Seminarort war das neu errichtete Getreidelager des ÖKL-Obmannes DI Stefan Dworzak in Hornstein (Burgenland). Die Lagerkapazität von 4.000 Tonnen ist dessen größerem Gutsbetrieb angepasst. Dennoch gelten die Aussagen des Vortragenden auch für kleinere Lager. Als solcher konnte der Geschäftsführer des RKL (Rationalisierungs-Kuratorium für Landwirtschaft) und einer „der“ Getreidelagerungs- und Trocknungsspezialisten Deutschlands, Albert Spreu gewonnen werden. Gleich eingangs stellte er fest, dass weltweit – freilich mit großen regionalen Unterschieden – 10 bis 20 % der Ernte im Lager verderben oder von Schädlingen (am meisten Insekten, weniger durch Wirbeltiere) aufgefressen werden. Er unterstrich so die Bedeutung richtiger Lagerung und Trocknung.
Anschließend relativierte er den etwas provokanten Satz: „Ein Getreidelager rechnet sich nie, aber lohnt sich immer“: Gemeint ist, dass ein eigenes Lager z.B. vermeidet, dass der Mähdrescher mangels Abfuhrkapazität oder infolge langen Wartens auf das Abladen zum Stehen kommt. Dworzak ergänzte, dass das Einlagern in der Hoffnung auf steigende Preis etwa einmal in fünf Jahren gerechtfertigt sei. Vielmehr könne er durch Mischen unterschiedlicher Qualitäten binnen kurzer Zeit nachgefragte Partien andienen oder bei kritischer Witterung länger dreschen, indem zu Partien vom frühen Vormittag mit jenen mit unter 14% und somit zu trockenen vom Nachmittag gemischt werden.
Die Getreidearten zeigen ein unterschiedliches Trocknungsverhalten und die Feuchtigkeit hat in langgestreckten Körnern einen kürzeren Weg nach außen zurückzulegen als im in dieser Hinsicht ungünstiger geformten Mais. Von der Kornform abhängig ist auch die Strömungswiderstand beim Belüften. So weist Raps den zweieinhalbfachen von Weizen auf, während er im Mais nur bei zwei Dritteln liegt. Zu unterscheiden ist die technische (lagerfähiges, trockenes Getreide) Reife von der physiologischen Reife, bis zu der etliche enzymatische Umsetzungsprozesse ablaufen.
Spreu ging speziell auf die Umlauftrockner im Gleich-, Gegen- und Querstromprinzip ein. Bei hohen Temperaturen leidet die Keimfähigkeit insbesondere im Zusammenhang mit hohen Feuchtegehalten. Mittels „Flow-Meter“ (auf das Getreide aufgesetzter Trichter) kann ohne jede Elektronik die gleichmäßige Durchströmung überprüft werden.
Junge Mäuse können durch 6 mm breite Spalten ins Lager eindringen und sich vermehren; wenn das Getreide 15% Feuchtigkeit aufweist, kommen sie sogar ohne zusätzliches Wasser aus. Anders die Ratten, welche abwandern, wenn sie im Umkreis von ca. 300 Metern um das Lager kein Wasser vorfinden. Die „Ratten“ der Lüfte haben wie andere Vögel in einem abgedunkelten Lager keine Orientierung. Dagegen sollte man für Uhus und Käuze eigene Kästen aufstellen. Kleiner, aber dennoch schädlicher sind Käfer. Eine Lanze brach Spreu in diesem Zusammenhang für das auch im Biolandbau zugelassene Kieselgur aus feinst gemahlenen Kieselalgen: auf die obersten Lagen des Getreides ausgebracht schädigt es die Wachsschicht an den Gelenken der Käfer, wodurch sie hier Feuchtigkeit verlieren und so austrocknen. Unter Umständen muss die oberste Lage nach dem Auslagern noch über den Windsichter gehen, damit der mineralische Wirkstoff nicht die Mahlwalzen in Mitleidenschaft zieht. Letztlich auch zur Lagerhygiene zählt, dass etwa Ladefahrzeuge mit lebensmittelechtem Fett abgeschmiert werden.
Im Lagerbuch werden schließlich z.B. Hygienemaßnahmen, Lufttemperaturen, Feuchten, Tonnagen… vermerkt.