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Neuer Glanz für alte Futtertische

Mit welchem Material sind Futtertische am besten zu sanieren? Der Markt bietet eine Vielzahl an Produkten, die sich in Verarbeitung, Haltbarkeit und Preis unterscheiden. top agrar gibt einen Überblick.

Lesezeit: 9 Minuten

Wenn der Boden aussieht wie Waschbeton, ist es höchste Zeit den Futtertisch zu sanieren! In den groben Strukturen setzen sich Futterreste fest, das fördert die Nacherwärmung, Keime und Erreger können sich vermehren. Um die Tiere davor zu schützen, müssen verschlissene Flächen saniert werden! Ziel ist es, eine ebene, hygienische, leicht zu reinigende Oberfläche wiederherzustellen. Das alles kann auch die Futteraufnahme erhöhen. Am Markt tummeln sich etliche Firmen für die Sanierung von Futtertischen, die eine Vielzahl an Systemen und Produkten anbieten. Wir haben uns für Sie informiert. Hier ein aktueller Überblick:

1. Kunstharz-Beschichtungen

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Kunstharzbodenbeläge werden flüssig aufgebracht und daher auch als „Fließbeschichtungen“ bezeichnet. Diese härten zu einem fugenlosen, strapazierbaren Bodenbelag aus. Der Aufbau eines Kunstharzbodenbelags besteht meist aus Grundierung, einer Füllschicht und einer Deckschicht.

Die Verarbeitung von mehrkomponentigen Reaktionsharzen ist anspruchsvoll. Kunstharzbodenbeläge weisen eine sehr gute Haftung am Untergrund auf und können nur unter großem Aufwand entfernt werden; ein stoffliches Recycling ist nicht möglich. Zu den Kunstharzen gehören Epoxidharz, PMMA und Polyurethan:

Epoxidharz weit verbreitet

Ein hochwertiges und in der Praxis weit verbreitetes Verfahren ist die Aufbringung von Epoxidharz (EP), einem Zweikomponentensystem. Zu ihrer Vernetzung benötigen Epoxidharze immer einen sogenannten Härter. Ein besonderes Augenmerk sollte man dabei auf das korrekte Mischverhältnis legen. Dennoch ist die Verarbeitung relativ einfach und die Sanierung kann in Eigenleistung erfolgen. Einige Firmen haben ihre Produkte speziell für die Eigenleistung abgestimmt und DIY (Do-it-yourself)-Lösungen entwickelt. Der Preis liegt ab ca. 30 € pro m2.

Durch vorgegebene Aushärtezeiten der aufeinanderfolgenden Schichten muss in der Regel über mehrere Tage eingebaut werden. Eine Epoxidharzschicht benötigt mindestens 24 Stunden zum Aushärten. Zudem benötigen Epoxidharze eine Verarbeitungstemperatur von mindestens 10°C, je wärmer, desto schneller trocknen sie.

Achtung: Ab 30°C Umgebungstemperatur härtet das Material sehr schnell aus (15 bis 20 Min.), das erfordert Geschick oder Erfahrung. Daher bietet sich bei der Sanierung mit EP-Harzen die wärmere Jahreszeit (von Ostern bis Oktober) an. Dann können Kühe und Rinder auf die Weide oder Alm ausgetrieben werden. In der Praxis werden die Futtertische mit Epoxidharz meist abschnittweise saniert. Übergansbereiche stellen kein Problem dar, da sich die Materialien auch im ausgehärteten Zustand gut verbinden.

EP-Bodenbeläge zeichnen sich im ausgehärteten Zustand durch hohe Festigkeit und chemische Beständigkeit aus, trotz geringer Schichtdicke. Zudem ist das Material langlebig und hält mindestens 15 Jahre. Unter UV- und Witterungseinflüssen sind Epoxidharze nicht farbstabil; dies kann durch eine UV-absorbierende Polyurethanversiegelung verbessert werden.

„Plexiglas" härtet schnell

Der Kunststoff mit dem sperrigen Namen Methyl-Methacrylat (MMA) wurde unter seinem eingetragenen Markennamen „Plexiglas“ bekannt. MMA reagiert nach der Zugabe des Härters zu Poly-Methyl-Methacrylat (PMMA). Damit härtet das Material sehr schnell (ca. 60 Min.) und auch bei tiefen Temperaturen (ab 0°C) aus. Im Gegensatz zum Epoxidharz kann so ein Futtertisch in nur einem Tag saniert werden und man ist in der Jahreszeit nicht gebunden. Die fertiggestellten Flächen sind sofort mechanisch und chemisch voll belastbar. So sind Sanierungen im laufenden Betrieb zwischen zwei Melkzeiten möglich.

