In den vergangenen Wochen haben sich die Meldungen über Wolfsrisse wieder gehäuft. Eine betroffene Bäuerin spricht über ihre Ängste und fordert wolfsfreie Zonen in Österreich.
Im April hat ein Wolf auch auf Ihrem Betrieb zugeschlagen. Was ist passiert?
Pirker: Am Morgen waren unsere Schafe ungewöhnlich aufgeschreckt und unruhig. Als ich dann fünf tote Schafe gesehen habe, war ich mir sicher, dass wir es mit einem Wolf zu tun haben. Welches Tier sonst kann ein 70 bis 80 kg schweres Mutterschaf mit Kehlbiss töten und ein rund 20 kg schweres Lamm zur Hälfte auffressen? Die DNA-Untersuchung bestätigte schließlich meinen Verdacht.
Ihre Schafe wurden in einer eingezäunten Weide mit 1,20 m Zaunhöhe getötet. Können Landwirte ihre Tiere überhaupt schützen?
Pirker: Hier kommt die wahre Herausforderung auf uns zu. Die Wolfslobby will uns Bauern jetzt ja in die Pflicht nehmen, den Herdenschutz zu forcieren und wolfssichere Weidezäune zu errichten. Die meisten Betroffenen wissen noch nicht, was das bedeuten würde. Als wolfssicher gelten weder Stacheldraht- noch Maschendrahtzaun. Und die Problematik mit E-Zäunen braucht man keinem zu erklären, der sich bemüht hat, für das Weidevieh alle Litzen des Zaunes stromführend zu halten.
Haben Sie für die verendeten Tiere wenigstens eine Entschädigung erhalten?
Pirker: Nein, eben nicht. Mich ärgert, dass eine Entschädigung für die gerissenen Nutztiere zurzeit noch ungeklärt ist. Es geht mir nicht um die paar Hundert Euro, die meine Schafe vielleicht wert sind. Bis jetzt ist mir aber noch kein Geld angeboten worden und es kränkt mich, dass ich jede Kleinigkeit selbst in die Wege leiten muss.
Haben Sie Angst vor dem Wolf?
Pirker: Ich sorge mich um mein Vieh, meine Hunde, sogar um meine jüngste Tochter. Selbst fürchte ich mich nicht.
Sie sind Jägerin. Würden Sie auf einen Wolf schießen?
Pirker: Ich hoffe, nie in die Situation zu kommen, mir das überlegen zu müssen. Zurzeit hilft mir für meine Forderungen aber ein lebender Wolf mehr als ein erlegter.
Wie meinen Sie das?
Pirker: Zunächst: Endlich sind Interessensvertretung und Politik auf den Zug aufgesprungen. Jetzt hat sich ein Fenster geöffnet, und wir Bauern können unsere Sorgen und Forderungen publik machen. Und je mehr Übergriffe durch Wolfsrudel oder Einzelwölfe folgen, umso mehr bestärkt mich das mit meinen Forderungen.
Und die wären?
Pirker: Selbst im finnischen Lappland, einem Wildnisgebiet par excellence, werden Wölfe zum Schutz der Weidetiere bejagt. Um wieviel mehr muss es dann erst im Alpenraum möglich sein, die Wölfe entnehmen zu können, wo es gar keine Wildnisgebiete gibt. Alles hier ist Kulturlandschaft. Niemandsland und Urnatur sucht man bei uns vergebens.
Wie soll das gehen?
Pirker: Ganz einfach, wir brauchen nichts neu zu erfinden. Rund ein Drittel der Steiermark ist beispielsweise rotwildfreie Zone, in der alles Rotwild im Rahmen der Schusszeiten erlegt werden darf und soll. Genau das wünsche ich mir für Wölfe! Nämlich, dass diese im Rahmen von definierten Jagdzeiten von befugten Personen gefangen oder legal entnommen werden dürfen. -bk-