Im letzten Jahr hat das plötzlich auftretende Coronavirus auch die heimische Milchwirtschaft vor große Herausforderungen gestellt. Die mehrmaligen Lockdowns mit der verlängerten Schließung der Gastronomie über die umsatzstarke Weihnachtszeit bescherte den Molkereien teils erhebliche Umsatzausfälle. Vor allem das Gastro- und Tourismusgeschäft regional starker Molkereien litt.
Anlieferung unterm Vorjahr
Im ersten Corona-Schock führten einzelne Verarbeiter (Kärntner Milch, Vorarlberg Milch) zeitweise Anlieferungsbeschränkungen ein. Abgemildert wurde die Marktlage durch eine insgesamt bessere Lieferdisziplin. Die Jahresanlieferungsmenge blieb knapp unter jener des Vorjahres. Zudem dürften auch die Bauerndemos vor den Lagern der Lebensmittelhändler doch preisstabilisierend gewirkt haben.
Letztlich konnten am Jahresende die wichtigsten Milchabnehmer und auch die Milchbauern doch eine positive Bilanz ziehen. So zahlten die in den Preisvergleich für gentechnikfreie Milch einbezogenen 13 Molkereien einen Durchschnittspreis von 34,57 Ct/kg aus (siehe Übersicht). Das sind im Vergleich mit 2019 knapp 0,40 Cent bzw. gegenüber 2018 um 0,54 Cent mehr. Das Minus aus 2018 (ggü. 2017) von 0,61 Cent konnte aber nicht kompensiert werden.
Bei 11 der 13 verglichenen Verarbeiter im Segment GVO-freie Milch gab es 2020 Preisbewegungen nach oben. Nur Weihenstephan zahlte im Jahresschnitt 1,06 Ct/kg weniger als im Jahr davor.
Berchtesgadener wieder top
Unangefochtener Sieger wurde erneut die Berchtesgadener Land (Bayern) mit 38,38 Ct/kg. Die Silbermedaille geht an die Ennstal Milch mit 37,01 Ct/kg vor der Kärntner Milch mit 35,40 Ct/kg. Die Kärntner machte gegenüber 2019 vier Plätze gut, hat bei der S-Qualität aber strengere Grenzwerte.
Letzte im Ranking wurde Weihenstephan. Diese bayerische Molkerei gab auch keinerlei Berechnungsinfos bekannt. Daher war nur die Berechnung des arithmetischen Mittels möglich. In den drei Lieferkategorien wurde ein durchschnittlicher Mengenbonus in Höhe von 0,31 Ct/kg angenommen.
Die in unserem monatlichen Milchpreisbarometer (mit 150 000 kg Jahreslieferung) mitberücksichtigte Apollo (Anm.: ein reiner Milchhändler) haben wir außen vor gelassen.
Spezialmilchsorten boomen
Während die konventionellen Milchanlieferungen leicht schwächelten, erzielten die Segmente Biomilch und Bioheumilch mengenmäßige Zuwächse: So wurden österreichweit fast 6 000 t „normale“ Biomilch mehr angeliefert, bei Bioheumilch gab es eine Steigerung um 9 750 t bzw. ein Plus von 5 %.
Mit einem Durchschnittspreis von 44,87 Ct/kg gab es im Biomilch-Segment ein Plus von 1,68 % gegenüber 2019. Gewonnen hat diese Kategorie wie die Jahre davor die Berchtesgadener Land mit 49,88 Ct/kg, vor der Kärntner Milch mit 46,25 Ct/kg (Biowiesenmilch und der Ennstal Milch mit 46,20 Ct/kg. Klassenletzte wurden hier die beiden Großmolkereien Berglandmilch und NÖM.
Bei der ZzU-Biosilomilch hingegen blieb die Berglandmilch wie schon in den beiden letzten Jahren vor der Obersteirischen Molkerei.
Im Segment Heumilch schaffte die Drittplatzierte des Jahres 2019, die Obersteirische Molkerei, den Sprung auf Platz eins (mit 40,93 Ct/kg. Vorjahressiegerin SalzburgMilch und die zweitplatzierte Woerle rutschten je einen Rang ab.
Bei der Bioheumilch erreichte die SalzburgMilch mit ihrem Goldstandard und 52,61 Ct/kg den höchsten Erzeugerpreis und verteidigte den Thron. Pinzgau Milch kam hier erneut auf Platz zwei (52,24 Ct/kg) vor der Vöcklakäserei mit ihrer Biowiesenmilch (51,78 Ct/kg).
Preiszuwachs unter Inflation
Auch wenn es in allen Segmenten Preiszuwächse zwischen 1,00 und 1,68 % bzw. im Schnitt 1,35 % gegeben hat, wurden diese meist von der Inflation „gefressen“. Diese machte laut Statistik Austria im Vorjahr exakt 1,4 % aus.
Groß sind allerdings die Unterschiede zwischen den jeweils Ersten und Letzten: Bei Biomilch macht er 6,95 Cent aus, bei GVO-freier Milch 5,11 Cent und bei Bioheumilch 4,09 Cent.
Sorgen macht indes der Strukturwandel: Ende Dezember 2020 gab es nur noch 24 645 bäuerliche Milcherzeuger, die Molkereien und Käsereien belieferten. Das sind um 963 Höfe oder 3,8 % weniger als 2019. Zudem gab es im Jänner 2021 große Umsatzeinbußen der Verarbeiter im Westen und Süden. Daher stehen ab März Milchpreisrücknahmen von im Schnitt 2 Ct/kg an.