Der Umgang mit dem schnellhärtenden Kunstharz erfordert jedoch ein fachkundiges Team. Wird PMMA unsachgemäß verarbeitet, härtet das Material nicht oder nur unvollständig aus, können eine große Mengen an sogenannten Restmonomeren übrigbleiben, die toxikologisch bedenklich sind. Daher unbedingt einen Fachbetrieb mit der Sanierung beauftragen!

Zudem hat PMMA während der Verarbeitung im flüssigen Zustand einen starken Eigengeruch. Dieser ist nicht gefährlich – eine gute Belüftung vorausgesetzt – aber kann als unangenehm empfunden werden.

Der Kunststoff zeichnet sich durch seine Härte und Säurebeständigkeit aus. Auch bei einer Stärke von nur wenigen Millimetern (0,3 – 2 mm) weist er eine hohe Belastbarkeit auf. Sollten trotzdem Reparaturen oder Ausbesserungen nötig werden, ist das jederzeit möglich, da sich das PMMA immer wieder miteinander verbindet. Zudem ist PMMA gegenüber Witterung und UV-Licht sehr beständig, selbst nach jahrelangen Einsätzen im Freien wird das Material weder trüb noch vergilbt es. Bei Bedarf können griffige Flächen z.B. im Einfahrtsbereich bei Toren hergestellt werden. Die Haltbarkeit wird mit bis zu 20 Jahren angegeben.

Polyurethan für Reperaturen

Böden aus Polyurethan (PU) sind aufgrund der elastischen Eigenschaften besonders trittfreundlich. Das ein- oder zweikomponentige Kunstharz eignet sich daher am ehesten zur Kopfversiegelung der Sanierungsfläche oder als Reparaturmaterial z.B. bei Schaufelkratzern. Aufgrund der Elastizität hält die PU-Versiegelung nur einer mittelschweren mechanischen Belastung stand, zudem ist PU nicht säurebeständig und auch die Witterung kann die Langlebigkeit der Beschichtung beeinflussen.

Vorarbeiten wichtig

Bei allen Kunstharzbeschichtungen sind Vorarbeiten sehr wichtig. Hier muss der alte Belag gründlich abgeschliffen und gereinigt werden. Zudem muss mit einer Diamantscheibe eine Begrenzungsnut von 2 bis 3 mm eingeschnitten werden, um einen sauberen Abschluss zu erzielen. Es wird empfohlen, denn Futtertisch mindestens in 1,20 bis 1,50 m Tiefe zu sanieren, damit auch die gesamte Futterschwad auf der neu beschichteten Fläche Platz hat.

Bei kleineren Sanierungsstellen genügt zum Abschleifen eine Diamantscheibe an der Flex (Achtung Staubentwicklung!), für einen großflächigeren offenporigen Untergrund benötigt man jedoch einen Betonschleifer. Fachfirmen rücken zudem mit Profigeräten wie Stockschleifer, Fräse, Planschleifer oder Kugelstrahlgerät an. Anschließend können mit einem Laubbläser die letzten Staubreste entfernt werden. Nun erfolgt die Grundierung, damit eine optimale Haftbrücke geschaffen wird. Einige Hersteller werben mit diffusionsoffenen Produkten, das heißt, sie können auch auf feuchte Untergründe aufgebracht werden.

2. Kunststoff als Alternative

Kunststoffplatten oder -rollenware z.B. aus PVC oder Vinyl sind eine günstige Alternative zu Beschichtungen. Die Installation erfolgt schnell und einfach, der Futtertisch muss je nach System, z.B. bei Puzzle-Platten nur abschnittweise oder bei Rollenware während zwei Melkzeiten, nur kurzfristig gesperrt werden. Danach ist der Boden sofort wieder belastbar und auch mit schwerem Gerät befahrbar. Die Platten sind chemikalienbeständig und lebensmittelecht.

Die Übergänge vom neuen zum alten Boden werden mit Übergangsleisten bzw. Rampen z.B. aus Edelstahl, Alu oder Vinyl gestaltet. Diese können eine Schwachstelle sein und bieten Angriffsstellen, um z.B. mit der Schaufel hängen zu bleiben oder wenn mit scharfkantigen Schiebern über das Profil zugeschoben wird. Daher empfiehlt ein Hersteller, wenn auf beiden Seiten Fressbereiche sind, die komplette Futtertischbreite mit den Kunststoffplatten auszulegen. Das sei zudem weniger Aufwand, als die Übergänge zu gestalten.

