Ein Tiefengrubber soll den Boden durchlüften und dabei so wenig Erdreich und Steine wie möglich an die Oberfläche befördern. Dafür hat die Fa. Müller Siblingen aus der Schweiz ein kurzes Gerät mit hydraulischer Steinsicherung entwickelt. Wir haben uns den „Aéré“ in der Praxis angeschaut.
Der Aéré-Tiefengrubber von der Müller Siblingen GmbH verbindet eine kompakte, kurze Bauweise mit der Möglichkeit einer hydraulischen Steinsicherung. Wir haben uns das Gerät von Firmeninhaber Dominic Müller auf Grünland und am Acker vorführen lassen.
Vorgespannt hatte Müller einen 99 kW/135 PS starken Landini 6-145C. Die Leistung genügte, um mit dem Grubber auf mittelschweren Böden bei 3 bis 4 km/h auf 25 bis 35 cm Tiefe zu arbeiten. Je nach Boden und Anzahl der Zinken gibt der Hersteller einen Leistungsbedarf zwischen 74 kW/100 PS und 147 kW/200 PS an.
Der eingesetzte rund 1000 kg schwere Tiefengrubber hat eine Arbeitsbreite von 3 m. Der Strichabstand der vier Zinken beträgt rund 75 cm. Auf Wunsch kann das Gerät mit sechs Zinken und einem Strichabstand von etwa 50 cm bestellt werden.
Der Hauptrahmen ist aus 100er-Quadratrohr gefertigt. An ihm sind die Unterlenkeraufnahmen der Kategorie III direkt angeschweißt. Neben der mittigen Oberlenkeraufnahme können zudem Aufnahmen für ein Vierpunkthubwerk bestellt werden, um den Grubber beispielsweise an einem Güllefass anzubauen. Des Weiteren kann das Gerät auch im Frontanbau genutzt werden. Hierfür bietet Müller gelenkte Stützräder an, die etwa 60 cm vor dem Grubber herlaufen. Auch für den Heckanbau gibt es auf Wunsch seitlich angebrachte Stützräder. Diese erhöhen die Gesamtbreite allerdings von 2,85 m auf 3,20 m.
Praktisches Hubwerk
Ziel war es laut Dominic Müller, das Gerät besonders kurz zu bauen, um das Mitführen nachlaufender Geräte zu ermöglichen. Der Tiefengrubber misst vom Drehpunkt der vorderen bis zu den hinteren Kuppelpunkten des Hubwerks gerade einmal 70 cm. Das hydraulische Hubwerk ist als Parallelogramm ausgeführt. Dadurch steht das nachlaufende Gerät immer im gleichen Winkel zum Grubber, egal wie tief er arbeitet. Auch an eine optionale Hydraulikdurchführung für nachlaufende Geräte dachte Müller. Für den Grubber selbst benötigt man zwei doppeltwirkende Steuergeräte: eins für die hydraulische Steinsicherung und ein weiteres zum Ausheben des Hubwerks.
Die Scharspitzen sind aus gehärtetem Stahl gefertigt, der eine höhere Güte als Hardox besitzt. Der Anstellwinkel der 25 cm langen Schare liegt serienmäßig bei 15°. Für sehr harte Böden gibt es spezielle Crackerzinken mit einem Anstellwinkel von 45°. Die krähenfußähnlichen Schare sind 14 cm breit und am Grindel mit zwei Schrauben fixiert. So ist das Schar leicht zu wechseln.
Bei Geräten mit hydraulischer Steinsicherung besteht das Grindel aus einem Flachstahl, der am Rahmen gelagert ist. Der Durchgang zur Rahmenunterseite beträgt dann ganze 75 cm. Die Arbeitstiefe kann bis zu 45 cm betragen.
Um gerade bei der Durchlüftung von Grünland Narbenschäden zu verringern, können auf Wunsch 25 cm große Scheibenseche vor jedem Grindel montiert werden. Sie schneiden den Oberboden geradlinig auf und verhindern ein Umklappen der Narbe.
Hydraulische Steinsicherung
Das wohl auffälligste Merkmal des besichtigten Grubbers ist die hydraulische Steinsicherung. Laut Müller gibt es diese in einer solchen kompakten Bauweise nur bei seinen Geräten. Der Weg zwischen dem Drehpunkt des Grindels und dem Hydraulikzylinder beträgt gerade einmal 25 cm. Der Ausscherweg nach hinten liegt dann bei rund 40 bis 50 cm.
Neben dem Aspekt des Überlastschutzes verhindert die Steinsicherung, dass große Steine an die Oberfläche transportiert werden. Um die Sicherung an verschiedene Böden anpassen zu können, kann der Auslösepunkt über einen 1,5 l großen Membranspeicher zwischen 70 und 120 bar eingestellt werden. Dies erfolgt einfach über ein doppeltwirkendes Steuergerät des Schleppers. Der Druck wird auf einem Manometer auf dem Grubber angezeigt.
Einsatzmöglichkeiten
Die Haupteinsatzgebiete des Tiefengrubbers sieht Müller bei der Wiesendurchlüftung sowie der Untergrundlockerung unterhalb der Pflugsohle. Das Gerät hebt den Boden leicht an, soll ihn aber nicht drehen oder große Steine nach oben befördern. Dauerhaft soll so die Drainagewirkung an nassen Standorten verbessert und die Kapillarwirkung im Boden gefördert werden.
Außerdem hat Müller bereits für mehrere Kunden Dosiergeräte etwa für Bodenfermente an das Gerät gebaut. Die Dosierdüsen werden hierfür direkt hinter den Scharen platziert. Die Versorgung erfolgt über Leitungen, die hinter den Grindeln heruntergeführt werden. Praktiker versprechen sich durch das Einbringen von Mikroorganismen eine Verbesserung des Bodenlebens und somit der Bodenstruktur.
Preise und Fazit
Das vorgeführte Gerät kostet rund 14000 € (ohne MwSt.). Je nach Ausstattung variieren die Preise für einen Tiefengrubber laut Müller zwischen 7300 und 15000 €.
Unser erster Eindruck ist durchaus positiv: Das Gerät wirkt stabil und gut durchdacht. Vor allem die hydraulische, einstellbare Steinsicherung erweitert das Einsatzspektrum des Grubbers. So lässt er sich auch auf Grünland und sehr steinigen Böden einsetzen.
Ebenfalls gefielen die kurze Bauweise und das parallelogramm-geführte Hubwerk. Mit diesem können weitere Geräte wie eine Wiesenwalze oder Bodenfräse mitgeführt und mehrere Arbeitsschritte verbunden werden.
Alexander Bertling
torsten.altmann@topagrar.at