Auf elektrische Futtermischer mit Funkfernsteuerung hat sich die Fa. Scherfler spezialisiert. Seit Kurzem laufen die ersten Zweischneckenmischer in österreichischen Betrieben. top agrar hat zwei Praktiker nach ihren ersten Erfahrungen befragt.
Beide standen vor der Entscheidung, die alte Fütterungstechnik auszutauschen. Beide hätten dafür auch in einen Traktor investieren müssen. Und beide produzieren am Betrieb Strom aus neuer Energie. Diese drei gleichen Eckpunkte waren für die beiden Landwirte Wolfgang Hörandner und Michael Fürst ausschlaggebend, sich einen elektrischen Futter-Mischer anzuschaffen.
Hörandner bewirtschaftet zusammen mit Ehefrau Elisabeth und Sohn Lukas in Geiersberg einen Milchviehbetrieb mit 45 Kühen plus Nachzucht, 43 ha Acker und je 25 ha Grünland und Wald. In dem 1996 vom Anbinde- zum Laufstall umgebauten Gebäude haben Hörandners bis zum heurigen Frühjahr per Ladewagen mit Dosierwalzen gefüttert.
Das hat 20 Jahre lang gut funktioniert. „Doch mit der zuletzt immer weiter gestiegenen Leistung wurde es mit dieser einfachen Technik immer schwieriger, die Tiere auszufüttern“, so Wolfgang Hörandner. Hinzu kamen immer wieder Klauenprobleme, die Hörandners ebenfalls auf die Fütterung zurückführten. „Aktuell liegt der Schnitt bei rund 9 500 kg, da brauchen wir einfach eine homogene Struktur im Futter. Ohne Mischer war dies nicht möglich.“
Strom aus eigenem Kraftwerk:
Bei ihrer Suche nach der passenden Fütterungstechnik war für Hörandners von vornherein klar, auf Elektrotechnik zu setzen. Hauptgrund dafür: Sie betreiben seit 2010 einen Holzvergaser mit Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) und 30 kW Strom-Leistung am Hof. „Der geförderte Stromtarif läuft in einigen Jahren aus, deshalb suchen wir immer nach Möglichkeiten, den selbst produzierten Strom am Betrieb zu nutzen“, so Lukas Hörandner.
Die Familie schaute sich drei elektrische Mischwägen verschiedener Hersteller an. Letztlich fiel ihre Wahl auf das junge Unternehmen Scherfler im nahe gelegenen Lohnsburg. Seit Juni steht der Zweischnecken-Mischer mit 12 m3 Volumen am Betrieb.
Größter Scherfler-Mischer:
Auch Michael Fürst aus Lasberg erzeugt selbst Strom, und zwar mit einer 30 kW-Photovoltaikanlage. Deshalb entschied sich auch der 28-jährige Jungbauer letztlich für einen Elektromischer. Fürst bewirtschaftet mit Ehefrau Verena den 2017 von den Eltern Michael und Gertrude übernommenen 40 ha-Milchviehbetrieb mit 55 Kühen und Nachzucht.
Da er insgesamt 130 Stück Vieh zu versorgen hat, wählte Fürst das größte Modell der Baureihe, den VM 16. Für den Scherfler-Mischer spricht laut Fürst nicht zuletzt auch die hohe Qualität des verarbeiteten Stahls. Sowohl beim Behälter und der Bodenplatte als auch bei den Mischschnecken ist Feinkornstahl verbaut.
Im Gegensatz zu Hörandners lief bei Fürst auch vorher schon ein Mischer. Aber auch bei ihm war die Ersatzinvestition notwendig. „Ich war am Anfang skeptisch, weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass ein elektrisch angetriebener Mischer mit den großen Futtermengen fertig wird“, so Fürst. Dies änderte sich mit dem Besuch einiger Berufskollegen, die bereits einen Scherfler-Mischer im Einsatz hatten.
Kabel sauber aufgerollt:
Am Betrieb Fürst läuft der VM 16 jetzt seit Mitte des Jahres. Dazu wurde der Stromanschluss im Stall von 15 kW und 40 A auf 26 kW und 63 A umgerüstet. Dies kostete Fürst nach eigener Angabe etwa 3 000 €. Der Mischer ist mit einem CEE-Stecker am Schaltschrank ausgestattet. Er muss im Stall nur mehr an die Steckdose angesteckt werden.
Sowohl Fürst als auch Hörandners haben die notwendigen Stromkabel auf einer von Scherfler produzierten Federleitungstrommel aufgerollt. Für die Montage am Mischer hat der Hersteller zudem ein eigenes Aufhängesystem entwickelt, damit der Wiegeprozess nicht beeinträchtigt wird. Diese Technik hat auf beiden Betriebe einwandfrei funktioniert. Übrigens bietet Scherfler auch Stromschienen und Schleppleitungen für den Betrieb des e-drive an. Michael Fürst bestückt den 16 m3-Behälter des Futtermischers komplett mit einem Brückenkran. Die Futterscheune ist dem 1999 erbauten Laufstall vorgelagert.
