen Kessels viel Energie bzw. Wärme. In einem modernen Neubau, mit gut gedämmten Wänden, sollte deshalb eine Stückholzheizung eher vermieden werden. Diese würde zu viel Energie verschwenden oder das Haus übermäßig stark aufheizen.
Bei schlechter isolierten Gebäuden, wie einem Altbau, kann dieses System jedoch die richtige Wahl sein. Hier kann die Energie der Stückholzheizung effektiv genutzt und der Kessel optimal ausgelastet werden. Das kommt nicht nur der Wärme im Haus zugute, sondern auch der Lebensdauer der Heizanlage.
Zeitaufwand nicht vergessen:
Eine Stückholzheizung ist kein automatisches System. Man muss sie ständig überwachen und manuell steuern.
Dementsprechend sollte man sich bereits vor dem Kauf bewusst machen, wie viel Arbeit damit verbunden ist. Man muss sie regelmäßig – auch mehrmals täglich – mit Holz bestücken und die Ascherückstände entfernen. Dazu kommen noch folgende Arbeiten: Das Holz vorbereiten, lagern und permanent zur Heizanlage transportieren. Deshalb kann eine Stückholzheizung, vor allem im höheren Alter zu einem echten Problem werden.
Robuste Technik:
Besonders, wenn man nicht mehr in der Lage ist, diese Arbeiten problemlos und selbstständig durchzuführen. Ein Holzvergaserkessel ist unter den modernen Techniken die günstigste Holzheizung. Dieses System ist einfach zu handhaben und langlebig gebaut. Der geringe Preis der Kessel erklärt sich durch die einfachere Konstruktion mit weniger Komponenten. Dafür ist mehr Handarbeit gefragt. Ein großer Nachteil ist allerdings, dass der Betreiber die Heizung ständig mit Holz füttern muss.
Außerdem erzeugt sie, wie vorher schon erwähnt, für sehr gut gedämmte Häuser, schnell viel zu viel Wärme. So sind Holzvergaser ideal für größere Objekte (alte Bäuernhäuser). Wer sich für eine Stückholzheizung entscheidet, sollte ausreichend Lagerfläche für den Brennstoff mit einkalkulieren.
Das sollten Sie wissen!
Man sollte also ein Lagerkonzept entwerfen, welches über ausreichend Raum für Holz aufweist. In der Landwirtschaft entfällt der höchste Energiekostenanteil mit 50 % auf den Treibstoff.
Die Wärme macht nur 20 % der Gesamtkosten aus. Daher sind sie nicht das Sorgenkind der Landwirte. Trotzdem kann man die Kosten optimieren. Das größte Potenzial liegt im Stall. Besonders Schweine- und Hühnerzuchtbetriebe sind davon betroffen. Mit dem richtigen Heizsystem kann man hier die Kosten bis zu 50 % senken.
In Wohngebäuden liegt der Wert lediglich bei 20 %. Daher ist es wichtig, dass sich die neue Heizung für den Stall und das Wohngebäude eignet. Man sollte auch die Schwachstellen der Gebäude kennen.
Die größten Wärmeverluste (bis zu 70 %) gehen durch Außenbauteile verloren. Dazu zählen: Außenwände, oberste Decke, Kellerdecke, Fenster und Außentüren. Werden diese erneuert bzw. besser gedämmt, bleibt der Großteil der Wärme erhalten. Besonders bei Wärmepumpen sollte man das beachten. Sie arbeiten nämlich bei Vorlauftemperaturen von bis zu 35 Grad Celsius optimal.
Deswegen werden sie vorzugsweise für Fußboden- oder Wandheizungen verwendet. Für Heizkörper und für die Aufbereitung von Warmwasser benötig man jedoch Vorlauftemperaturen von über 50 Grad Celsius. Genau das sollten Sie vor dem Kauf beachten. Sonst könnte die Wärmepumpe in puncto Stromkosten schnell zur Kostenfalle werden.
Nicht für jeden optimal:
Die neue Hybrid-Wärmepumpe von Guntamatic gleicht die Nachteile von herkömmlichen Systemen aus. Trotzdem ist sie für landwirtschaftliche Stallungen eher nicht geeignet.
Mit maximal 16 kW leistet sie zu wenig. Tierzuchtbetriebe haben einen größeren Leistungsbedarf. Am ehesten ist das System für Betriebe, die ihr eigenes Brennholz besitzen und am Hof verheizen wollen.
Für Einfamilienhäuser ist der BMK Hybrid hingegen sicher eine innovative Heizung, die genügend leistet. Die typischen Nachteile einer Stückholzheizung wie z.B. das permanente Bestücken mit Holz, Lagerung und der eventuelle Holzbezug sind zum Teil auch bei der Hybridwärmepumpe gegeben. Bernhard Henning