Nach der Umstellung auf die biologische Wirtschaftsweise im Jahr 2015 suchten Andreas und Ulla Lienzer aus St. Margarethen bei Knittelfeld nach einer Gegebenheit, ihre Kalbinnenaufzucht auszulagern. Denn aufgrund der niedrigeren GVE-Besatzdichte bei Bio hätte der Betrieb seinen Kuhbestand abstocken müssen.
„Wir wollten uns ganz auf die Milcherzeugung spezialisieren und unsere Arbeitskraft effizienter einsetzen“, so Andreas Lienzer, hauptberuflich Lehrer an der LFS Kobenz. Durch Zufall wurde in 2 km Betriebsnähe ein passender Aufzuchtbetrieb mit Christian und Rosmarie Waidacher gefunden. Der Bio-Betrieb hatte die Milchviehhaltung bereits aufgegeben, aber verfügte mit 50 Hektar über ausreichend Fläche. Im Nebenerwerb spezialisierte sich Familie Waidacher auf die Kalbinnenaufzucht und zieht aktuell für zwei Betriebe insgesamt ca. 55 Stück Kalbinnen auf.
Das Aufzuchtprinzip war für beide Betriebsleiter sofort klar: „Verkauf-Rückkauf“. Schon nach wenigen Gesprächen stand die Kooperation samt Vereinbarung fest. Seit 2019 werden nun alle weiblichen Kälber in einem Alter von 14 und 16 Wochen zu einem Fixpreis von 350 € an den Aufzuchtbetrieb Waidacher verkauft. Voraussetzung für die Überstellung ist die feste Futteraufnahme der Kälber, da am Partnerbetrieb keine Möglichkeit der Milchtränke gegeben ist.
Die Aufzucht erfolgt in Gruppenhaltung im Laufstall mit ganzjährigem Auslauf und Weidehaltung. Gefüttert werden sie mit Grassilage, Heu und Weide. Im zweiten Aufzuchtjahr dürfen die Kalbinnen den Sommer auf der betriebseigenen, mit Laufstall ausgestatteten Alm verbringen.
Im Alter von 20 bis 24 Monaten werden die Jungrinder von Senior Fritz Waidacher besamt. Eine genaue Vorgabe für den Besamungszeitpunkt gibt es aber nicht. „Auch die Stierauswahl überlasse ich gänzlich meinem Partner“, sagt Andreas Lienzer. Ihm sei nur wichtig, dass die Kuh ein Kalb bringt. Durch diese Herangehensweise wird ein entscheidender Stressfaktor aus dem Aufzuchtprinzip genommen.
Mit einem Alter von etwa 30 Monaten werden die hochträchtigen Kalbinnen von Andreas Lienzer mit einem Fixpreis von aktuell 1.800 € zurückgekauft. Nach dem Rückkauf werden die Kalbinnen zuerst bei den trockenstehenden Kühen eingegliedert. „Wir übergeben jedes Jahr 10 bis 12 Kälber und kaufen 4 bis 5 trächtige Kalbinnen zurück. Alle weiteren trächtigen Kalbinnen vermarktet die Familie Waidacher über Zuchtrinderversteigerungen oder an private Interessenten“, berichtet Andreas Lienzer.
„Ein gutes Miteinander und gegenseitiges Vertrauen sind Voraussetzung für eine lange Zusammenarbeit“
Seine Frau Ulla betont das stets freundschaftliche Verhältnis zum Aufzuchtbetrieb und den verlässlichen, sorgfältigen und wertschätzenden Umgang mit den Tieren.
Mit dem Prinzip Verkauf-Rückkauf entsteht für beide Betriebe wenig Reibungsfläche, beide Betriebe sind mit dem Konzept zufrieden. „Die Voraussetzung für eine gute Zusammenarbeit sind ein gutes Miteinander und gegenseitiges Vertrauen“, so Andreas Lienzer. Sein Resümee nach drei Jahren Kooperation: „Durch die Auslagerung der Kalbinnenaufzucht konnten wir unsere Herde von 14 auf 20 Milchkühe aufstocken. Die Milchleistung hat sich verbessert und unsere Arbeitskraft ist effizienter eingesetzt. Insgesamt erzielen wir dadurch ein besseres betriebswirtschaftliches Ergebnis.“