Neben dem Heu- und Strohboden mit Trocknungsanlage stehen hier auch vier Hochsilos für die Maissilage. Mit dem Kran kann er sämtliche Futtermittel bequem mit dem Hallenkran greifen und in den Mischbehälter geben. Gras siliert Fürst in Rundballen. Die Ballen nimmt der Kran direkt vom Scheunenboden auf. Das Kraftfutter lässt er über ein Rohr direkt aus dem Silo in den Mischer rieseln.
Auch am Betrieb Hörandner befüllt Lukas den Mischer mit Heu, Stroh und Luzerneheu über einen Hallenkran, der am Dach des Bergeraumes vorm Futtertisch installiert ist.
Ganze Ballen kein Problem:
Gras-, Maissilage aus dem Flachsilo und Kraftfutter holt er mit Greifzange bzw. Schaufel bestücktem Teleskoplader. „Aber auch ganz Heurundballen kann der Mischer problemlos einmischen“, hat Hörandner festgestellt. Sowohl Fürst als auch Hörandner schalten schon während des Befüllens über die Funkfernsteuerung frühzeitig die Mischschnecken ein. Diese werden von einem 25 kW-Elektromotor angetrieben. Nach Aussage von Hersteller Christoph Scherfler ist der Motor aber mit einem Leistungspolster ausgestattet: „Er nimmt nicht mehr als 15 bis 16 kW Leistung auf, auch nicht beim Mischen.“
Für die Schnecken gibt es neben einer Geschwindigkeit für den Normalbetrieb auch eine schnellere Stufe für das Entleeren. Mit den Mischergebnissen sind beide Betriebe zufrieden. „Die Messer schneiden das Futter ziemlich exakt auf 4 cm Länge“, so Lukas Hörandner. „Und die Mischung ist sehr homogen.“
Praktische Funkbedienung:
Von der Funkfernbedienung sind beide Betriebsleiter besonders angetan. „Diese ist auch für Ungeübte einfach zu bedienen. Damit wird der Futter-Mischer quasi zu einem großen Spielzeug. Bei uns kann jetzt jeder das Füttern übernehmen“, so Hörandner. „Ein weiterer Vorteil gegenüber dem traktorgezogenen Mischer ist, dass die Elektrotechnik geräuscharm und ohne Abgase funktioniert. Zudem wird der Futtertisch nie verschmutzt, weil der Mischer immer unter Dach steht.“
Michael Fürst hebt zudem hervor: „Bei der bisherigen Technik mit Traktor hatte ich etwa 2 000 € Spritkosten pro Jahr. Mit dem e-drive dürfte ich auf etwa 300 € für den Stromverbrauch kommen.“ Damit spart er hier 1 700 € jährlich. Nicht eingerechnet sind hier die Abschreibung und Abnutzung eines Traktors.
Zurück zur Fütterung: Nach Ende des Mischvorganges setzen die Betriebsleiter den Mischer per Funk in Gang. Die Zweischneckenmodelle werden von jeweils zwei Fahrmotoren links und rechts der Vorderachse angetrieben. Hörandners haben sich von Scherfler für den Futteraustrag am hinteren Ende des Mischers ein Futterband anbauen lassen. Michael Fürst hat an seinem Mischer lediglich eine Luke mit Gummiabschirmung. Beide Betriebsleiter beziffern die für gesamten Fütterungsvorgang benötigte Arbeitszeit mit etwa einer halben Stunde.
Wo ist noch Potenzial?
Ein Manko hat Fürst festgestellt: Er hat sich auf die Schnecken ein zusätzliches Verschleißkit installieren lassen, um die Abnutzung zu minimieren. Die Technik funktioniere zwar gut, so Fürst. „Problem ist, dass nicht das gesamte Futter aus dem Behälter herausfällt.“ Dazu Scherfler: „Ich arbeite an einer Lösung mit einem Zusatzmotor, der die Schnecken bei Bedarf noch stärker beschleunigt. Damit sollte das Problem behoben werden.“
Kollege Wolfgang Hörandner sieht beim Fahrantrieb noch Potenzial. „Wir hatten eine 4,5 cm hohe Stufe, die hat das Gerät nicht überwunden, wenn bis zu 5 000 kg Futter drinnen waren. Deshalb haben wir hier eine kleine Rampe bauen müssen.“ Auch dies hat Christoph Scherfler bereits erkannt. „Der bisherige Fahrmotor war für dieses Modell zu klein. Deshalb werden wir künftig einen stärkeren Motor einsetzen.“
Unterm Strich sind beide Betriebe voll zufrieden mit ihrem elektrischen Mischer. Sowohl Hörandners als auch Fürst sind überzeugt, dass sich der gegenüber der traktorgezogenen Variante um etwa ein Drittel höhere Preis ihres Mischers durchaus bezahlt macht.