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Weltmilchtag

Milchviehbetriebe zwischen Tierwohl, Teuerung und Strukturwandel

44 Euro gibt der Österreicher im Monat für Milchprodukte aus. Betriebe kämpfen mit Teuerung und auch Molkereien erleben "stürmische Zeiten".

Lesezeit: 4 Minuten

15 Milchkühe und Kälber sowie die Nachzucht hält Silvia Prugger auf ihrem Betrieb in St. Johann am Tauern in der Steiermark. Die 28 Rinder leben im Laufstall mit Weide und Auslauf. Die Diskussionen um mehr Tierwohl kennt die Landwirtin. "Gelebtes Tierwohl ist im Berggebiet auch mit Kombinationshaltung mit Weide und Stallhaltung erreichbar. Entscheidend ist auch ein komfortabler Liegeplatz im Stall, eine gesunde wiederkäuergerechte Fütterung und ein guter, respektvoller Umgang mit den Tieren. Geht 's den Tieren gut, geht es auch uns Bäuerinnen und Bauern gut", sagt Prugger, anlässlich des Weltmilchtages am 1. Juni.

Milchverbrauch ist konstant

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Seit Beginn der Corona-Pandemie kaufen die österreichischen Konsumenten wieder mehr Milchprodukte ein, die Anteile von Bio und Milch in der Glasflasche steigen weiter. Rund 75 l Milch trinken die Österreicher im Schnitt pro Jahr. Damit ist der Pro-Kopf-Verbrauch seit vielen Jahren relativ konstant.

Die heimischen Bauern können die Verbraucher gut mit Milch versorgen, auch für den Export ist genügend Menge vorhanden. Der Selbstversorgungsgrad beträgt bei Trinkmilch 177 %. Corona hat dem Einkauf von Milch und Milchprodukten im Lebensmitteleinzelhandel (LEH) kräftigen Aufwind verschafft. In den vergangenen beiden Jahren sind sowohl der Umsatz, als auch die verkaufte Menge gestiegen. 44 Euro gibt ein durchschnittlicher Haushalt pro Monat für Milch und Milchprodukte aus. Den größten Anteil daran hat mit 17,7 Euro Käse, knappe acht Euro werden für die Trinkmilch ausgegeben. Frischmilch und die länger haltbare ESL-Milch werden aktuell um rund 1,33 Euro pro l verkauft, H-Milch um 87 Cent.

Der Bio-Anteil von Milch und Milchprodukten wächst seit vielen Jahren konstant und beträgt aktuell fast 15 %. Unangefochtene Nummer eins in Sachen Bio ist die Frischmilch. 40 % der im LEH gekauften Milch stammen aus biologischer Erzeugung. Milch in der Glasflasche erlebt ein Revival. Innerhalb weniger Jahre schaffte es die Milch im Glas auf einen mengenmäßigen Marktanteil von 13 %. Klassische Molkereiprodukte stehen bei den heimischen Konsumenten weiterhin hoch im Kurs. 4 % der Produkte sind pflanzliche Alternativen.

Angespannte Situation bei Milchbauern

Die Kostenlage bei den Milchbauern hat sich durch den russischen Angriffskrieg noch einmal dramatisch verschärft. Um 50% sind die Energiekosten hinaufgeschossen, Futter ist um 30 % teurer geworden. "Der Druck auf die Milchbauern ist massiv", erklärt Landwirtschaftskammer (LK) Steiermark-Präsident Franz Titschenbacher. Ein Beispiel bringt die Landwirtschaftskammer für die bedenklichen Einkünfte eines Milchviehbetriebes: Für eine Arbeitsstunde bleiben dem Milchbauern gerade einmal 5,70 Euro, was inklusive EU-Ausgleichszahlungen im Monat magere 1.026 Euro netto pro Arbeitskraft ausmacht. Seit dem Jahr 2010 haben 33% der Milchviehbetriebe in der Steiermark ihre Stalltüren für immer geschlossen. Die magische Grenze von 4.000 steirischen Milchlieferanten (Ö: 24.900) wurde bereits im Vorjahr unterschritten.

"Die Regierung muss mit einem Teuerungsausgleich gegensteuern, bei dem das Geld zielgerichtet und unbürokratisch bei den Betrieben ankommt. Sonst werden noch mehr Milchbauern aufgeben. Das kann in Zeiten, in denen Versorgungssicherheit großgeschrieben wird, keiner wollen", mahnt Titschenbacher. Besonders gefährdet sieht er die kleinen Betriebe im Berggebiet.. Oft können sie, umgeben von steilen Hängen, ihre Ställe zur Erfüllung noch höherer Tierwohlstandards kaum vergrößern. Außerdem sind Investitionen in zusätzliches Tierwohl enorm teuer", skizziert der LK-Präsident.Prugger hält vom "Marketingbegriff Tierwohl" nur wenig: "Für mich ist Tierwohl eine Selbstverständlichkeit. Es ärgert mich, dass unsere gesamten Tierwohlleistungen kaum Wertschätzung erfahren."

Auch Molkereien erleben stürmische Zeiten

"Wir erleben stürmische Zeiten. In den vergangenen zwölf Monaten haben wir den Erzeugermilchpreis so stark erhöht wie nie zuvor in der Geschichte der Berglandmilch. Damit erbringen wir als größte österreichische Molkerei eine Vorleistung, um die Kostenexplosionen auf den Milchviehbetrieben abzufedern", sagt Berglandmilch Vorstand Johann Loibner. Die Verhandlungen mit dem Lebensmittelhandel verlaufen sehr hart, dennoch hoffen wir auf einen positiven Abschluss.

Andreas Radlingmaier, Aufsichtsratsvorsitzender Landegenossenschaft Ennstal/Ennstal Milch nennt die Situation turbulent. "Gegenüber Mai 2021 sind die Milchanlieferung und Milchverarbeitungen bei der Ennstal-Milch um 6 % gestiegen. Wir tun alles, um unseren Milchlieferanten Zuversicht zu vermitteln, dass ihr Einsatz für eine sichere Versorgung nicht umsonst ist. Gleichzeitig spüren wir auch über unsere Landmarkt-Märkte, dass die Kaufkraft nachlässt. Wir merken, dass sich der Verkauf von Premiumprodukten in Richtung Einstiegsprodukte verlagert." Jakob Karner, Obmann der Obersteirischen Molkerei sieht kein Versorgungsproblem bei der Milch. Die Preise für den Endkunden würden aber sicher steigen.

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