Beim Landesverbandstag des Unabhängigen Bauernverbandes (UBV) am 31. Juli 2022 beim Wirt’z Kaltenmarkt in Münzkirchen wurde ÖR Karl Keplinger als Obmann mit 100 % Zustimmung in seinem Amt bestätigt.
Zu seinen Stellvertretern wurden Gudrun Roitner, Diana Nöbauer, Ilse Feldbauer, Georg Schickbauer, Klaus Wimmesberger und Hannes Winklehner gewählt. Wolfgang Werner Neubacher-Kremeier, ÖR Stefan Wurm und Christian Kernecker bekleiden das Amt des Schriftführers. Zum Kassier und Organisationsreferent wurde ÖR Johann Großpötzl gewählt.
"Tierprämie für höhere Tierwohl-Kosten notwendig"
"Unsere Forderungen sind der Inflationsausgleich und nicht mehr als 1 % Kontrollen", erklärte Obmann Karl Keplinger in seiner Rede. Als weitere Forderungen nannte er ein Jagdgesetz, welches die Grundeigentümer stärkt und eine Naturverjüngung ohne Zaun zulässt, sowie eine Entnahme des Wolfes möglich macht.
Darüber hinaus brauche es eine Tierwohl-Prämie, um die hohen Auflagen der Bauern für mehr Tierwohl abzudecken. Günther Felßner, Vizepräsident des Bayerischen Bauernverbandes, war in seinem Hauptreferat u.a. genau auf diese Thematik eingegangen, so Keplinger. So habe die Borchert-Kommission in Deutschland festgestellt, dass die höheren Produktionskosten weder vom Handel noch vom Verbraucher abgegolten werden. Diese Kosten bezifferte Felßner für Deutschlands Tierhaltung auf 6 Mrd. € jährlich, so Keplinger weiter. In Bayern habe man sich deshalb entschlossen, zunächst den am meisten von der auseinanderdriftenden Preis-Kostenschere betroffenen Schweinehaltern mit 250 €/GVE und ha unter die Arme zu greifen. Keplinger meinte, dass auch in Österreich die auf die Bauern zukommenden höheren Kosten von der Bundes- und Landesregierung übernommen werden sollten. ER nannte hier eine notwendige Ausgleichszahlung in Höhe von 100 €/GVE und ha.
Anlässlich des 70 Jahr Jubiläums des Unabhängigen Bauernverbandes gab Johann Großpötzl einen kleinen historischen Rückblick. Unter anderem meinte er: "Bereits 1952 waren die Themen jener Säulen klar, auf den der Bauernverband gebaut werden sollte: die Überparteilichkeit und der kostendeckende Preis um dem Bauernstand die Zukunft zu sichern." Diese Ideologie sei bis heute geblieben und wichtiger denn je – eine Vertretung der Bauern, die von keiner politischen Partei gesteuert sei.
Kudlichpreise an Zahnt und Felßner
Den Hans-Kudlich-Award erhielten Erich Zahnt aus Niederösterreich und Günther Felßner, Vizepräsident des Bayerischen Bauernverbandes. Mit diesem Preis werden vor allem ehrenamtlich tätige Bauern ausgezeichnet, die sich jahrelang große Verdienste um die Bauernschaft erwarben.
Eine besondere Ehre waren die Grußworte von Hans Kudlichs Großneffen, DI Walter Kudlich aus Burghausen. Er nannte u.a. folgende Meilensteine auf dem Lebensweg seines Großonkels: Der aus Lobenstein (im heutigen Tschechien) stammende Kudlich wurde 1848 im Alter von 24 Jahren zum jüngsten Reichstagsabgeordneten gewählt. Kurz danach stellte er den Antrag zur Aufhebung der Leibeigenschaft der Bauern im Habsburger Reich, der ihm den Ehrentitel „Bauernbefreier“ einbrachte.
Der Antrag wurde, leicht abgewandelt, vom Reichstag beschlossen und am noch im selben Jahr 1848 in Kraft gesetzt. Diese Initiative leitete die größte Eigentumsverschiebung in der österreichischen Geschichte ein. Wegen seiner aktiven Teilnahme am Wiener Oktoberaufstand 1848 und am Pfälzischen Aufstand 1849 wurde er zweimal zum Tode verurteilt, weshalb er in die USA auswanderte und in New Jersey eine Arztpraxis eröffnete. Nachdem er 1867 besuchte er mehrmals die alte Heimat in Mähren und empfing zahlreiche Ehrungen. Kudlich starb 1917 im Alter von 94 Jahren. Heute erinnert eine Gedenktafel im ehemaligen Niederösterreichischen Landhaus an den Politiker; bereits 1872 wurde in Favoriten die Kudlichgasse nach ihm benannt genauso wie in Linz.