Die Eiweißversorgung beeinflusst Futteraufnahme und Leistung der Milchkühe erheblich. Doch Proteinfuttermittel sind knapp und teuer. Wie viel Eiweiß brauchen die Tiere? Wie können Sie bei den Ergänzungen sparen?
Der Pansen der Kuh ist ein echtes Kraftwerk. Mithilfe der darin lebenden Mikroorganismen (Bakterien, Einzeller, Pilze) können Kühe hochwertiges Eiweiß aufbauen. Dies funktioniert sowohl aus dem Futterprotein, aber auch aus Eiweißvorstufen, wie Ammoniak und Stickstoff (Ü 1).
Pansenbeständiges Eiweiß
Bei energetischer Unterversorgung hochleistender Kühe (z.B. bei Laktationsbeginn), ist auch die Bildung von Mikrobenprotein eingeschränkt. In diesen Phasen zeigen Eiweißfuttermittel mit geringerer Rohproteinabbaubarkeit eine bessere Ergänzungswirkung. Werden Rationen mit viel „geschütztem Eiweiß“ gefüttert, spielt der Aminosäurengehalt in diesem eine wichtige Rolle.
Die Pansenmikroben benötigen neben Energie vor allem auch Stickstoff (N) um sich zu vermehren, das Futter abzubauen und der Kuh Eiweiß im Dünndarm zu liefern. Bedeutend ist hier, dass Wiederkäuer einen Teil des N-Bedarfs der Pansenmikroben über Rückflussstickstoff decken können. In diesem Fall wird weniger N ausgeschieden und dieser kommt über den Speichel und die Pansenwand wieder zurück in den Vormagen.
harnstoffgehalt beachten
Ein wertvolles Hilfsmittel zur Kon-trolle der Fütterung und N-Versorgung der Pansenmikroben ist der Milchharnstoffgehalt des LKV-Monatsbericht. Damit Einzelkuhwerte bzw. Messfehler nicht überbewertet werden das Ergebnis der Leistungsklassen ansehen.
Wenn bei höherleistenden Kühen der Milchharnstoffgehalt im Bereich von unter 13 mg/100 ml liegt, deutet dies auf eine Stickstoff-Unterversorgung der Pansenmikroben hin. In diesem Fall können Mikrobenproteinbildung sowie Futteraufnahme und Leistung eingeschränkt sein. Eine zusätzliche Eiweißergänzung ist zu empfehlen.
Bei einem Milchharnstoffgehalt von durchschnittlich 20 mg/100 ml ist das Angebot von Futtereiweiß und Futterenergie im Pansen etwa ausgeglichen. Milchharnstoff-Gehalte über 30 bis 35mg/100 ml weisen auf einen N-Überschuss (bzw. Energiemangel) im Pansen hin. Untersuchungen bei intensiven Stallhaltungsbedingungen zeigen, dass ein hoher Milchharnstoffgehalt zum Zeitpunkt der Belegung zu schlechteren Fruchtbarkeitser-gebnissen führen kann. Obwohl diese Ergebnisse nicht in jedem Fall bestätigt wurden (z.B. Weideregionen), sollten Milchharnstoffgehalt von über 35 mg/100 ml im Belegezeitraum vermieden werden.
Eine hohe Eiweißeffizienz wird dann erreicht, wenn bei guter Milchleistung der Kühe der Milchharnstoff-Gehalt im Bereich von 15 mg/100 ml liegt.
Zu Laktationsbeginn sollte der Mittelwert zumindest bei 13 bis 15 mg und nicht über 30 bis 35 mg/100 ml liegen.
Versorgungsempfehlungen
In Übersicht 2 sind Empfehlungen zur Eiweißversorgung von Milchkühen in Abhängigkeit von der Milchleistung beispielhaft angeführt.
Die Basis für einen geringen Eiweißergänzungsbedarf ist der Eiweißgehalt im Grundfutter. Wenn in der Grundfutterration der Eiweißgehalt um 1% erhöht werden kann, dann reduziert sich im Kraftfutter die notwendige Eiweißkonzentration um etwa 2%. Bei einer Milchkuh mit 30 kg Milch Tagesleistung ergibt sich folgender Ergänzungsbedarf:
- Bei einem Grundfutter mit nur 11% Eiweiß braucht die Kuh ein Kraftfutter mit 18% Eiweißgehalt.
- Enthält das Grundfutter 15% Eiweiß ist Kraftfutter mit 10% Eiweiß nötig.
In reinen Grünlandrationen, vor allem bei Einsatz von junger Grassilage oder bei Grünfütterung, zeigt sich in vielen Fällen ein Stickstoffüberschuss im Pansen (positive RNB). Wenn sich nach Berechnung der Ration ein zusätzlicher Eiweißbedarf ergibt, ist die Kombination von Eiweißfuttermitteln mit geringerer bis mittlerer Pansen-Abbaubarkeit (höherer UDP-Anteil) sinnvoll.
Mit zunehmendem Maissilageanteil in der Ration sollten Eiweißkomponenten mit mittlerer bis hoher Abbaubarkeit (UDP gering) verstärkt eingesetzt werden. Dazu zählen zum Beispiel Ackerbohnen und Erbsen.
Auch bei Heurationen, wo die Milchharnstoffgehalte tief liegen können (<10 bis 15 mg/100 ml), sind diese Komponenten gut geeignet.
Selbst bei bestem Management und guter Grundfutterqualität mangelt es Hochleistungstieren bei Laktationsbeginn an Energie. Daher sollten Eiweißkomponenten eingesetzt bzw. kombiniert werden, die eine geringere bis mittlere Pansen-Abbaubarkeit aufweisen.
Rohfaserreiche Eiweißkomponenten bzw. industrielle Nebenprodukte werden jedenfalls in der Wiederkäuerfütterung ökologisch sinnvoller verwendet als hochwertige Eiweißkomponenten.
spanring@topagrar.at