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Wolfsattacke

Wölfe reißen 70 Schafe in Salzburger Pinzgau

Insgesamt 70 Schafe sollen Wölfe Anfang Juni in Rauris, Mittersill und Uttendorf gerissen haben. Da ein Herdenschutz äußerst schwierig umzusetzen ist, fordern Landwirtschsaftsverterter, Problemwölfe entnehmen zu können.

Lesezeit: 4 Minuten

Im Salzburger Pinzgau sollen am Anfang Juni Wölfe insgesamt 70 Schafe in Rauris, Mittersill und Uttendorf gerissen haben. Experten der Landwirtschaftskammer Salzburg haben sich gleich vor Ort ein Bild vom Almgebiet in Rauris gemacht und mit den Tierbesitzern die weitere Vorgehensweise beraten. Die Wolfsattacke in Rauris passierte auf einer Alm mit zirka 120 ha Fläche. Vor drei Wochen wurden 170 Schafe von drei Betrieben aufgetrieben. 46 Tiere sind mittlerweile tot, viele verwundet, 26 weitere werden noch vermisst. Die Landwirtschaftskammer hat angesichts der beinahe täglichen Übergriffe über die weitere Strategie beraten. Derzeit scheint es keine Alternative dazu zu geben, dass man die Tiere von den Almen abtreibt.

Wolfsexperte: Abzäunung in Rauris unmöglich

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"Für die betroffenen Vollerwerbsbetriebe sind die Wolfsrisse existenzgefährdend, weil die Entschädigung nur einen Teil der Kosten abdeckt", so LK-Wolfsexperte Gregor Grill. Er hält eine Abzäunung der Almfutterfläche in Rauris für unmöglich, der Aufwand für eine wolfssichere Abzäunung wäre enorm und würde keinesfalls Akzeptanz in der Gesellschaft finden. "Wir rechnen allein auf der Alm in Rauris mit mehr als 80.000 Euro Aufwand für die Errichtung eines Zaunes, der den Vorgaben des Wolfsmanagementplanes entspricht. In diesen Kosten nicht eingerechnet ist der Aufwand für die Erhaltung des Zaunes, der regelmäßig zu überprüfen und freizuschneiden ist", erläutert Grill.

Was die Situation zusätzlich erschwert, ist der Personalmangel. "Es ist unmöglich, ausreichend Arbeitskräfte für diese wochenlang andauernden Arbeiten zu finden. Da wir davon ausgehen müssen, dass ein Zaun die Wölfe auf Nachbaralmen vertreiben würde, müssten auch diese geschützt werden. Das würde eine Verzehnfachung der Kosten allein in diesem kleinräumigen Gebiet bedeuten. Bei 1.800 Almen im Bundesland Salzburg macht dieses Beispiel deutlich, dass eine generelle Forderung, endlich Herdenschutz umzusetzen, völlig realitätsfremd ist", so der LK-Wolfsexperte.

Herdenschutzhunde als Gefahr für Wanderer

Auch die viel zitierten Herdenschutzhunde wären in Rauris keine Lösung. Diese seien weder verfügbar noch dürfte man sie rechtlich einsetzen. "Durch die Almfläche führt der stark begangene Wanderweg auf den Roßkopf. Mit Herdenschutzhunden in der Umzäunung müsste der Weg gesperrt werden, weil das Risiko für die Wanderer einfach zu groß wäre", gibt Grill zu bedenken.

Entnahme von Problemwölfen gefordert

Der Salzburger Landesverband für Schafe und Ziegen unter Obmann Jakob Pirchner fordert daher die konsequente Umsetzung des Wolfsmanagementplans und der damit raschen Entnahme von Problemwölfen. "Um eine praxistaugliche Bewirtschaftung der Flächen, insbesondere der Almflächen, auch in Zukunft gewährleisten zu können, müssen dringend Lösungen gefunden werden, die dies auch sicherstellen können. Dazu zählt insbesondere der Schutz von nicht sicherbaren Bereichen durch die Ausweisung von Weideschutzgebieten", betont der Obmann.

Pirchner sieht den kommenden Wochen jedenfalls mit Sorge entgegen: "Die Futterflächen für Schafe und Ziegen sind auf Salzburgs Almen extrem weit verteilt, und ein Schutz der Tiere, etwa mit Zäunen, ist in den allermeisten Fällen weder zumutbar noch vom Kostenaufwand machbar. Ohne praktikable Lösungen sieht es hier für viele Almen düster aus."

Bauernbund fordert Weideschutzgebiete und Regulierung des Wolfs

Ähnlich argumentiert Bauernbund-Landesobmann Rupert Quehenberger: "Salzburg ist das einzige Bundesland, in dem ein Wolfsmanagementplan ausgearbeitet wurde. Dennoch ist ein flächendeckender Schutz vor Wölfen aufgrund der geografischen und topografischen Besonderheiten unseres Landes wirtschaftlich nicht möglich. Die kleinstrukturierte Landwirtschaft ist damit in Gefahr. Mit dem Auftreten des Wolfs in vielen Teilen des Landes samt einhergehender Risse von Tieren sind viele Bäuerinnen und Bauern verunsichert und überlegen, die großteils verbreitete Weidehaltung aufzugeben", warnt Quehenberger. Er fordert dort Weideschutzgebiete, wo eine Umsetzbarkeit des Herdenschutzes nicht gegeben ist, sowie eine gesetzliche Maßnahme, um eine Regulierung von Wölfen zu ermöglichen.

Quehenberger warnt auch vor den möglichen Konsequenzen, falls nicht bald eine Lösung gelingt: "Bereits jetzt treiben zahlreiche Betriebe ihre Tiere nicht mehr auf die Almen auf, da sie keine Handhabe gegen die Wolfsrisse haben. Nicht nur auf den Almen, sondern mittlerweile auch auf Weiden besteht erhöhtes Gefahrenpotenzial. Durch die mögliche Nichtbewirtschaftung der Almen und Weiden gerät die Kulturlandschaft in ihrem jetzigen Zustand in Bedrängnis. Das hätte gravierende Auswirkungen - auf die Lebensmittelproduktion ebenso wie auf den Tourismus, denn die Almen und Weiden sind schließlich die Visitenkarte Österreichs."

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