Wie ist die Stimmung bei den Gemüsebauern, in Anbetracht der Kostensteigerungen?
Fritz Rauer: Die Stimmung ist angespannt und die Kosten explodieren gerade in allen Bereichen. Seien es die Energiekosten, Lohnkosten oder bei den Betriebsmitteln. Diese Steigerungen können wir nicht an den Handel weitergeben. Hier braucht es mindestens eine Preissteigerung für die Erzeuger von 30 %, für viele Produkte auch von 50 %.
Regionales Gemüse ist gefragt, wie schätzen Sie den aktuellen Markt ein?
Rauer: Wir merken, je höherpreisig das Produkt ist, desto schwieriger ist es zu vermarkten, besonders im Biobereich. Der Konsument schaut nicht mehr ins Bioregal, sondern greift zum tiefsten Preislevel. Ein einfacher Paradeiser war heuer auf jeden Fall besser zu verkaufen, als ein Bioparadeiser. Es wird stark zu den Billigmarken gegriffen, das merken wir.
Wird es Engpässe beim Gemüse im Winter und Frühjahr geben?
Rauer: Wenn ich die aktuelle Lage beurteilen muss, gehe ich davon aus, dass es heuer im Winter nur Ware aus dem Süden Europas geben wird. Beheizte und belichtete Fruchtgemüsekulturen werden in ganz Europa eine Rarität sein. Wer heizen und belichten muss, wird es heuer lassen, egal, welche Wärmequelle genutzt wird. Die Produktion im Winter wird sich kaum für einen Betrieb rechnen. Die ganze Branche wird unter diesen Bedingungen heuer leiden.
Wie wird es Ihrer Meinung nach im Frühjahr weitergehen?
Rauer: Die Betriebe, die in den vergangenen zwei Jahren aufgebaut wurden, produzieren im Winter nicht. Nächstes Jahr, wenn alle wieder anpflanzen und produzieren, kommt viel Ware auf engem Raum zusammen.
Wie kamen die staatlichen Hilfen bei den Gemüsebauern an?
Rauer: Leider sind die Gemüsebauern bei allen Ausgleichsmaßnahmen, egal, ob Corona oder Energiekosten, zu kurz gekommen. Hier sollte sich etwas ändern.
Was sind die Gefahren für die Branche?
Rauer: Es bleibt in der Branche kein Stein auf dem anderen. Bei den Erzeugerpreisen muss sich auf jeden Fall etwas tun, die Konsumentenpreise sind bereits angestiegen. In Spanien haben die großen Gemüsebaubetriebe sogar ein Minus bei den Erzeugerpreisen gehabt. Die können auch nicht mehr so weitermachen. Für die Branche in Österreich ist schon wichtig, dass die Konsumenten wissen, wer die Versorgung sichert. Die Preissteigerungen bei Lebensmitteln machen im Moment noch relativ wenig aus, im Vergleich zu Energie oder Treibstoff.