Mit KetoMIR steht den Milchbauern ein Frühwarnsystem für Ketosen im LKV-Herdenmanager zur Verfügung. Aber wie gut funktioniert die Ampel und was bringt sie den Bauern?
Eine Ketose zu erkennen, ist für viele Milcherzeuger schwierig. Denn die Kühe sind meist nicht offensichtlich krank. Die Stoffwechselerkrankung tritt vor allem in den ersten Wochen nach der Kalbung aufgrund von Energiemangel auf. Die Kühe schmelzen Körperfett ein und belasten damit die Leber.
Eine akute Ketose in den ersten 120 Laktationstagen bewirkt Leistungseinbußen über die gesamte Laktation. Je früher die Erkrankung erkannt wird, desto besser ist der Behandlungserfolg und umso geringer der Milchverlust.
Einfaches Ampelsystem:
Seit Herbst 2017 gibt es mit KetoMIR ein neues Werkzeug zur Ketoseerkennung über die Milchleistungskontrolle. Diese berechnet für alle Kühe in den ersten 120 Laktationstagen das Ketoserisiko. Dieses wird mithilfe eines einfachen Ampelsystems farbig gekennzeichnet:
- Grünes Feld ist Klasse 1 und bedeutet geringes Ketose-Risiko,
- gelbes Feld ist Klasse 2 und bedeutet mittleres Ketoserisiko (subklinische Ketose),
- rotes Feld ist Klasse 3 und bedeutet hohes Ketoserisiko (klinische Ketose)
Im LKV-Herdenmanager unter dem Menüpunkt „Stoffwechsel“ werden die KetoMIR-Ergebnisse nach jedem Probemelken veröffentlicht:
- Einzeltierbasis: Jeder Kuh in den ersten 120. Laktationstagen wird eine Ketoseklasse zugewiesen. Kühe in der Klasse 2 (gelb) sollten besonders aufmerksam beobachtet werden, denn das sind die Tiere mit einer vermuteten subklinischen Ketose.
- Herdenbasis: Grundsätzlich sollten weniger als 5 % der Kühe in Klasse 3 (rot) und weniger als 20 % der Tiere in der Klasse 2 (gelb) zu finden sein.
Jahresverlauf prüfen:
Besonders wichtig ist daher der Jahresverlauf des Ketoseindex, denn eine dauerhafte Überschreitung der Grenzwerte bedeuten tiefergreifende Probleme in der Herde.
Hier gilt es mit einem Fütterungsberater die Fütterung genauer unter die Lupe zu nehmen. Dies kann zum Beispiel die Fütterung der Altmelker oder der Trockensteher betreffen (siehe Praxisbeipiel auf Seite 45). Aufschlussreich kann auch ein Blick auf die Energiekonzentration des Grundfutters für Frischmelker sein.
Warten auf die Ergebnisse:
In den KetoMIR-Wert fließen neben der Rasse, der Laktationswoche und der Melkzeit auch zahlreiche Untersuchungsparameter der Milch (Fett, Eiweiß, Laktose, Aceton, Fettsäueren etc.) ein. Gewonnen werden diese Daten über eine sogenannte Infrarot-analyse der Milch (MIR), die bei der herkömmlichen Untersuchung der LKV-Proben in den Labors generiert wird.
Die Untersuchungsergebnisse werden anschließend zur Auswertung zur ZuchtData der Rinderzucht Austria (ZAR) nach Wien gesendet. Dort werden die Ergebnisse dann in den LKV-Herdenmanager eingespielt. Daher kommen die KetoMIR-Ergebnisse auch meist einige Tage später nach den Probemelkergebnissen. Ab 2020 wird KetoMIR Teil des neuen Qualitätsprogramms QS-Kuh sein.
Schon länger als hierzulande haben die Landwirte in Baden-Württemberg Erfahrung mit KetoMIR. Klaus Drössler, stellvertretender Geschäftsführer des dortigen LKV, war maßgeblich an der Entwicklung des Indikators beteiligt und ist von seinem Nutzen überzeugt. „Das Drei-Klassen-Modell ist ein großer Vorteil. Besonders bei den gelben Tieren, die sonst unentdeckt bleiben, kann man schleichenden Ketosen vorbeugen. Das sind die kritischen Kühe!“, warnt der Experte eindringlich. Diesen muss besonderes Augenmerk geschenkt werden.
Drössler warnt aber auch davor, das Modell zu absolut auf einzelne Tiere zu beziehen. KetoMIR sei zwar genauer als der Fett-Eiweiß-Quotient (FEQ). Trotzdem sollten die Ergebnisse bei Einzeltieren nur als Hinweis dienen, sich das Tier genauer anzusehen. Hier kann ein Bluttest dann weitere Ergebnisse liefern (siehe Infokasten auf Seite 43).
Besonders Überschreitungen der Grenzwerte auf Herdenbasis sollten ernst genommen werden, das sei nur die Spitze des Eisbergs. „Wenn die ganze Herde in KetoMIR gelb und rot ist, müssen Fütterungsprobleme mit einer gezielten Beratung sofort angegangen werden“, empfiehlt Drössler.
Bei der Behandlung von einzelnen, erkrankten Tieren hat sich die Gabe von Propylenglykol über vier bis fünf Tage bewährt. Versuche haben gezeigt, dass mindestens 150 ml/Tier und Tag gefüttert werden müssen. Tagesgaben, die deutlich über 300 ml hinausgingen, brachten keine Zusatzeffekte. Die orale Einmalgabe mittels Handdosierer empfiehlt sich bei der Einzeltierbehandlung.
Bis 1 000 kg weniger Milch:
In Baden- Württemberg gibt es bereits landesweite Auswertungen zu den Auswirkungen der Ketose (Prüfjahr 2017). Dabei zeigte sich, dass bei den Holsteins der Anteil der KetoMIR-Risikoklassen 2 und 3 bei über 40 % liegt. Braunvieh bewegt sich in einem ähnlichen Rahmen. Das Fleckvieh zeigt sich stoffwechselstabiler und hat einen Summenwert aus Klasse 2 und 3 von knapp über 20 %.
Werden die 305-Tageleistungen der Rassen über die Laktationen herangezogen, wird deutlich, dass Ketoseerkrankungen einen großen Einfluss auf die Milchleistung haben. Die KetoMIR- Klasse 3 kostet über alle Rassen hinweg circa 1 000 kg Milch.
Es wird aber auch deutlich, dass die KetoMIR Klasse 2 über die verringerte Milchmenge Geld kostet. Besonders Fleckviehkühe in Klasse 2 reagierten mit deutlich verringerter Leistung (siehe Übersicht 1, Seite 43).
Was über die KetoMIR-Klasse 2 allerdings weitaus schwerer wiegt, sind Sekundärerkrankungen, die durch die subklinischen Ketosen begünstigt werden. So ist die Wahrscheinlichkeit an Leberverfettung, Acidose oder Labmagenverlagerung zu erkranken ungefähr dreimal höher als bei Tieren der KetoMIR-Klasse 1. Bei Kühen mit einer akuten Ketose (rot) steigt das Risiko für diese drei Folgeerkrankungen noch stärker (siehe Übersicht 2, Seite 43).