Seit Monaten fordern die Molkereien höhere Preise vom Lebensmitteleinzelhandel (LEH). Begründet wird das mit den teils horrenden Teuerungen in der Produktion. Allerdings sind auch die Kosten der Milchbauern stark gestiegen. Daher gingen einzelne Molkereien gegenüber ihren Lieferanten beim Milchgeld schon in Vorleistung.
Indes ziehen sich die Preisverhandlungen mit dem LEH schon länger hin. Nur Hofer hat schon abgeschlossen – allerdings nur im Ausmaß von 50 bis 60 % der von den Milchverarbeitern geforderten Preisanhebung von 5 bis 7 % .
Poppmeier gegen Preisforderungen
Nun sorgte der seit Jänner agierende neue Spar-Vorstandsvorsitzende Mag. Fritz Poppmeier mit einem Paukenschlag. Bei diesem stoßen Milchbauern, die höhere Preise fordern, tendenziell auf taube Ohren, berichtete die Tageszeitung Kurier. „Es mag sein, dass einzelne bäuerliche Betriebe zu wenig einnehmen, aber das hat nichts mit den Supermarktpreisen zu tun. Hier haben wir ein Systemproblem“, findet Poppmeier. Er verweist darauf, dass 40 % der heimischen Milch in den Export fließen und dort würden eben viel schlechtere Preise erzielt werden als am Heimmarkt. Schlicht, weil die kleinstrukturierte österreichische Landwirtschaft dort auf Weltmarktpreise trifft.
Für Johann Költringer von der Vereinigung der österreichischen Milchverarbeiter (VÖM) ist das Poppmeier-Argument kein neues. Tatsächlich dürften die Molkereien sogar eine Exportquote von 45 % erreichen. „Österreichische Qualitätsprodukte sind eben gefragt. Im Gegenzug kommen wieder 30% Molkereiprodukte ins Land und die werden größtenteis vom LEH und dem Großhandel vermarktet. Allerdings oft zu Billigstpreisen, weil sie die österreichischen Standards nicht erfüllen können“, so der VÖM-Geschäftsführer gegenüber top agrar Österreich.
Die Spar-Gruppe hatte 2020 sehr gut verdient. Alleine der Nettoumsatz des Österreich-Konzerns (ohne dem Sportartikler Hervis) stieg von 6,42 auf 7,48 Mrd. €. Ein Plus von sagenhaften 16,5 %.
VÖM sieht LEH in größerer Verantwortung
Der VÖM-Mann mahnt mehr Selbstreflexion bei den LEH-Bossen ein: „Wenn die Großen Drei mit 85 % schon den Markt beherrschen, wäre mehr Verantwortungsgefühl nötig. Es darf nicht nur um die Wertschöpfung des Handels gehen, sondern der Milchbauer und seine Molkerei müssen auch überleben können und etwas verdienen dürfen“, gibt Költringer zu bedenken. Und: „Die Molkereien und Milchbauern wollen ja nur die Mehrkosten in der Produktion abgedeckt haben.“
Trotzdem hofft die VÖM auf einen baldigen Abschluss. Preisverhandlungen wären nie leicht. Doch man sei zuversichtlich, dass es bald eine Einigung geben kann, mit der der LEH, die Bauern und die Verarbeiter leben können, so die VÖM.
Update um 15 Uhr: Der letzte Absatz wurde ergänzt.