Kot ist das Spiegelbild der Ration. Er gibt Hinweise zur Struktur- und Eiweißversorgung der Kühe und zeigt, ob bei der Ernte alles richtig gemacht wurde.
Eine Kuh scheidet alle zwei bis vier Stunden Exkremente aus. Daraus können Sie Rückschlüsse auf die Pansengesundheit, Futtereffizienz und Grundfutterqualität ziehen. Ändern Sie die Ration, reagiert der Kot – im Gegensatz zu Milchmenge oder Klauengesundheit – sofort! Schon nach zwölf Stunden zeigt sich, wie die neue Ration funktioniert. So bewerten Sie den Kot:
1. Farbe
Die Kotfarbe wird von der Rationszusammensetzung und der Passagerate beeinflusst. Wird z.B. frisches Grünfutter gefüttert, hat der Kot eine dunkel-olivgrüne Farbe. Generell ist eine braun-olivgrüne Farbe ein gutes Zeichen, wird er jedoch grau, braun oder schwarz, sollten die Alarmglocken schrillen:
- Grau-oliv: große Getreidemengen
- Dunkel, fast schwarz und flüssig: Eiweißüberschuss, Ketosekühe
- Dunkelbraun, glänzende z.T. mit Schleim überzogene Oberfläche: langsame Passagerate (strukturreiche Ration, eiweißarm)
- Schokobraun bis schwärzlich, teerartig: Blutungen im Verdauungstrakt z.B. durch Clostridien
- Schwarz: erdige Verschmutzung des Futters.
2. Konsistenz
Der ideale Kot ist breiig und homogen. Um den Kot genauer zu beurteilen, kann ein Score mit fünf Noten herangezogen werden, von 1 flüssig bis 5 fest:
- Optimal (3): Der Kot formt sich zu einem 3 bis 4 cm hohen Fladen und bildet Ringe. Das lässt auf eine ausgeglichene, gut abgestimmte Ration mit optimaler Verweildauer im Verdauungstrakt schließen.
- Zu weich (1 bis 2): Durchfall (Strahl) und verlaufender Kot zeigen eine „scharfe“ Ration, die schnell durch den Verdauungstrakt wandert, häufig auch bei Weidekühen oder zu Laktationsbeginn. Hier sind die Ursachen z.B. ein Überschuss an schnell abbaubarer Stärke und Zucker, zu wenig Struktur, Infektionen, fehlgegorenes oder verpilztes Futter oder Mineralstoffüberschuss.
- Zu fest (4 bis 5): Dicker Kot, Kotbälle oder Scheiben über 8 cm zeigen eine zu faser- bzw. strukturreiche Ration und einen Mangel an schnell abbaubaren Kohlenhydraten an. Trockener Kot tritt auch rund um die Kalbung auf und ist Hinweis auf Milchfieber. Extrem trockener Kot kann auf eine mangelhafte Wasserversorgung hinweisen!
3. Rückstände
Beim Kotsieben kann man die Futterreste im Kot durch Auswaschen analysieren. Dafür reicht ein einfaches Haushalts-Nudelsieb (Lochgröße 2 mm, Durchmesser 20 cm). Dort ca. 400 g frischen Kot hineingeben und mit einem Sprühstrahl auswaschen, bis das ablaufende Wasser klar erscheint.
Das zeigen die Waschrückstände:
- Optimal (3a): Geringe Restmenge, kurze Fasern (<10 mm). Es sind keine ganzen Getreidekörner oder Bruchstücke davon sowie dunkle Darmabsonderungen zu finden.
- Viele lange Pflanzenteile (3b)Hinweis auf eine nicht optimale Vormagenverdauung. Häufigste Ursache ist eine zu hohe Versorgung mit pansenabbaubaren Kohlenhydraten (Stärke, Zucker) und/oder verminderter Zufuhr von strukturwirksamen Futtermitteln. Hierbei auf den Strukturgehalt der Ration, die Kraftfuttermenge insgesamt bzw. je Portion und bei Mischrationen auf Futterselektion oder Vermusung achten.
Alternativ führt auch ein Mangel an pansenabbaubarem Rohprotein zu einer gestörten Faserverdauung, z.B. aufgrund von sehr faserreichen Rationen. Auch die Verfütterung von fehlgegorenem oder verpilztem Futter und sämtliche Faktoren, die die Wiederkauaktivität vermindern, wie z.B. Überbelegung, Stress, Hitze, begünstigen die Ausscheidung unzureichend abgebauter, meist langer Pflanzenteile.
- Ganze Getreidekörner bzw. Bruchstücke (3c): Hinweis auf zu grobes Schroten bzw. Quetschen beim Getreide. Getreide mit dem „Kraftfuttersieb“ prüfen (siehe Seite 45). Bei optimalem Zerkleinerungsgrad kann die Ursache auch an Restkörnern vom Futterstroh bzw. der Liegeboxen-Einstreu liegen, die die Kühe fressen.
- Ganze Maiskörner bzw. Bruchstücke (3d) findet man bei ungenügender Zerkleinerung durch zu reif geernteten Silomais (nicht >38% TS!), einer mangelhaften Korncrackereinstellung beim Häcksler oder zu kurz gelagerten Maissilagen (min. acht Wochen Silierdauer). Kühe können die Stärke aus ganzen Maiskörnern bzw. großen Kornbruchstücken im Pansen und Darmtrakt nicht vollständig verdauen. Bis zu 30% der aufgenommenen Stärke geht verloren! Daher die Kornzerkleinerung schon während der Ernte überprüfen, z.B. mit dem Wasserkübeltest (top agrar Österreich 10/2020, S. 65). Der Stärkegehalt von Futtermittelanalysen liefert keine Rückmeldung, da die Proben zur Untersuchung vermahlen werden!
- Schleimhaut-Absonderungen (3e): Dunkel glänzende, schmierige „Klumpen“ der Darmschleimhaut entstehen, wenn große Mengen unverdauter Kohlenhydrate in den Dickdarm gelangen und dort mikrobiell zu Säuren abgebaut werden. Diese reizen und verletzen die Darmschleimhaut.
felicitas.greil@topagrar.at
Lese-Tipp: ÖAG Infobroschüre 3/2020 „Kotbeurteilung: Die Kuhflade unter die Lupe nehmen“. Kontakt unter office@gruenland-viehwirtschaft.at
Unser Autor
Thomas Tüchler, LK Niederösterreich