Bei einigen Herstellern kann die Kunststoffware vom Landwirt in Eigenleistung verlegt werden, bei anderen wiederum können nur diverse Vorarbeiten (reinigen, Löcher füllen, Unebenheiten wegfräsen) selbst erledigt werden. Die Außentemperatur sollte bei der Verlegung nicht unter 10°C fallen, optimal wäre Raumtemperatur (~20°C), die Platten sollten vorher mindestens 24 Std. in Raumtemperatur gelagert werden.

Bei Außenfuttertischen sind Kunststoffplatten nicht unbedingt geeignet. Zumindest sollten sie keiner direkten Sonneneinstrahlung ausgesetzt werden, dadurch können sich die Platten aufheizen und das Futter erwärmen. Zudem wird das Material durch starke Temperaturunterschiede und die direkte UV-Belastung stärker beansprucht.

Bei Puzzle-Platten können einzelne Module später ausgetauscht werden, das geht bei Rollenware nicht. Kunststoffplatten haben meist eine kürzere Lebensdauer als Fließbeschichtungen (ca. zehn Jahre). Nach der Nutzung kann der Kunststoff einfach vom Beton getrennt werden (Recycling möglich).

3. Unkaputtbarer Edelstahl

Mit Edelstahl-Platten ist die Futtertischsanierung innerhalb weniger Stunden möglich. Das Material ist quasi „unkaputtbar“, daher gut für die Sanierung geeignet. Die ca. 1,5 mm starken Edelstahlplatten zeichnen sich durch eine sehr lange Haltbarkeit (> 25 Jahre) aus und besitzen später auch noch einen Restwert.

Eine starke Belastung z.B. durch Schneeketten sollte aber, wenn möglich, vermieden werden. Die sehr glatte Oberfläche ermöglicht ein sehr hygienisches Fressen und eine leichte Reinigung, allerdings besteht Rutschgefahr für den Menschen. Daher ist es im Außenbereich weniger geeignet. Zudem kann sich das Material bei Sonne stark aufheizen und unter Umständen werden die Platten dann etwas wellig.

Bei der Sanierung mit Edelstahlplatten muss zuerst ein unebener Untergrund mit einer Nivelliermasse ausgeglichen werden. Anschließend werden die Platten verschraubt und an den Stößen verschweißt. Eine Abkantung ist wichtig, um auch die Barrenwand mit abzudecken. Eine Verlegung sollte nicht unbedingt bei Minus-Graden erfolgen.

Am Markt werden Selbstmontage-Sets angeboten, bei dem die Platten bereits vorgebohrt sind und das Material (Dübel, Anker etc.) aufeinander abgestimmt sind. Die Eigenmontage kann so die verhältnismäßig teuren Anschaffungskosten etwas reduzieren.



Trog- oder Krippenschalen aus Polymerbeton haben den Vorteil, dass sich in ihrer L-Form in runder Ausführung kaum Futterreste festsetzen können. Sie sind mechanisch stark belastbar, schnell verlegt und haben eine sehr lange Haltbarkeit.

Der Austausch beschädigter Elemente ist mühsam, schließlich soll später Mörtelbett und Platte das gleiche Niveau haben wie die alten Platten. Häufig wird daher bei der Sanierung auf Edelstahl zurückgegriffen.

Die Betonschalen werden auf einem Mörtelbett verlegt (ca. 5 cm Dicke), dabei müssen Lufteinschlüsse zwischen Mörtel und Futterschale unbedingt vermieden werden! Die Polymerbetonschalen sollten nicht bei direkter Sonneneinstrahlung verlegt werden. Die meisten Zementhersteller empfehlen ein Temperaturfenster zwischen +5 und +25°C. Früher waren die Trogschalen nur mit einer maximalen Tiefe von 1 m erhältlich. Das führte zu Problemen im Grenzbereich zum Beton, wo dieser durch Futtersäuren angegriffen wurde.

Mittlerweile ist das durch die verfügbaren Tiefen (bis 1,35 m) kein Problem mehr. Beim Einsatz von automatischen Fütterungen und Futteranschiebern sind heutzutage aber auch die kürzeren Trogtiefen (bis 1,1 m) auf jeden Fall ausreichend.

Sanierungsbedarf nötig?

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felicitas.greil@topagrar.at

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