Das letzte Jahr war wirklich nichts für schwache Nerven. Aufgrund der Dürre und der dadurch schmäleren Futterreserven auf den Höfen ging man für 2019 von geringeren Anlieferungsmengen aus. Dadurch keimte auch die Hoffnung auf den dringend nötigen Anstieg der Erzeugerpreise. Doch es kam anders.
Preisunterschiede nehmen zu
Tatsächlich sprangen die Bauernmilchpreise erst langsam an, hatten ihren Höhepunkt im Mai und gaben dann wieder nach. Zu Jahresende lagen sie über jenen vom Jahresbeginn, unterm Jahr aber teilweise um 2 Cent unter der Preislinie von 2018. Letztlich gab es über alle Qualitäten hinweg beim Jahrespreis 2019 ein Minus von rund 0,05Ct/kg.
Diese Stagnation bei den Bauernauszahlungspreisen zeigt sich auch im top agrar-Milchpreisvergleich der wichtigsten Milchverarbeiter des Landes. Die bei der gentechnikfreien Milch berücksichtigten 13 Molkereien (zehn heimische, drei bayerische) kamen 2019 auf einen Jahresdurchschnitt von 34,56Ct/kg (siehe Übersicht). Dies macht gegenüber 2018 rechnerisch zwar ein leichtes Plus von 0,15 Cent aus, der damalige Verlust von 0,61 Cent konnte von den verglichenen Molkereien aber nicht kompensiert werden.
Auch gab es nur bei sechs der 13 verglichenen Verarbeiter leichte Preisbewegungen nach oben. Der Unterschied zwischen dem Kategorieprimus und der letzten Molkerei macht 4,92 Cent aus. Unterm Strich fehlen den 100t-Lieferanten der schlechtesten Zahlerin im Vergleich zur Bestzahlerin fast 5000 €. In der 300 t-Kategorie sind es 12 330 €, bei 500 Liefertonnen macht der Preisunterschied 20000 € aus.
Den höchsten Preis für gentechnikfreie Milch zahlte mit 37,65 Ct/kg (+0,39) – wie schon in den vier Jahren zuvor – die Berchtesgadener Land in Piding. Platz zwei erreichte – schon 2017 und 2018 - die Ennstalmilch mit 36,03 Ct/kg (-0,38), Damit ist dieser steirischer Verarbeiter zum vierten Mal in Folge bestplatzierte österreichische Molkerei. Mit 0,70 Cent Abstand ergatterte wie im Vorjahr Jäger aus dem bayerischen Haag mit 35,63 Ct/kg den dritten Stockerlplatz. Auf den Plätzen vier und fünf folgen Salzburg Milch und Seifried. Beide mit unter 35 Ct/kg.
Die rote Laterne in der 100 t-Kategorie hat diesmal die NÖM mit 32,73 Cent. In der 300er ist die Gmundner Milch und in der 500er-Kategorie die Obersteirische die jeweils schlechteste Zahlerin. Die Kärntnermilch, die 2018 in allen Kategorien noch letzte war, konnte sich wieder etwas näher zum Mittelfeld bewegen. Allerdings darf man nicht vergessen, dass die in Spital/Drau beheimatete Molkerei mit der 200000-Zellen-Obergrenze schärfere Regeln für die S-Qualität vorgibt.
Biomilchpreis Sinkt weiter
Die durch verstärkten Um- bzw. Einstieg in Bio angewachsenen Biomilchmengen wirkten sich am Markt weiterhin preishemmend aus. Schon 2018 war der Durchschnittspreis um 1,61 auf 44,14 Ct/kg gefallen. Im Vorjahr ging er weiter auf 43,96 Ct/kg zurück.Siegerin im Biosegment – mit einem leichten Rückgang von 0,33 Cent – ist erneut die Berchtesgadener Land mit 49,51 Ct/kg vor der Pinzgau Milch und der Ennstal Milch. Klassenletzte wurde mit nur 41,47 Ct/kg die OM, die schon 2018 am unteren Preisrand ankratzte.
Zuwächse für Heumilch
Etwas besser erging es dem Spezialsegment Heumilch, die Verluste aus 2018(1,16 Ct/kg bei Bio und 1,28 Cent im konventionellen Bereich) konnten aber nicht kompensiert werden. Die Steigerungen um 0,92 bzw. 0,66 bei der konventionellen Range waren aber weit höher als in den anderen Milchsparten. In beiden Kategorien konnte die Salzburg Milch das Siegespodest erklimmen. 2018 hießen die Kategoriesieger noch Berglandmilch (Bio) und OM.
Leichtes Anlieferungsminus
In der zweiten Jahreshälfte 2019 lagen die Milchanlieferungen immer leicht über den Anlieferungsmengen aus dem VergleichszeitraumdesVorjahres. Trotzdem wurde letztlich um 1,4% weniger Milch als 2018 angeliefert.
Für heuer sind große Steigerungen bei den Anlieferungen nicht zu erwarten. Nicht zuletzt wegen der stagnierenden Erzeugerpreise gaben 2019 wieder viele Milchbauern auf. Laut erster Hochrechnung 976 (3,8%). Damit hat Österreich nur mehr 25608 Milchbauern.
Ob die zu Redaktionsschluss angekündigten Demos gegen den LEH eine bessere Entlohnung der Milchbauern bringen werden?
spanring@topagrar.at